Von Doris Cramer gefiel mir die Marokko-Trilogie (Das Leuchten der Purpurinseln, Die Perlen der Wüste, Das Lieder der Dünen) schon sehr gut, so dass ich ihren neusten Roman mit hohen Erwartungen gelesen habe – und ich wurde nicht enttäuscht.
Der Roman liest sich spannend (lebendiger Schreibstil, detailreich und voller Bilder und Düfte, ohne überfrachtet zu sein) und es gibt eine nette Liebesgeschichte. Ein großes Plus ist die tiefgehende Kenntnis der Autorin des Westsaharakonfliktes: Man merkt, dass sie selbst vor Ort war, dass Sie die Lebenswelt der Marokkaner und die Kultur der Sahraouis kennt. Sie schildert das alles sehr differenziert und einfühlsam.
Kritikpunkt: Teilweise leiden die Glaubwürdigkeit der Figuren und der dramatische Handlungsbogen etwas darunter, dass die Autorin so ambitioniert all die wichtigen Infos unterbringen möchte. Die Romanhandlung und Figuren sind ein Vehikel (und teils etwas bemüht konstruiert), um das Portrait dieser Kultur und die politischen Spannungsfelder zu zeichnen. Es ist nicht das Innenleben der Figuren, das im Zentrum steht und die Handlung vorantreibt, vielmehr sind die Menschen Spielfiguren im Kräftefeld äußerer Umstände.
Fazit: Die Lektüre lohnt sich, denn sie bietet einen spannenden Einblick in die Lebenswelt der Westsahara.