Rezension zu "Pilgervater, Teil 1" von Dirk Wehner
Wie viele Menschen, die gerne lesen und auch selber gerne schreiben, spukt in meinem Hinterkopf auch schon eine ganze Weile der Gedanke, ein Buch zu schreiben. Nun habe ich aber bereits die Grenze zum Schwabenalter überschritten, und es ist dann schon immer frustrierend, festzustellen, wie jung die Nachwuchsautoren mittlerweile sind...
Dirk Wehner, der Autor des Romans "Pilgervater" ist Jahrgang 1986 und zählt somit zarte 26 Lenze. Seufz...und nicht nur, dass er eine ganze Ecke jünger ist als ich, er hat auch ein wirklich gutes Erstlingswerk zustande gebracht!
In "Pilgervater" geht es um Lord Mehaldrich Becker vom Thal, der vom Rat der Region Kelamair ausersehen wird, die eingedrungenen heidnischen Krieger der Kipten zurückzutreiben und zu beseitigen. Er trifft mit seinem Trupp auch auf diesen Stamm, und zunächst sieht es ganz gut aus. Doch sein direkter Gegner, der Anführer - ist eine Frau! Verblüfft von dieser ungewöhnlichen Tatsache, zögert Mehaldrich einen winzigen Moment zu lange, ihr den Todesstoss zu versetzen - und fügt seiner Fraktion damit empfindlichen Schaden zu.
Nach der Rückkehr muss er Rechenschaft ablegen, warum die Schlacht so ausging und er den Sieg verspielt hat. Er kann die vielen bohrenden Fragen nicht beantworten und zieht sich unter Selbstzweifeln immer mehr zurück. Das Volk beginnt ihn zu verhöhnen und zu verachten, und es ist klar, dass er etwas tun muss, um seinen guten Ruf wieder herzustellen. Also beschließt er, sich erneut auf den Weg zu machen, um die Anführern der Kipten zu töten und seine Ehre zurückzuerhalten. Aber wer ist der mysteriöse Pilgervater, nach dem das Buch benannt ist? Welche Rolle wird er spielen?
Das nun beginnende Abenteuer liest sich spannend und flüssig, mit ein, zwei wirklich guten und unerwarteten Ideen. Es gibt da eine ganze besondere Siedlung, über die ich allerdings nicht mehr verraten mag, nur so viel - für Filmemacher wäre das wirklich eine Kulisse, um sich mächtig austoben zu können. Eine tolle Idee, und auch sonst - die Figuren sind lebendig, sympathisch oder eher nicht, die Story ist ohne große Twists spannend und unterhaltsam. So manches Mal mußte ich aufgrund einer deutlichen Äußerung eines der Krieger noch einige Minuten schmunzeln, ja, diese Menschen nehmen wahrlich kein Blatt vor den Mund. Aber es passt in diese rauhe, jedoch herzliche Atmosphäre.
Da dies der Band 1 der Pilgerchroniken ist, werden sicher noch einige Bände folgen, und wenn die ähnlich gut sind, haben sie wirklich eine größere Leserschaft verdient. Leser, die gerne Fantasy oder Mittelalterliches lesen, sollten sich dieses Buch ruhig mal genauer ansehen. Das einzige, was mich ein wenig nervte, sind die zahlreichen, für mich zu zahlreichen Lektoratsfehler, da müsste man noch ein wenig dran arbeiten, damit daraus ein kompletter Lesegenuss entsteht. Aber was nicht ist, kann ja durchaus noch werden - dann gibts beim nächsten Versuch vielleicht sogar volle Punktzahl!