Das Cover mit seinen warmen, sonnigen Farben passt sehr gut zum orientalischen Inhalt. Ich habe das Buch aber wegen seines Titels zur Hand genommen.
Es ist ein Familienroman, der im Iran spielt: Der Cafebesitzer ZOD wartet täglich auf Briefe von seiner Tochter Noor, die in den USA lebt. Nach 30 Jahren kommt sie in ihre Heimat zurück und muss sich mit den Traditionen, ihrer Familie, der Unterdrückung der Frau und dem Sinn für ihr weiteres Leben auseinandersetzen.
Die Autorin schafft es geschickt, die Stimmung im Iran, die Düfte des Essens und die Kultur dem Leser nahe zu bringen, so dass sich dieser dort als Teil der Familie fühlt.
Die Personen sind so sympatisch und tiefgründig charakterisiert und dennoch ist das Ende überraschend.
Es ist auf jeden Fall ein Buch, dass Urlaubsgefühle vermittelt, jedoch keine leichte Lektüre für den Stand, sondern ein bewegendes, emotionales und tiefgründiges Werk!
Donia Bijan
Lebenslauf
Alle Bücher von Donia Bijan
Als die Tage nach Zimt schmeckten
Last Days of Café Leila, The
Neue Rezensionen zu Donia Bijan
Das Cover, der Titel sowie der Klappentext veranlassten mich, diesem Buch ein neues Zuhause zu geben. "Als die Tage nach Zimt schmeckten" ist eine Familiengeschichte über mehrere Generationen. Noor, die von ihrem Vater als 18jährige in die USA geschickt wurde, um dort eine Ausbildung zu absolvieren und ein neues Leben beginnen zu können, kehrt nach dem Scheitern ihrer Ehe mit ihrer Teenager-Tochter Lily nach Teheran zurück. Teheran hat sich in den 30 Jahren ihrer Abwesenheit verändert, nichts ist mehr so wie früher. Nichts? Das Café Leila, das Noors Großeltern aufgebaut haben und jetzt von ihrem Vater geleitet wird, ist eine Blase, in der vieles unverändert geblieben ist. Noors Vater hat eine besondere Gabe, er ahnt und erfüllt die Wünsche seiner Gäste, nicht nur mit den Köstlichkeiten der iranischen Küche, sondern vor allem mit Wärme und Humor.
Noor steht im Mittelpunkt dieser Familiengeschichte. Donia Bijan flicht die Vergangenheit geschickt ein, so dass sich nach und nach ein ganzes Bild ergibt. Die Gerüche und Farben Persiens werden zum Leben erweckt. Es wird eine Vielzahl von Gerichten erwähnt, die mir das Wasser im Mund zusammen laufen ließen. Donia Bijan ist nicht nur Schriftstellerin, sondern auch Köchin, ihre Liebe dazu ist dem Roman anzumerken.
Im Gegensatz dazu erlebt Noors Tochter Lily den heutigen Iran. Offensichtlich weiß sie wenig über das Land, aus dem ihre Mutter kommt. Die Menschen, die Art, wie sie leben und die Sprache sind ihr fremd. Ein Ausbruchsversuch hat ungeahnte Folgen.
Donia Bijan erzählt in einer klaren, gut lesbaren Sprache. Ihre Protagonisten liegen ihr am Herzen, sie sind so beschrieben, dass ich sie mir alle gut vorstellen konnte. Sie ertragen ihr Schicksal auf eine fatalistische Art, etwas, das nicht nur Lily fremd ist. Naneh Goli, die Kinderfrau, die es nach einer kurzen Ehe vorgezogen hat, im Haushalt von Zod zu bleiben, der grantelnde Soli, der es nicht erträgt, wenn ein Gast um Salz bittet, Karim, der als Teenager genauso arbeiten muss wie ein Erwachsener und sich sofort in Lily verliebt, und natürlich Zod, der seine Frau auf Händen getragen hat, allen Gästen das Gefühl gibt, zu Hause zu sein und sich für seine beiden Kinder ein besseres Leben in den Vereinigten Staaten gewünscht hat, sie alle werden lebendig. Noor hingegen bleibt eher fremd und distanziert. In San Francisco ist sie trotz eines guten Lebens nicht heimisch geworden, sie bleibt Außenseiterin. Das ist sie auch zurück in Teheran, in einem Land, das sie nicht mehr versteht, auch wenn sie die Sprache spricht. Am Ende des Romans erkennt sie, wohin sie gehört. Etwas, was für mich nicht unerwartet kam.
Fazit: eine Familiengeschichte, die Farben und Düfte des Orients heraufbeschwört, ohne die Gegenwart auszublenden
Rezension zu "Als die Tage nach Zimt schmeckten" von Donia Bijan
Die iranischstämmige US-Autorin Donia Bijan ist eigentlich Köchin, und so wundert es wenig, dass im vorliegenden Roman die persische Küche eine tragende Rolle spielt.
Allerdings hätte sie in meinen Augen sich eher auf die Veröffentlichung einer Rezeptsammlung beschränken, denn als Romancier versuchen sollen. Stilistisch ist die Geschichte in Ordnung, zwar stellt die Sprache keine großen Anforderungen an den Leser, aber das muss Literatur ja nicht zwangsläufig. Dennoch ist dieser Roman nur mittelmäßig.
Bijan will zu viel auf einmal: Sie erzählt eine Familiengeschichte über drei Generationen auf zwei Kontinenten samt Auswanderungsproblematik. Man sollte meinen, das wäre ausreichend Stoff für Spannung und Dramatik, aber nein, es kommt noch die iranische Revolution samt willkürlichen Verhaftungen, Folter und Säureangriffen auf Frauen hinzu. Leider bleibt Bijans Darstellung recht oberflächlich, ein Wikipedia-Eintrag liefert mehr Hintergrundinfos als dieser Roman. Dafür gibt es geradezu ausufernde Schilderungen persischer Gerichte. Mag dies anfangs noch eine Berechtigung darin finden, dass Protagonist Zod ein Hotel mit eigenem Café samt großer Speisekarte betreibt, so fragt man sich doch irgendwann, wieso der Cuisine derart viel Platz eingeräumt wird. Zudem ist das Café in einer eigenartigen Blase, die Revolution findet scheinbar nur vor der Türe statt. Zod schickt zwar seine Kinder ins US-amerikanische Exil, macht aber ansonsten - auch nach der Exekution seiner Frau - weiter wie zuvor.
Die Figuren sind recht stereotyp, der spanische Ehemann ein notorischer Fremdgänger, das verwitwete Kindermädchen völlig auf Haushalt und Erziehung reduziert. Die Protagonistin ist schwach, voller Selbstzweifel, wirkt als ob sie kaum zu einer eigenen Entscheidung fähig ist, nur um gegen Ende des Romans - Vorsicht, Spoiler! - plötzlich auf eigenen Füßen zu stehen. Dieser Twist ist an sich nicht schlecht, doch fehlt völlig die Entwicklung zur Selbständigkeit. Ich möchte als Leser wenigstens erahnen dürfen, wieso die Figuren sich so und nicht anders verhalten.
Das Buch bietet kurzweilige Lesestunden mit ein paar oberflächlichen Einblicken in eine zerrissene persische Familie und intensive atmosphärische Schilderungen der regionalen Küche, mehr aber auch nicht.