Rezension
nr-verlagvor 11 Jahren
Homer und Langley Collyer, der eine blind, der andere durch einer Senfgasvergiftung im ersten Weltkrieg irgendwo zwischen Genie und Wahnsinn zurückgelassen, leben zurückgezogen im herrschaftlichen Wohnsitz ihrer Eltern, die auf einer Kreuzfahrt verunglückten. Anfänglich teilt auch noch Personal das Haus mit ihnen, doch mit der Zeit bewohnen sie es allein, abgesehen von gelegentlichen Besuchen durch Gangster, FBI-Agenten oder Hippies, während sich die Zimmer langsam füllen mit den Spuren von Langleys Sammelleidenschaft, vorwiegend Zeitungen, aber auch einem kompletten Automobil, diversen Fernsehern, Pianos und Grammophonen. Und während diese beiden doch schon recht schrägen Gestalten in dem langsam verfallenden Gemäuer residieren, durchströmt die Weltgeschichte – oder eher die amerikanische Version der Weltgeschichte – das Haus, wird von den beiden Brüdern mit naivem Erstaunen kommentiert, mit Bedeutung versehen und von Homer, dem blinden Chronisten, mit seiner Baille-Schreibmaschine eingefangen.
Ein nettes, leicht skurriles Büchlein (der Zeilenabstand ist bemerkenswert üppig), aus ungewöhnlicher Perspektive beschrieben, das eine angenehme Zwischendurchlektüre in gut lesbarem Englisch – leicht antiquiert, dem Alter des fiktiven Autors entsprechend – darstellt, mich aber leider nicht begeistern konnte.