Rezension zu Verschwiegene Kanäle von Donna Leon
Mord oder Selbstmord - das ist hier die Frage
von katiandbooks
Kurzmeinung: Ein eher durchschnittlicher Fall, der durch das tolle Ende um einiges aufgewertet wurde.
Rezension
katiandbooksvor 8 Jahren
In einer Militärschule für Jungen wird ein Schüler erhängt aufgefunden. Grundsätzlich misstrauisch glaubt Commissario Brunetti jedoch nicht an einen Selbstmord und ermittelt im Umfeld des Toten und der Schule, obwohl einige etwas dagegen haben, unter ihnen natürlich mal wieder sein Chef.
Der Klappentext verspricht mehr Verschwörungen, als das Buch hält: eine "Mauer des Schweigens", "niemand will Genaueres wissen", "gedrillte Mitschüler", "militärische und politische Macht". Ja, alles drin, das ist schon richtig, aber ich hätte es vorherrschender erwartet. Stattdessen lässt Brunetti seine Kollegen hauptsächlich mit den Schülern reden, und denen folgt der Roman nicht. Auch wird nur der Schuldirektor vernommen, der natürlich nicht sonderlich kommunikativ ist. Andere Lehrer kommen nicht zu Wort.
Statt eines reißerischen Polit-Militär-Krimis mit manipulierten Jugendlichen gibt es einen "Brunetti" der gewohnten Art: der Commissario will die Wahrheit ans Licht bringen und geht immer schön pünktlich zum Mittagessen; Signorina Elettra macht ihre halb-kriminellen Recherchearbeiten, der Vice-Questore will bloß kein Aufsehen erregen. Aber das Buch kann natürlich nichts dafür, wenn der Klappentext aufregender daherkommt. Trotzdem kommt mir der Fall eher durchschnittlich vor.
Ich habe auch nicht ganz verstanden, warum Brunetti von Anfang an nicht an die Selbstmordtheorie glauben will. Die Mutter des Jungen glaubt ebenfalls nicht daran, und es wird erstaunlich schnell akzeptiert, dass "eine Mutter so etwas weiß". Doch der Junge war Internatsschüler einer Militärakademie, und daher kam mir dieses Argument nicht schlüssig vor, denn einen Internatsschüler sieht man nicht täglich, und man kann nicht wissen, was es mit einem Jugendlichen macht, wenn dieser regelmäßig gedrillt wird.
Einige Nebenhandlungen werden noch eingeworfen, die letztendlich mit dem Fall nichts zu tun haben. Was genau der ständig erwähnte "Moro-Report" nun wirklich ist, habe ich erst spät verstanden, und ein interessanter Handlungsstrang um Signorina Elettra wird nur angedeutet und nicht aufgeklärt.
Fazit: Ein eher durchschnittlicher Fall also, der vom Vertrauten getragen wird. Der Schluss jedoch hat für mich alles noch einmal aufgewertet, denn der war ganz einfach toll. Statt 3*** aufgrund des sehr guten Endes 4**** für den 12. "Brunetti".
Der Klappentext verspricht mehr Verschwörungen, als das Buch hält: eine "Mauer des Schweigens", "niemand will Genaueres wissen", "gedrillte Mitschüler", "militärische und politische Macht". Ja, alles drin, das ist schon richtig, aber ich hätte es vorherrschender erwartet. Stattdessen lässt Brunetti seine Kollegen hauptsächlich mit den Schülern reden, und denen folgt der Roman nicht. Auch wird nur der Schuldirektor vernommen, der natürlich nicht sonderlich kommunikativ ist. Andere Lehrer kommen nicht zu Wort.
Statt eines reißerischen Polit-Militär-Krimis mit manipulierten Jugendlichen gibt es einen "Brunetti" der gewohnten Art: der Commissario will die Wahrheit ans Licht bringen und geht immer schön pünktlich zum Mittagessen; Signorina Elettra macht ihre halb-kriminellen Recherchearbeiten, der Vice-Questore will bloß kein Aufsehen erregen. Aber das Buch kann natürlich nichts dafür, wenn der Klappentext aufregender daherkommt. Trotzdem kommt mir der Fall eher durchschnittlich vor.
Ich habe auch nicht ganz verstanden, warum Brunetti von Anfang an nicht an die Selbstmordtheorie glauben will. Die Mutter des Jungen glaubt ebenfalls nicht daran, und es wird erstaunlich schnell akzeptiert, dass "eine Mutter so etwas weiß". Doch der Junge war Internatsschüler einer Militärakademie, und daher kam mir dieses Argument nicht schlüssig vor, denn einen Internatsschüler sieht man nicht täglich, und man kann nicht wissen, was es mit einem Jugendlichen macht, wenn dieser regelmäßig gedrillt wird.
Einige Nebenhandlungen werden noch eingeworfen, die letztendlich mit dem Fall nichts zu tun haben. Was genau der ständig erwähnte "Moro-Report" nun wirklich ist, habe ich erst spät verstanden, und ein interessanter Handlungsstrang um Signorina Elettra wird nur angedeutet und nicht aufgeklärt.
Fazit: Ein eher durchschnittlicher Fall also, der vom Vertrauten getragen wird. Der Schluss jedoch hat für mich alles noch einmal aufgewertet, denn der war ganz einfach toll. Statt 3*** aufgrund des sehr guten Endes 4**** für den 12. "Brunetti".