Rezension zu "Gespenstergeschichten aus 300 Jahren" von Dietrich Weber
Als jemand der sich gerne gruselt, bin ich immer auf der Suche nach Geschichten, die ich noch nicht kenne. Das hübsche Buch „Gespenstergeschichten aus 300 Jahren“ erschien mir da genau richtig. Gerade weil die jüngste Geschichte aus den 80er Jahren stammt, war ich mir ziemlich sicher ein paar Überraschungen zu erleben. Aber die Menschen vergangener Jahrzehnte und Jahrhunderte hatten zum Teil noch eine ganz andere Vorstellung von Grusel und so habe ich es schon oft erlebt, dass mich diese Geschichten oft nicht packen oder zum fürchten bringen können. Und richtig gegruselt habe ich mich tatsächlich nicht, jedoch überkam mich mehrmals ein wohliger Schauer, ein feiner Grusel und das finde ich eigentlich am besten.
Die Gespenstergeschichten selbst sind gut gemischt. Es sind viele bekannte Autoren dabei und gerade die ältesten lassen sich aufgrund der geschwollenen Sprache manchmal recht schwer lesen. Da gibt es Wörter, die einen völlig unbekannt sind, weil sie heute nicht mehr benutzt werden und demzufolge versteht man dann auch das Gruselige an der Erzählung nicht. Zweimal habe ich mich richtig amüsiert, weil Geschichten vorkommen, die in abgewandelter Form bei „X-Factor – Das Unfassbare“ gezeigt wurden. Ob als wahr oder falsch, kann ich mich zwar nicht mehr erinnern, aber in dem Buch sind es einfach ausgedachte Geschichten. Wobei ich sagen muss, dass viele davon wie eine reale Erzählung anmuten. Man wird oft mitten in eine Geschichte hinein geworfen und so kommt es einem vor, als würde man in einer gemütlichen Runde sitzen, wo man einander seine gruseligen, wahren Begebenheiten erzählt. Eine weitere Überraschung war für mich „Das Gespenst von Canterville“. Der Titel war mir wohl bekannt, aber ich wusste weder, dass Oscar Wilde der Autor ist, noch dass es sich um eine so witzige Geschichte handelt.
Die Gespenstergeschichten lesen sich teilweise etwas trocken (genau wie das all zu lange Nachwort), nicht jede konnte mich fesseln, aber insgesamt freue ich mich über ein paar Neuentdeckungen. Von mir gibt es dafür 4 Sterne.