Die Reihe um Bobo Siebenschläfer begleitet uns schon seit langem und hat immer noch nicht an Faszination verloren. In den ersten Bänden ist Bobo noch so klein, dass bereits sehr kleine Kinder (1-2 Jahre ) sich identifizieren können. Entsprechend sind die Erlebnisse aus dem Alltag eines Kleinkinds, spricht Bobo noch keine ganzen Sätze, sind die Textabschnitte kurz und verständlich und schläft der kleine Protagonist bereits nach relativ kurzer Zeit ein.
Nun, im neusten Band, ist Bobo - der mit jedem Teil gewachsen und zwischendurch auch Bruder geworden ist - schon ganz schön "groß" (d.h. im Kindergartenalter). Entsprechend kann er sich mittlerweile gut artikulieren, erlebt mehr und emotional aufreibendere Dinge und es dauert auch länger, bis er einschläft - d.h. die Textabschnitte sind immer noch recht kurz, dafür sind die Geschichten insgesamt aber länger. Trotzdem, und das ist schön, zeigt nach wie vor Bobos Einschlafen das Ende einer Geschichte an.
Hier erlebt der kleine Siebenschläfer nun vier neue Abenteuer. Wie immer sind auch diese mitten aus dem Leben eines (kleinen) Kindes gegriffen, das Identifikationspotential ist hoch. Während er in früheren Bänden noch beispielsweise bloß ein Bad nahm oder eine Höhle baute, also maximal Harmloses erlebte, geht es hier schon mehr ans Eingemachte, denn Bobo gerät in Situationen, die ihm Angst machen: eine unfreundliche Katze faucht ihn an, er macht ein Spielzeug seiner Freundin kaputt (und muss sich entschuldigen), er sieht abends in seinem Bett lauter Gespenster und erlebt im Kindergarten, wie ein anderes Kind gehänselt wird (und setzt sich für es ein). Zwar ringt Bobo mit sich, schafft es dann aber doch, Mut aufzubringen und gestärkt aus dem Erlebten hervorzugehen.
Inhaltlich sind die Themen pädagogisch wertvoll aufbereitet. Bobo entwickelt zum Beispiel eine eigene Strategie, um mit den Gespenstern fertig zu werden, und Gefühle sind insgesamt nachvollziehbar und realistisch, aber auch nicht übertrieben, thematisiert. Dabei wird alles so behutsam erzählt, dass meine Dreijährige auch vorm Schlafengehen gut damit klarkommt. Auch ist schön, wie Klischees vermieden werden. So ist in Bobos Familie bekanntermaßen die Mutter diejenige, die meist kleine Reparationen durchführt und speziell in diesem Band fällt beispielsweise (sogar meiner Tochter) auf, dass sich Mama und Papa Siebenschläfer beim Holen und Bringen (mit Baby Bibi in der Trage) immer abwechseln, die Carearbeit also gut verteilt zu sein scheint. Außerdem wird in kleinem Maße auch Vielfalt in der Gesellschaft abgebildet: Bobos Freundin Pia trägt eine Brille und ein Kind in der Kindergartengruppe hat einen Rollstuhl. Besonders positiv ist mir auch aufgefallen, dass Kater Nepomuks (aggressives) Verhalten durch dessen Angst erklärt und aufgezeigt wird, dass es etwas Geduld bedarf, um trotzdem Freundschaft mit ihm zu schließen. Denn auch Nepomuk, der aus dem Tierschutz stammt, muss erst seine Angst überwinden!
Sprachlich hat man es wieder mit sehr kurzen Abschnitten im parataktischen Stil und mit einem eher durchschnittlichen, aber auch nicht zu banalen, Wortschatz zu tun. So können auch jüngere oder ungeduldige Kinder gut folgen.
Die Illustrationen von Dorothée Böhlke sind gewohnt farbenfroh, niedlich und kindgerecht. Besonders positiv ist, dass jede Szene bebildert ist und ein gutes Maß an Detailreichtum getroffen wird: So sind die Bilder weder überladen noch langweilig, sondern bieten auch immer Kleinigkeiten zum Entdecken an.
Fazit:
Wir lieben die ganze (im neuen Stil illustrierte) Reihe, aber für diesen Teil gibt's aufgrund der Thematik (Ängste überwinden) nochmal eine von Herzen kommende Spezialempfehlung. ❤️