Man kann dem Autor hier wirklich nichts vorwerfen, denn wie sollte irgendjemand so viele Informationen auf so wenig Platz unterbringen? Wenn man dieses Buch liest, hat man das Gefühl, von einer Lawine an Informationen überschüttet zu werden. Wie eine Splitterbombe gefüllt mit Namen und Daten. Im Eiltempo schreiten wir durch 1.500 Jahre indischer Geschichte. Das Buch hier schließt direkt ans hervorragende Das alte Indien von Michael Witzel aus derselben Reihe an. Die beiden könnten aber nicht unterschiedlicher sein. Während in Das alte Indien auch ausführlich auf Kultur, Religion und Alltag eingegangen wird, habe wir hier nur Ereignisgeschichte, wie in einem bis zum Bersten gefüllten Koffer.
Wer einen Überblick über das bekommen möchte, was in Indien passiert ist, der hat hiermit ein wunderbares Werk. Die Übersicht bei dieser Flut an Informationen zu behalten ist nicht einfach, zumal der Autor nicht nur zeitlich flott voranschreitet, sondern auch noch regional herumspringt und sehr viel bei einer Erwähnung in einem Nebensatz belässt. Aber das soll keine Kritik sein, denn in meinen Augen hat der Autor aus den Verlagsvorgaben das beste herausgeholt. Ich persönlich hätte mir hier eine Aufteilung in zwei Bände gewünscht, damit man einfach mehr auf verschiedene Details und andere Aspekte eingehen kann.
Fazit: Ich kann das Büchlein durchaus empfehlen, wenn das Begehr eben ist, einfach mal für die Ereignisse in Indien einen roten Faden zu erhalten. Denn das macht es super.
Dietmar Rothermund
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Dietmar Rothermund
Geschichte Indiens
Mahatma Gandhi
Gandhi
Krisenherd Kaschmir
Indien (5078 610)
Neue Rezensionen zu Dietmar Rothermund
Der Autor schreibt hier mit kurzen, aber sehr verständlichen, Worten die Geschichte Indiens von der Zeit des Mittelalters bis hin in unsere Zeit auf. Er schneidet Themen wie die Religionenvielfalt, die Kasten und auch die Politik des Landes an.
Jeder der sich für das Land mehr als nur für all die Seheswürdigkeiten interessiert, der bekommt hier einen guten Eindruck von Indien.
Zieht man in Betracht, dass Indien neben oder gar noch vor China die Zukunft gehören dürfte, dann sollte man sich auch ein wenig für die Geschichte Indiens interessieren. Es muss ja nicht gleich die ganze Geschichte dieses vorderasiatischen Landes sein. Die vom Mittelalter bis zur Gegenwart (bereits 2006 in 2., aktualisierter Auflage bei C.H.Beck erschienen) genügt vollauf. Sie informiert den jungen Geschäftsmann, für den Grundkenntnisse über die indische Geschichte eventuell ein Muss sind. Und sie bringt selbstverständlich gleichermaßen etwas für jeden nicht nur kommerziell an Indien Interessierten.
Es ist nun nicht Sache eines Rezensenten wiederzugeben, was Rothermund für den genannten Zeitraum geschichtlich für erwähnenswert hält. Eher wäre es wissenswert, das geschichtliche Ereignis Indiens aufzuspüren, das Haarmann nicht behandelt hat, das aber unbedingt anzusprechen gewesen wäre, weil es genau so wichtig oder noch wichtiger als die behandelten Themen für die geschichtliche Entwicklung und für das Verständnis der geschichtlichen Zusammenhänge ist. Das bleibt letztlich aber wiederum Rothermund selbst und seinen Kollegen überlassen, denen die Kompetenz dafür zusteht. Als Laie wird man deshalb darauf beschränkt sein, den subjektiven Eindruck festzuhalten, den man bei der Lektüre des Büchleins gewinnen konnte.
Das Buch liest sich leicht. Wenig Fachchinesisch - bzw. wenn ein solcher Kalauer wegen des eingangs gebrachten Vergleichs erlaubt ist, wenig Fachindisch -, keine Passage, die nicht aus sich heraus verständlich ist, sondern Vorkenntnisse voraussetzt, wenig, wenn überhaupt, Spekulationen und keine tendenziösen Beurteilungen (wenn am Ende des Buches von einem „Präventivkrieg“ gegen den Irak die Rede ist, dann ist da der neueste Stand der Erkenntnisse noch nicht aktualisiert oder ich müsste statt des Wortes „keine“ das Wort „kaum“ gebrauchen; anstelle des im Buch verwendeten Bestimmungswortes „Präventiv“ sollte in dem Kompositum besser „Öl“, „Vergeltungs“ oder „Strategie“ stehen). Anderseits auch nicht bloß eine dürre Aneinanderreihung geschichtlicher Daten und Fakten; insbesondere nicht nur eine Aufzählung bewaffneter Auseinandersetzungen . Vielmehr ein meist anschaulich dargestellter Gang durch mehrere Jahrhunderte der indischen Geschichte, bei dem der Blick nicht nur auf politische Ereignisse verengt ist. Kulturelle, religiöse, weltanschauliche und sonstige Parameter, die für Indien von großer Bedeutung sind, werden mitbehandelt. Der Bogen reicht von der indischen Eigenart des Feudalismus bis zum demokratischen Atomstaat (sofern man überhaupt irgendwo auf der Welt von einer demokratischen Legitimierung von Atombomben ausgehen mag), von der Zeit des Entstehens des in Indien heute weit überwiegenden Hinduismus bis zur Aufteilung Britisch-Indiens in die Einzelstaaten Indien und Pakistan (wo der Indus fließt, den wir Deutsche seines Namens wegen gerne in Indien fließen sehen würden) bzw. Zersplitterung in weitere Staaten (Bangladesch, Kaschmir usw.; über Birma/Burma/Myanmar ist allerdings nichts näher ausgeführt), vom Kastenwesen zum Analphabetismus, von Krishna bis Mahatma Gandhi und Nehru etc. Das Buch spricht genauso regional-föderale wie religiöse Eifersüchteleien und Streitereien wie Friedensbemühungen und Massaker an. Weltpolitische Zusammenhänge werden vor allem in den Schlusskapiteln herausgearbeitet.
Ich rechne das Büchlein zu einem der besten aus der Reihe Wissen von C.H.Beck.
Gespräche aus der Community
Community-Statistik
in 33 Bibliotheken
auf 3 Merkzettel
von 1 Leser*innen aktuell gelesen