Rezension zu "Die tausend Namen" von Django Wexler
Im Nachwort des Buches bekennt der Autor, dass er von Militärhistorie inspiriert und fasziniert war, unter anderem einem Roman über Napoleons Feldzüge. Und das ist dieses Buch auch in erster Linie: Eine Geschichte voller Heeresschlachten, Kanonendonner und Musketenrauch, und zwischen all dem findet sich dann auch noch ein Quäntchen Fantasy - aber hauptsächlich fühlt es sich an wie Rommels Wüstenfeldzug als Abenteuergeschichte.
In einem fernen, exotischen Königreich wird der regierende Prinz mitsamt seinen ausländischen Unterstützern von religiös angehauchten Rebellen aus seiner Kronstadt vertrieben. Zusammen mit einer kleinen, zerlumpten Kolonistenarmee warten sie auf Verstärkung von der könglichen Armee (technologisch ungefähr auf dem Stand des napoleonischen Militärs). Doch von Bord des Schiffes kommen nur grüne Rekruten, angeführt von dem höchst fähigen und unkonventionellen, aber schwer durchschaubaren Oberst Janus.
Die folgenden 400 Seiten, erzählt aus der Perspektive von Marcus, einem alten Kämpen und Soldat Winter, der ein spezielles Geheimnis hütet, haut und sticht sich Janus' Lumpenarmee den Weg zurück zur Stadt durch zahlreiche kleinere und größere Scharmützel und sogar ein paar ausgewachsene Schlachten, unterbrochen von allerlei Exerzierübungen, die aus der Gurkentruppe eine disziplinierte Einheit machen sollen.
Das liest sich streckenweise unterhaltsam, manchmal sogar richtig aufregend, weil man durch aussichtslos erscheinende Schlachten auch mitfiebert, und viel Zeit auf die Beschreibung von Taktiken und Manöver verwendet wird. Auch die persönlichen Entwicklungen von Marcus und Winter sind durchaus gut geschrieben und lassen einem die Personen ans Herz wachsen.
Nach gefühlt hundertsten Schlacht bekommt das Buch dann allerdings doch seine Längen, weil sich vieles auch (zwangsläufig) wiederholt. Zum Glück nimmt die Handlung danach aber noch mal eine sehr dynamische Wendung, und besinnt sich darauf, dass sie eigentlich Fantasy ist. Das letzte Viertel zieht die Messlatte noch einmal hoch und macht aus einem Roman, der ganz okay ist, ein gutes, spannendes Buch.
Klappentext und Umschlaggestaltung des Titels sind etwas irreführend. Man erwartet klassische Fantasy, und das ist es nicht. Stattdessen bekommt man eher eine Art historischen Militärroman in einer Fantasy-Kulisse, wobei die fantastischen Elemente sehr zurückhaltend bleiben. Wer das Genre mag, wird sich bestimmt gut unterhalten, denn 'Die tausend Namen' ist durchaus gut und packend geschrieben.