Schreibstil: personaler Erzähler, Präteritum - flüssig, modern, anschaulich-cineastisch
Meine Meinung:
Der Roman hat mich von der ersten Seite an wunderbar unterhalten, vor allem dank seiner großartigen Figuren. Die Hauptprotagonistin Charlie und ihr Dackelmischling Hagbard haben mein Herz im Sturm erobert und mich sofort in die Geschichte hineingezogen. Auch die Nebenfiguren sind mit Liebe zum Detail gezeichnet, inklusive ihrer köstlichen Namen wie Serafina-Gwyneth. Das Ergebnis: ein ungewöhnliches, schrilles, skurriles und zugleich glaubwürdiges Ensemble, das durch Menschlichkeit und Unterschiedlichkeit besticht.
Besonders berührt hat mich die einfühlsame Darstellung der psychischen Erkrankung, mit der sowohl Charlie als auch ihr Vater leben. Diese Ebene verleiht Charlies Denken und Handeln Tiefe und macht sie umso greifbarer.
Das Setting im Sauerland ist ebenso lebendig. Obwohl ich noch nie dort war, habe ich die Orte nun klar vor Augen. Einige Dialoge versprühen herrliches Lokalkolorit und haben mich laut auflachen lassen wie etwa: „Wir sind nicht so unordentlich als wie du.“ (S. 165). Humor zeigt sich nicht nur in den Gesprächen, sondern blitzt auch in den Charakterzeichnungen und zwischen den Zeilen auf.
Der Schreibstil ist anschaulich und filmisch: Szenen wechseln schnell wie Kameraschnitte, oft mit einem Heranzoomen auf Details. Durch diese Fülle an Beobachtungen entstehen lebendige Bilder im Kopf. Hin und wieder tauchen auch besonders einprägsame sprachliche Bilder auf, etwa: „Unruhe hatte von ihrem Körper Besitz ergriffen, und ihr Gehirn blubberte wie Spaghetti in kochendem Wasser.“ (S. 158).
Der Spannungsbogen bleibt durchgehend straff, ohne Durchhänger, und wird bis zum Ende von geschickten Twists getragen.
Ein kleiner Stolperstein zu Beginn war für mich der ungewöhnliche Buchsatz. Die Dialoge wechseln ohne Zeilenumbruch zwischen den Sprecher:innen, Absätze wirken manchmal willkürlich gesetzt. Nach einer kurzen Eingewöhnung störte mich das jedoch nicht mehr – und ich konnte die Geschichte ungebremst genießen.


