Rezension zu "ART ARKTIS" von Dietmar Baum
Vielleicht wäre es manchmal ganz gut, wenn sich Menschen selbst an das halten würden, was sie ihren Büchern als Leitgedanken voranstellen. Dieser wunderbare Bildband lebt von seinen Fotografien. Einige der sehr kurzen und wenigen Textbeiträge hingegen hinterlassen einen eher seltsamen Eindruck.
Die Fotografien sind ein Traum, gemalt von der eisigen Natur in kargen, aber dennoch kräftigen Farben, bei denen Blautöne überwiegen. Die beiden Autoren waren einige wenige Wochen in den antarktischen Eiswüsten unterwegs und haben dabei ihre Eindrücke und ihre Sicht fotografisch festgehalten. Wahrscheinlich wird jeder, der diese für uns ungewohnte Natur in ihren gewaltigen Dimensionen und ihrer scheinbaren Lebensfeindlichkeit selbst zu Gesicht bekommt, überwältigt sein. Nach meinem Eindruck gelingt es den beiden Autoren ausgezeichnet, dieses Gefühl über ihre Bilder auch dem entfernten Betrachter nahe zu bringen.
Gleichzeitig versuchen sie auch, etwas Systematik in ihren fotografischen Reisebericht zu bringen. So zeigen sie dem Betrachter Bilder aus der Welt der Orcas, der Pinguine und anderer Tiere, deren Lebensraum dieses ewige Eis ist. Allerdings hätten sie es besser bei den Bildern belassen sollen. Die Texte nämlich verderben den sehr guten Eindruck der Bilder etwas, weil sie lehrreich sein wollen, aber nicht immer zu den Bildern passen. Der Text über die Orcas vermittelt das Gefühl, man könne etwas aus diesem Buch über sie lernen. Doch die völlig unspektakulären Bilder geben das nicht her.
Bei den Pinguinen findet man bessere Bilder. Dann liest man, das eingeschleppte Katzen und Ratten das Überleben einiger Arten gefährden würden. Die Bilder zeigen eher das Gegenteil, und von Ratten und Katzen findet man keine Spur. Und natürlich sieht man sich an anderen Textstellen erwartungsgemäß mit der angstmachenden Formulierungen konfrontiert, dass dieser Kontinent sehr fragil wäre und die Menschheit kurz davor stünde ihn zu zerstören. Die Bilder zeigen das jedoch nicht.
Ich möchte keineswegs den tollen Eindruck mindern, den die hervorragenden Fotografien dieses Bandes hinterlassen, kann mir aber dennoch nicht verkneifen, folgende Sätze zu zitieren, die man am Ende des Buches findet: "Naturgemäß schaffen die Antarktis-Bilder auch die urfotografische Leistung des zeitgebundenen Dokuments." Und weiter: "Die Lichtstimmungen, die magischen Momente, das Formenspiel der Landschaft oder ein nasses Robbenfell werden zum emotional bewegenden, tiefgründigen Seherlebnis."
Die wunderschönen Bilder dieses Buches hätten einfühlsamere und weniger verschwurbelte Texte verdient.