Rezension zu Missing New York von Don Winslow
Don Winslow beweist einmal mehr sein Talent, Stimmungen und Atmosphären meisterhaft einzufangen. Ob es die endlosen Felder von Nebraska, die luxuriösen Strandhäuser der Hamptons oder die pulsierenden, heißen Straßen New Yorks sind – mit jeder Zeile fühlt man sich mitten ins Geschehen versetzt.
Die Handlung selbst mag auf den ersten Blick nicht neu erscheinen, doch Winslow schafft es, von der ersten Seite an Spannung aufzubauen. Das Buch ist ein echter Pageturner, den man kaum aus der Hand legen kann. Anfangs hatte ich Bedenken, ob der Zeitsprung die Geschichte zu abrupt unterbrechen würde, aber Winslows herausragender Stil sorgt dafür, dass alles nahtlos ineinandergreift.
Besonders beeindruckend ist die Charakterzeichnung von Decker, dem Protagonisten. Seine physische und emotionale Entwicklung wird eindringlich geschildert, ohne dass er jemals seine Sympathie verliert. Seine Verbissenheit und sein unerschütterlicher Wille machen ihn umso greifbarer und mitreißender. Auch die Nebenfiguren sind sorgfältig ausgewählt und fügen sich harmonisch in die Geschichte ein, auch wenn der Fokus klar auf Decker liegt – was völlig in Ordnung ist.
Winslows Stil, eine perfekte Mischung aus Noir-Elementen und bissig-witzigen Dialogen, macht das Buch zu einem absoluten Lesevergnügen. Die Kombination aus fesselnder Atmosphäre, großartigen Dialogen und einem starken Hauptcharakter verdient nichts weniger als 5 von 5 Sternen!