Ich lese gerne Biografien, besonders über Menschen, die in anderen Zeiten, Ländern oder unter vollkommen anderen Umständen leben als ich. Die Erinnerungen einer Magd, die 1919 im Allgäu geboren wurde, erschienen mir aus diesem Grund sehr interessant. Das Cover zeigt Dora Prinz, wie sie heute aussieht, eine Heugabel geschultert über eine Wiese laufend.
Dora Prinz und ihre Co-Autorin Sabine Eichhorst erzählen das Leben der Magd, das fast ein Jahrhundert umfasst. Der Schwerpunkt liegt allerdings auf deren Arbeitsleben. Als Kind litt sie unter Rachitis, was zur Folge hatte, dass sie nur ca. 1,40 m misst. Bereits mit 16 Jahren trat sie ihre erste Stelle als Magd an. Weil ihr aufgrund ihrer geringen Körpergröße niemand etwas zutraute, arbeitete sie besonders hart und fleißig. Ich fand es sehr beeindruckend, wie hart ein junges Mädchen damals anpacken, und vor allem was es alles einstecken, musste. Sie war ständigen Ungerechtigkeiten und der Willkür ihrer Herrschaft ausgesetzt. Trotzdem biss sie die Zähne zusammen und hielt durch. Bei verschiedenen Bauern lernte sie viel über die Landwirtschaft und Viehzucht. Zu den Tieren hegte sie eine besondere Liebe. Dagegen blieb sie den Menschen gegenüber meist zurückhaltend und misstrauisch.
Doras Leben bestand fast ausschließlich aus Arbeit. Und das ist leider auch das Problem an diesem Buch, denn sie erzählt auch nur vom „Schaffen“. Dabei wiederholt sie einige Arbeitsgänge mehrfach, z. B. das Ernten und Einbringen des Heus oder das Melken. Sie geht weder auf zwischenmenschliche Beziehungen noch auf die politischen Umstände ein. Es mag sein, dass eine Magd nicht viel Zeit hat, sich mit diesen Dingen zu beschäftigen, aber ich hätte gerne mehr über diese Dinge erfahren.
Einige Schwarz-Weiß-Fotos im Buch zeigen die Familie und die Landschaft, sodass ich mir ein Bild machen konnte. Der Allgäuer Dialekt hält sich zum Glück in Grenzen, ich habe alles problemlos verstehen können.
Fazit:
Dora Prinz ist eine starke Frau, die auf ein arbeitsreiches Leben zurückblickt. Ich hatte mir allerdings mehr persönliche Eindrücke erhofft, die für mich zu einer Biografie gehören.