Von New York in ein kleines Schweizer Dörfchen zu ziehen, ist auch für Dinah ein riesiger Schritt. Sie, die zwanzig Jahre in Hongkong als Journalistin gelebt hat, Skandale aufdeckte und sich für die Menschenrechte eingesetzt hat, ist jetzt auch noch vom Großstadtleben mit all ihren Bekannten abgeschnitten. Die Umbauten des Hauses verschlingen das ganze Geld, die Handwerker machen was sie wollen und als zwei ihrer Kinder erkranken, ist sie eigentlich vom Landleben kuriert. Da erscheint am Bett ihres Sohnes Theo ein sonderbarer junger Arzt, der als Heilmittel gegen Asthma Limonade empfiehlt. Empört stellt sie schnell fest, dass nur sie in der Lage ist, ihn zu sehen und zu hören. Der Geist stellt sich als Voltaire heraus, der es sich schnell bei ihr gemütlich macht und ab da steigt der Kaffeekonsum gewaltig.
Dieses Buch wird noch eine Zeitlang bei mir nachwirken, denn nach Beendigung der Lektüre, ist es ein wenig so, als wäre Monsieur Voltaire auch bei mir zu Gast gewesen.
Dieses Buch bzw. Voltaire, hat mir einige Gedankenanstöße gegeben und brachte mich an manchen Stellen zum Schmunzeln. Ich mochte besonders die Stelle, an denen Voltaire anhand von Heidi, E.T und Star Wars, Dinah erklärt, dass Hollywood gerne biblischen Geschichten adaptiert. Das Buch ist keineswegs trocken, vermittelt aber trotzdem sehr viel Wissen über das Leben von Voltaire. Ich muss gestehen, bis zum Lesens dieses Romans, war mir Voltaire eher ein vager Begriff – Das wird sich jetzt ändern, denn Dinah Lee King hat es geschafft mich neugierig auf diesen faszinierenden Mann zu machen.
Da dieses Buch wie eine Autobiographie der Autorin wirkt, sind die Charaktere glaubhaft und sehr bildlich dargestellt. Wer dieses Buch lesen möchte, muss sich auf einige Rückblenden aus ihrer Zeit als Korrespondentin in China gefasst machen, was ich persönlich als sehr schade empfinde, da es mich mehr interessiert hätte, wie sie sich letztlich in der Dorfidylle einlebt. Voltaire gab ihr genügend Gedankenanstöße ihre innere Pompadour wieder zu erwecken und einzusehen, dass man auch von ihrem Standort durchaus noch etwas bewegen kann. Anstatt nach Vorne zu sehen oder in der Gegenwart zu leben, trauert die Autorin mir viel zu sehr ihrem alten, aufregendem Leben nach und schafft es nicht dieses loszulassen.
Es war aber nicht nur die Beziehung von Dinah und Voltaire, die mir gefiel sondern auch die Nebenhandlungen, wie z.B. die ihrer Freundin aus Afrika, die nach einem Schicksalsschlag neuen Lebensmut finden muss.
Dieses Buch ist sicherlich kein Pageturner. Wer Action und einen wirklichen Spannungsbogen erwartet, wird sicherlich enttäuscht. Hier geht es um das Innenleben der Personen, welches in Dialogen und Anekdoten aus dem Leben der Protagonisten dargestellt wird.
Positiv
- Ein Buch das nachwirkt
- Manche Passagen sind sehr amüsant
- Es regt zum Nachdenken an
- Charaktere sehr bildhaft und glaubhaft
- Man erfährt viel über Voltaire und benötigt nicht unbedingt Vorkenntnisse
- Ich habe Lust bekommen mich mit Voltaire zu beschäftigen
Auch die Nebenhandlungen gefielen mir
Neutral
- Die Autorin hat viel von ihrem eigenen Leben einfließen lassen
- Das Buch beinhaltet sehr viele Dialoge
- Es ist kein aufregendes Buch mit großem Spannungsbogen
Negativ
- Es waren mir zu viele Rückblicke auf ihr Leben in China
Fazit: Es ist kein aufregendes Buch, aber mit Sicherheit gehört es zu denen, die noch eine Weile nachklingen.
Ich habe es sehr gerne gelesen