"A wie Ada" von Dilek Güngör ist ein recht schmales Buch, was aber nicht bedeutet, dass nur wenig drinsteht. Oft bedarf es einfach nicht vieler Worte, um etwas Wichtiges und Großes zu sagen! Auch die Optik des Buches finde ich, wie immer beim Verbrecher Verlag, sehr ansprechend. Ich mag diese reduzierte, auf zwei Farben fokussierte Cover sehr!
Es handelt sich bei der Protagonistin Ada um eine Deutsch-Türkin. In Deutschland geboren wächst sie sehr frei auf. Dennoch fühlt sie sich gefangen, in dem türkischen Leben ihrer Eltern, die vieles nicht verstehen, seien es Sachverhalte als auch die Sprache.
In kurzen Kapiteln, in knapp gehaltenen Rückblenden, berichtet Ada von ihrer Kindheit, Jugend und ihrem Erwachsenenleben. So wird deutlich, wie fremd sie sich auch nach Jahren noch fühlt - nicht richtig deutsch, aber auch nicht richtig türkisch und irgendwie auch einfach nicht richtig. Mit ein Grund, warum es ihr zeitlebens schwerfiel, Freunde zu finden... Ada bedeutet Insel, und so fühlt sie sich oft, wie auf einer einsamen Insel...Für mich sind da sehr deutlich autistische Züge erkennbar. Ob das Absicht war, weiß ich nicht, wäre aber denkbar.
Dilek Güngör bedient sich in ihrem Buch einer sehr direkten und offenen Sprache, die mitten ins Herz trifft. Sie redet nicht drumherum, spricht klar und ehrlich, fast poetisch. Es wirkt auf mich so, als möchte Ada nicht nur uns, den Lesern, mitteilen, was sie fühlt und denkt, sondern auch sich selbst! Ich dachte zu Beginn, es geht um eine innere Zerrissenheit einer Frau, die sich weder deutsch noch türkisch fühlt - Ada vermeidet es türkisch zu sprechen! - , aber darum geht es vordergründig gar nicht. Es geht um sie selbst, als Person, als Mensch, um ihr Innerstes!
Mir hat dieses Buch von Dilek Güngör - genau wie "Vater und ich", das ich von ihr bereits gelesen habe - gut gefallen. Sie ermöglich uns den Blick aus einem Winkel, den wir ohne solche Geschichten nicht erfahren würden! Danke dafür!