Cover des Buches Noch mehr Gespenster (ISBN: 9783257213102)
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Rezension zu Noch mehr Gespenster von Dolly Dolittle

Rezension zu "Noch mehr Gespenster" von Dolly Dolittle

von Sonoris vor 13 Jahren

Rezension

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Sonorisvor 13 Jahren
Diese sehr lange Rezension zu den einzelnen Erzählungen ist über einen sehr langen Zeitraum entstanden, da ich die Erzählungen nicht hintereinander weg gelesen habe, sondern über mehrere Jahre. Deswegen kann ich so manche Meinung, die ich damals verfasst hatte, heute nur kommentarlos wiedergeben. Vielleicht sehe ich so manche Erzählung heute anders und kann die ein oder andere sogar verstehen. Heinrich Heine – Doktor Ascher und die Vernunft Diese Geschichte möchte beweisen, dass die Vernunft die Realität manchmal verzerren kann. Doktor Ascher glaubt, nachdem er gestorben und als Gespenst wieder erschienen ist, dass es keine Gespenster gibt. Er gibt als Argumente viele logische Details wieder und zitiert Kant, etc., bis er selbst merkt, dass er eines ist. Eine sehr spannende und schöne Geschichte. *** (fünf Sterne) Washington Irving – Der Student und die fremde Dame Student verliebt sich in eine Frau, die tot ist. Schöne Geschichte um Wahnvorstellungen, unerfüllte Liebe und Hoffnungen. Stil: Schöner Satzbau Stimmung: angenehm, unheimlich. *** Alexander Puschkin – Der Sargmacher Aus meiner Sicht ist das Ende ziemlich belanglos und stellt gar die ganze Geschichte infrage, lässt sie als witzige und sinnlose Geschichte erscheinen. Stil: nicht sehr angenehm. Stimmung: Durch Trinkgelage und lautes und derbes Verhalten entsprechend geprägt. * Heinrich von Kleist – Das Bettelweib von Locarno Geschichte ist ganz nett, aber ein aus meiner Sicht schrecklicher Stil: Sehr umständlich geschrieben und dadurch nicht flüssig lesbar. Die Stimmung leidet darunter. ** Honore De Balzak – Tobias Guarnerius Nette, aber nicht besonders unheimliche Geschichte. Die berühmte Geige Stradivari wird von Tobias nachgebaut mit der Seele seiner Mutter erfüllt. Stil: angenehm, schöner Erzählstil wird aber durch Umständlichkeit geschmälert. Stimmung: nicht sehr angenehm. ** Edgar Allan Poe – Die Tatsachen im Falle Waldemar Sehr schöne und spannende Geschichte um den damals entstehenden Mesmerismus, der bei einem Sterbenden angewandt wird. Dies ist eine typische Poe-Erzählung mit den Themen Tod und Unbegreiflichem. Durch Experimente wird das Unbegreifliche und Neue versucht entstehen zu lassen und Erklärungen zu liefern. Diese Erzählung wurde mit Vincent Price verfilmt. Stil: gut lesbar, was aus meiner Sicht untypisch für das frühe 19. Jahrhundert ist, was allerdings an der Übersetzung liegen kann. Stimmung: sehr angenehm. ** Nicola Gogol – Der verhexte Platz Verstehe den Sinn dieser Erzählung nicht, in der es darum geht, dass ein Platz verhext ist und seine Beschaffenheit ändert. Aber warum dies geschieht und was sich dahinter verbirgt, wird nicht weiter erzählt. Stil: Plump (grobschlächtig), wirkt auf mich durcheinander. Stimmung: grausam, öde und derb. * Pu-Ssung Ling – Das Wandbild Dies ist eine esoterisch-buddhistische Kurzgeschichte, um ein Wandbild, in dem ein Betrachter hineingeht und die Figuren kennenlernt. ** Yakumo Koizumi – Die Päonienlaterne Ebenso eine esoterisch-buddhistische Kurzgeschichte, diesmal um eine Liebesbeziehung, die über mehrere Inkarnationen geht → Vermählung mit einer Toten. Stil: durch die mir fremden Orts- und Personennamen schwer verständlich. Stimmung: angenehm. ** Gottfried Keller – Die Geisterseher Etwas schwer verständlicher Stil, nichtsdestotrotz eine schöne Erzählung mit vielen Emotionen und schöner Stimmung mit einem sehr gefühlvollen aber nicht kitschigen Ende. Es ist, aus meiner Sicht, jedoch keine Gespenstererzählung. Es