Rezension zu "Bürgerliche Gesellschaft und Kriminalität" von Dirk Blasius
Der Titel assoziiert leicht eine allgemeine Einführung in Kriminalität und bürgerliche Gesellschaft; Blasius betrachtet allerdings nur die Sozialgeschichte Preußens im Vormärz, also der Zeit zwischen 1815 bis 1830. Er arbeitet vor allem mit statistischen Erhebungen, die Inhaftierungen und Kriminalitätszahlen verraten und Rückschlüsse darauf zulassen, welche Straftaten mit welcher Häufigkeit in welcher Gesellschaftsschicht vorwiegend verübt wurden. Dabei macht er deutlich, dass spätestens seit der Wende zum 19. Jahrhundert ein Strukturwandel vollzogen wurde: Richter und Politiker widmeten sich mehr und mehr der Frage, was die Ursachen für konkrete Strafdelikte waren. Warum zum Beispiel war Holzdiebstahl (ein Schwerpunkt der Arbeit) die am häufigsten abgeurteilte Straftat zu jener Zeit? Hinzu kommt eine Änderung in der Organisation des Strafvollzuges, der sich nunmehr hin in die Richtung heutiger Verhältnisse vollzieht. – Die Arbeit ist sehr speziell und insoweit wohl eher etwas für denjenigen, der im Rahmen einer akademischen Arbeit damit arbeiten muss. Die allgemeinen, vom Autor herausgearbeiteten Ergebnisse lassen sich auch sehr gut in einer Überblicksdarstellung über die Geschichte des Strafrechts, Schwerpunkt 19. Jahrhundert, allgemeinverständlich nachlesen. Das Buch ist daher weniger etwas für den interessierten Laien, sondern eher etwas für den Akademiker.