Cover des Buches Stille Wasser (ISBN: 9783257069884)
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Rezension zu Stille Wasser von Donna Leon

Alles beim Alten in der Serenissima

von Havers vor 7 Jahren

Rezension

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Haversvor 7 Jahren

Nach einer simulierten Herzattacke, mit der Brunetti einen ungestümen Kollegen davor bewahren möchte, eine Dummheit im Affekt zu begehen, muss sich der Commissario in ärztliche Behandlung begeben. Offenbar fordern 25 Dienstjahre doch ihren Tribut, denn die Ergebnisse der Routineuntersuchung zeigen Auffälligkeiten. Und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Ärztin ihm eine Auszeit zur Regeneration vorschlägt. Nur gut, dass Paolas Tante in der Lagune auf Sant‘ Erasmo, der „Gemüseinsel“, eine Villa besitzt, die nicht genutzt wird. Dort richtet sich Brunetti nun für die kommenden Wochen ein. Natürlich mit seinen geliebten Büchern im Gepäck, um der Langeweile zu entfliehen. Völlig überflüssig, wie sich herausstellt, denn Davide Casati, der Verwalter des Anwesens, ist ein Freund seines verstorbenen Vaters und dessen ehemaliger Bootskamerad. Er nimmt Brunetti unter seine Fittiche und zeigt diesem auf ihren gemeinsamen Ruderausflügen nicht nur die beeindruckenden Schönheiten der Lagune, sondern auch die verheerenden Folgen, die das Eingreifen der Menschen in dieses einzigartige Ökosystem hat. Doch dann trifft ein Unwetter Sant‘ Erasmo, und am nächsten Morgen ist Davide Casati spurlos verschwunden…

„Stille Wasser“, so der Titel des neuen Kriminalromans von Donna Leon, ist einer der besten Bände der Reihe. Die verschiedenen Personen sind überzeugend und lebendig gezeichnet, allen voran Davide Casati, der gute Mensch, der unbedacht gehandelt hat und deshalb von Schuldgefühlen geplagt wird, aber auch seine ehemaligen Kollegen, die sich ihre Schuld vergolden lassen.

Und wie wir es von der Autorin seit nunmehr 25 Bänden gewohnt sind, entwickelt sie diese Story routiniert. Eine aktuelle Note erhält die Geschichte durch Casatis „Mädchen“, seine Bienen, deren Stöcke er an verschiedenen Stellen in der Lagune verteilt hat. Als ein Volk nach dem anderen stirbt, erkennt er, dass jede Aktion eine Reaktion zur Folge hat – auch wenn oft andere für die eigene Schuld bezahlen müssen.

Sind wir doch mal ehrlich: die Brunetti-Krimis lesen wir nicht wegen der nervenzerfetzenden Hochspannung, sondern weil wir die besondere Atmosphäre lieben, die sie jedes Mal aufs Neue garantieren. Und die Themen, mit denen Donna Leon in „Stille Wasser“ den venezianischen Commissario sowie ihre Leser konfrontiert, sind auch nicht neu, haben aber von ihrer Aktualität nichts verloren und scheinen die Autorin immer wieder umzutreiben: Der rücksichtslose Umgang mit der Natur. Profitinteressen, die über allem stehen. Bestechlichkeit und Schweigen, erkauft mit hohen Beträgen. Von daher - alles beim Alten in der Serenissima!

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