Und wieder die Liebe

Doris Lessings schreibt ironisch und wunderbar abgeklärt über die Liebe und wie sie die Menschen in den verschiedenen Stadien ihres Lebens trifft. Die Kinder sind längst aus dem Haus, mit den Enkeln leben sie in fernen Kontinenten. Sarah Durharn kann sich ganz ihrer späten Karriere widmen. Mit Freunden betreibt sie das Green Bird, ein kleines, aber angesehenes Theater in London. Als sie ein neues Stück einstudieren, das Drama der legendären, schönen Mulattin Julie Vairon, für die weiße Männer im letzten Jahrhundert scharenweise ihre bürgerliche Existenz aufs Spiel setzten, wird das gesamte Ensemble vom eigentümlichen Zauber der Handlung angesteckt. Die Grenzen zwischen Bühne und Wirklichkeit, zwischen Schein und Sein zerfließen, Sarah verliebt sich in den jungen Hauptdarsteller, erlebt Empfindungen und Sehnsüchte, die sie seit langem überwunden wähnte, gerät in den Sog des Reigens aus Verlangen und Verzweiflung, der die Probenarbeit für alle zur Katharsis steigert. Doris Lessing zeigt das erotische Begehren im Konflikt mit den gesellschaftlichen Tabus von Rasse, Geschlecht, Ehe und Alter. Und am Ende ist die ganze Welt ein Theater - in der Frauen und Männer als Spieler fungieren.