geht vornehmlich um Liebe, Beziehung zwischen einer Frau und zwei Männern. ** Iwan Turgenjew – Gespenster Belanglose und fiktive Geschichte mit vielen Träumen, in denen der Protagonist mit einem weiblichen Phantom durch die Welt fliegt. Das Phantom verschwindet plötzlich, wie es erschienen ist, ohne Erklärung. * Ambrose Bierce – Eine Sommernacht Eine sehr kurze und mehr oder minder spannende Erzählung. Ambrose Bierce verfügte über einen sehr schönen Schreibstil, die Erzählung vermag es aber nur geringfügig aufzuwerten. Verstehe nicht ganz den Sinn, vielleicht ist sie humorvoll. Ein Mann wurde lebend begraben, dann von drei Männern ausgegraben. Der vermeintlich Tote richtete sich auf, was die Totengräber erschreckte und zwei von ihnen weglaufen ließ. Der Dritte lieferte, den nun Toten den beiden Anderen mit der Forderung das versprochene Geld zu zahlen. Was ist die Aussage dieser Geschichte? Vielleicht mag mir jemand die erläutern. Dennoch ***. O. Henry – Das möblierte Zimmer Schön-schaurige Erzählung mit traurigem Ende. Mann sucht seine Geliebte, die er dann in einem Zimmer anhand ihres Duftes meint, gefunden zu haben. Auf Nachfragen erhält er negative Antworten, er bringt sich um, dann erfährt der Leser, die Lösung. Durch den Wechsel der Perspektive, die dann nur sehr kurz gehalten ist, wird die Stimmung, so wirkt dies auf mich, unterbrochen. Nichtsdestotrotz: ** Guy De Maupassant – Der Horla Eine grandiose Erzählung, in dem ein „neues“ Wesen sich der Seele des Erzählers bemächtigt. Diese Geschichte mag einiges über die geistige Verfassung des Schriftstellers aussagen, in der er sich kurz vor seinem Tod befand, dennoch oder gerade deswegen liegt hiermit eine sehr spannende und geistreiche Erzählung vor, die mit einer sehr schönen Atmosphäre aufwarten kann. Der Autor macht sich philosophische Gedanken um das menschliche Dasein. Ich meine Ähnlichkeit zu Lovecraft´s späterem Werk zu erkennen. *** Anton Cechov – Der schwarze Mönch Dies ist eine sehr aufwühlende und beklemmende Schlüsselgeschichte mit philosophischen Gedanken. Der Mensch strebt nach Höherem, so die Aussage dieser Erzählung. (Stimme mit Aussage dieser Geschichte nicht hundertprozentig überein). Des weiteren stellt die Erzählung einige Haltungen, Einstellungen und Ansichten infrage. Das Ende habe ich abermals nicht ganz verstanden. Werde ich auf jeden Fall noch mal lesen. *** Tania Blixen – Die Geschichte eines Schiffsjungen Die vorliegende Erzählung ist wohl eine Parabel, die aussagen möchte, dass Taten, seien sie gut oder böse, sich gegen die entsprechende Person richtet und sich damit wiederholen (ähnlich der Aussage des Karmagesetzes). Diese Erzählung weist darüber hinaus eine sehr schöne Stimmung und einen sehr angenehmen Stil auf. Deswegen gebe ich: *** Walter De La Mare – Die Prinzessin Bei der letzten Erzählung schwanke ich bei meiner Bewertung: Auf der einen Seite weist sie eine sehr schöne Stimmung und Atmosphäre auf, auf der anderen Seite ist die Aussage der Geschichte für mich nicht nachvollziehbar und die Geschichte nicht flüssig lesbar. Immer wieder verliere ich den Faden und muss manche Sätze zwei- bis dreimal lesen, um wieder in die Geschichte hineinzukommen. Somit gebe ich für die Stimmung/Atmosphäre ** (vier Sterne) und für den Inhalt/Aussage sowie für die Lesbarkeit nur *** (drei Sterne). Diese Anthologie bietet eine sehr schöne Mischung aus Gespenstergeschichten aus der ganzen Welt. Mit unter anderem "Der Horla" von Guy De Maupassant, "Der schwarze Mönch" von Anton Cechov sowie "Die Geschichte eines Schiffsjungen" von Tania Blixen liegen drei grandiose Erzählungen vor, die diesen Band für den Leser von unheimlichen und intelligenten Geschichten aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert unverzichtbar machen.
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