Demon Copperhead ist eine moderne Adaption von Charles Dickens' David Copperfield – und zugleich viel mehr: Sozialstudie, Coming-of-Age-Roman und teilweise fast poetisch schön.
Barbara Kingsolver verleiht Damon aka Demon eine so kraftvolle, unverwechselbare Stimme, dass ich oft das Gefühl hatte, ihn direkt zu hören – zynisch, wütend, voller Galgenhumor. Eine der stärksten erzählerischen Stimmen, die ich je gelesen habe.
Das Buch beleuchtet Themen wie Armut, Vernachlässigung, Drogenabhängigkeit und den Zerfall des Sozialsystems – und macht das so eindringlich, dass ich Demon am liebsten aus dieser Welt hätte herausretten wollen. Turns out: Ich muss ihn gar nicht retten ;)
Trotz der Länge habe ich mich auf keiner Seite verloren gefühlt. Kingsolver schreibt bildhaft, ehrlich und mit einer sprachlichen Kraft, die zugleich erschüttert und tröstet. Es gab Momente, in denen ich vor Wut gekocht habe, Szenen, bei denen ich weinen oder lachen musste – oft beides zugleich.
Auch die Nebenfiguren sind komplex und glaubhaft gezeichnet – niemand bleibt blass, jeder hat eigene Motive, eigene Brüche.
Das Ende? Berührend, klug und genau richtig.
Fazit: Demon Copperhead ist ein literarisches Ausnahmewerk. Wer sich auf eine schonungslose, aber zutiefst menschliche Geschichte einlässt, wird reich belohnt. Kein Wunder, dass Kingsolver dafür mit dem Pulitzer geehrt wurde.