Rezension
Eine ganze Menge Leben – so viel ist einem schon zu Beginn klar, denn dieses Buch hat so viele Facetten, so viel schönes zu bieten, dass man es eigentlich nicht aus der Hand legen möchte. Vielschichtige Charaktere sorgen dafür, dass einem das Umblättern einfach so von der Hand geht – und das Buch ist verschlungen, bevor man mitbekommen hat, das man gerade die letzte Seite umgeblättert hat.
Es ist erstaunlich, wie lebensfroh man ein so ernstes, tiefgründiges Thema darstellen kann, ohne dabei zu überdreht oder nicht authentisch zu wirken. Donna Freitas hat einen Spagat hinbekommen, von dem viele Autoren nur träumen können.
Rose ist erst 16, als ihre Mutter stirbt. Sie kommt damit nicht klar, ihr Vater aber noch weniger. Sie schmeißt nicht nur den Haushalt, sondern kümmert sich um alles, was anfällt, wobei sie aber vergisst, ihre eigene Trauer zu verarbeiten. Das ändert sich erst, als sie merkt, dass sie alleine mit den Aufgaben ihrer Mutter nicht mehr fertig wird und Hilfe braucht. Diese bekommt sie von Will, der ebenso zurückhaltend und verschlossen ist wie sie.
Das hat auch seinen Grund – einen, den man anfangs gar nicht erwartet. An Wills Verhalten kann man kaum erkennen, wie es wirklich in ihm aussehen muss – aber die Art, wie Rose ihn schildert, sorgt dafür, dass man ihn verstehen kann, was sofort dafür sorgt, dass er einem ans Herz wächst. Man will sie beide einfach nur behüten und beschützen – das gleiche, was wohl auch Roses Mutter im Sinn hatte, als sie ihrer Tochter das Survival Kit hinterlassen hat.
Es ist unglaublich, wie sanft und vorsichtig diese Geschichte erzählt wird, ohne langweilig zu wirken. Das teilweise gemächliche Tempo sorgt dafür, dass man die Seiten nahezu verschlingt und das Buch nicht mehr aus der Hand legen will.
Einziges Manko (was aber kein Herz kostet) ist, dass man beim Umschlag etwas aufpassen muss, wenn man das Buch in der Hand hält. Die ausgestanzten Elemente verknicken leicht oder reißen ein, sodass man vorsichtig sein muss. Am besten löst man den Umschlag und legt ihn während des Lesens bei Seite – im Regal macht er sich nämlich sehr schön.