Rezension zu Die letzte Liebe meiner Mutter von Dimitri Verhulst
Rezension zu "Die letzte Liebe meiner Mutter" von Dimitri Verhulst
von Clari
Rezension
Clarivor 13 Jahren
Die belgische Autor Dimitri Verhulst hat nach seinen vorherigen und preisgekrönten Romanen erneut einen autobiographischen Roman verfasst. Es geht um den elfjährigen Jimmy. Besonders glücklich ist er nicht, als die Mutter nach der Trennung von ihrem trunksüchtigen und gewalttätigen ersten Mann, Jimmys Vater, schon bald mit einem neuen Freund erscheint. Wannes Impens zieht denn auch bald bei ihnen ein, so dass dem erhofften Glück von Jimmy, nun endlich mit der Mutter in Frieden leben zu können, sogleich ein Ende bereitet wird. Zu allem Übel planen die beiden Erwachsenen einen Urlaub im Schwarzwald! Im einfachen Arbeitermilieu sind die Freuden gering und das Leben bietet nur selten Überraschungen. Jimmys Mutter liebt die Fernsehserie „Home Is Where My Children Cry“, was ihrem inzwischen verschwundenen Ehemann überhaupt nicht passte. Auch Wannes ist in seinem Umgang mit der Mutter nicht immer gnädig. Zu allem Übel soll ihn Jimmy auf der anberaumten Schwarzwaldreise auch noch „Vater“ oder „Papa“ nennen,--der Leute wegen! Zwischen Hamburger und Bratwurst, zwischen Bekanntem und Unbekanntem, Vorurteil und Spießertum und zwischen Angst vor allem Neuen und Ungewohnten changiert die Geschichte. Der Tenor liegt in der reflektierenden Beobachtung einer schlichten Familie, die sich mühsam in der fremden Urlaubswelt, in diesem Fall Deutschland, bewegt. Bewährungsproben bieten die Gruppenerlebnisse, denn man möchte „dazu gehören“. Dimitri Verhulst gelingt eine fabelhafte Studie aus dem Unterschichtmilieu. Ironisch und treffend aber durchaus mit empfindend beschreibt er das Klima, in dem man sich immerzu neu orientieren muss und doch so fest in den eigenen Lebensmustern verharrt. Kurz und bündig endet die Geschichte für Jimmy traurig. Rätselhaft bleibt der Schluss der Erzählung, der von leiser Melancholie und Endgültigkeit kündet.