Donna Lambo-Weidner

In diesem Buch gibt es keine Drachen. Oder doch? Wieder habe ich ein Buch auf einer Preisverleihung entdeckt – diesmal die Serafina für Illustration – und war direkt von dem Konzept des Buches begeistert. 

Der Titel des Buches versucht eine Erwartungshaltung zu erzeugen, der man bereits bei genauerer Betrachtung des Covers wohl nicht ganz trauen darf. Auch auf den ersten Seiten des Buches ist der Erzähler darauf aus, die LeserInnen auf eine falsche Fährte zu locken, beteuert, dass es in diesem Buch keine Drachen gibt, obwohl es auf der Bildebene ganz anders aussieht. Es ist ein Buch zum Entdecken, ein Buch zum begeisterten „DA!“-Rufen für Groß und Klein. 

Charmant und auf humorvolle Weise wird auf Bild- und Textebene mit kleinen und großen Hinweisen gearbeitet, bis dann schließlich die eigentliche Wahrheit des Buches aufgedeckt wird und die LeserInnen dazu animiert werden, das Buch noch turbulenter zu gestalten. Ein amüsantes Lesevergnügen mit wunderschön ausgearbeiteten Buntstiftzeichnungen. 

Bücher sind Kommunikation in Reinform. Und manchmal sprechen die Autor*innen ganz direkt mit ihren Lesenden. Das finde ich immer besonders entzückend, erst recht, wenn auch noch mit Schein und Sein gespielt wird, einem der großen Themen des Menschseins: Die eigene Wahrnehmung. Daher lieben mein Sohn und ich so wundervolle Titel wie „Finger weg von diesem Buch“ und „Das ist ein Ball“, auch, wenn auf dem Titel eindeutig ein Würfel abgebildet ist – oder nicht?

Daher wusste ich schon beim ersten Mal, als ich das Cover von „Es gibt keine Drachen in diesem Buch“ gesehen habe, dass ich das Buch unbedingt lesen muss. Mittlerweile wurde die Illustratorin Carla Haslbauer auch mit dem Serafina Nachwuchspreis für Illustration 2023 ausgezeichnet und ich kann euch sagen: Komplett verdient!

Es bereitete mir große Freude, Ausschau nach Drachen zu halten. Und tatsächlich gibt es so einige Hinweise, die den Titel des Buches in Frage stellen. Leider ist mein Sohn mit fast 12 schon etwas zu groß, um beim Büchergucken in ein lautes: „Guck mal! Da, da ist ein Drache“ auszubrechen. Dafür war ich selbst einige Male kurz davor. Und mein Sohn war auch immer noch vom Buch sehr amüsiert.

Die Entdeckungen werden vom Buch (und Autorin Donna Lambo-Weidner) immer wieder negiert und so die Kommunikation mit ihren Lesenden aufrecht erhalten. Wir wissen doch, was wir gesehen haben.

„Du siehst Funken? Ach, die! Da sind nur ein paar Funken aus dem Kamin gesprungen, das ist alles.“

Dieses Spiel mit der Wahrnehmung macht einfach Spaß. Bis zu einem gewissen Alter können Kinder ja noch nicht lügen, weil sie die Differenz zwischen der eigenen Wahrnehmung und der anderer erst einmal unterscheiden können müssen. Dann macht ihnen dieser Unterschied aber besonders viel Spaß. Darum ist 4 Jahre vermutlich das ideale Lesealter für „Es gibt keine Drachen in diesem Buch“ – aber auch größere Kinder und Erwachsene haben hier noch richtig Spaß.

Zauberhaft! 5 von 5 Sternen.

🦊 ab 4

📄 32 Seiten

📖 NordSüd Verlag @nordsuedverlag

🖊️ Carla Haslbauer @carlahaslstaub

🎨 Donna Lambo-Weidner

⁉️ Mitmachbuch

🦌Worum geht es?🦌

Im Buch geht es um Drachen. Zumindest sehen wir Drachen oder Ausschnitte von Drachen in diesem Buch. Doch das Buch selbst will uns auf witzige Art und Weise weiß machen, dass es keine Drachen, sondern es andere, für das Buch logische Gründe gibt, warum wir gerade in der jeweiligen Szene einen Drachen sehen.

🦌Mein Eindruck:🦌

Dieses Buch ist für Kinder unglaublich witzig, zumal immer wieder Drachen zu sehen sind. Doch die Erklärungen des Buches sind teilweise so abstrus, dass man nicht drumherum kommt zu lachen. Toll finde ich auch, dass die Lesenden hier direkt eingebunden werden. Ein kleines Manko sind die Illustrationen. Sie beinhalten zwar extrem viele Details, die es zu entdecken gilt, aber ich bin persönlich kein großer Fan von solchen Buntstiftzeichnungen, da sie etwas kindlich wirken. Mag aber sein, dass Kinder anders darüber denken, da sie sich hier sehr gut aufgehoben fühlen. 

Bewertung: 🦊🦊🦊🦊

Viel Freude beim Lesen, Vorlesen und Träumen. 🦊