Dorothea Buck

 4,8 Sterne bei 5 Bewertungen

Lebenslauf

Dorothea Buck war eine deutsche Autorin und Bildhauerin. Als Zwangssterilisierte war sie Opfer der NS-Diktatur, sie wurde eine bedeutende Persönlichkeit der Bewegung Psychiatrie-Erfahrener. Sie war »Mitbegründerin« des Trialogs im Hamburger Psychose-Seminar und Ehrenvorsitzende des Bundesverbands Psychiatrie-Erfahrener. Sie starb 2019 in Hamburg.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Dorothea Buck

Cover des Buches Auf der Spur des Morgensterns (ISBN: 9783966052177)

Auf der Spur des Morgensterns

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Erschienen am 06.03.2023

Neue Rezensionen zu Dorothea Buck

Cover des Buches Auf der Spur des Morgensterns (ISBN: 9783966052177)
sabatayn76s avatar

Rezension zu "Auf der Spur des Morgensterns" von Dorothea Buck

‚Um geheilt zu werden, muss man verstehen und verarbeiten, was man erlebt.‘
sabatayn76vor einem Jahr

‚Sie erkannte klar: Nur, wenn die Erfahrungen von Menschen in psychischen Krisen gehört, respektiert und ernst genommen werden, kann Psychiatrie ein angemessenes, tieferes Verstehen psychischer Erkrankungen und psychisch erkrankter Menschen entwickeln.‘ (Seite 9, Vorwort von Fritz Bremer)

Dorothea Buck berichtet in ‚Auf der Spur des Morgensterns‘ von ihrem Leben, ihren Sehnsüchten und ihrem Leiden sowie von ihrer Genesung: von ihrer Kindheit und dem Wunsch, Kindergärtnerin zu werden, von Jugend und erstem Verliebtsein, von Eingebungen und Religion, von Anstalt und Zwangssterilisierung, von Töpfern und Bildhauerei, von Kardiazolspritzen und Krampfanfällen, von Krieg und Euthanasie, von Insulinkur und Suizidalität, von Sinnsuche und Recovery.

Mich hat die Lebensgeschichte um Sinnfindung und Recovery sehr beeindruckt. Es ist meiner Meinung nach eine Geschichte, die mit Psychoseerfahrenen geteilt werden muss, um Hoffnung auf Genesung zu vermitteln, so dass ich das Buch mit in mein Büro nehmen werde, wo ich es Psychoseerfahrenen zum Lesen zur Verfügung stellen möchte. Ich empfehle das Buch aber auch Angehörigen, die Hoffnung schöpfen wollen, und Professionellen, die Hoffnung stärken und aufrechterhalten möchten.

Buck erzählt sehr detailliert und bietet so tiefe Einblicke in ihre Gefühls- und Gedankenwelt, in ihr psychotisches Erleben und in ihren Weg der Genesung.

Sie berichtet dabei sehr plastisch von Behandlungsmethoden, so dass das Buch nicht nur eine persönliche Geschichte und ein Bericht einer Psychose ist, sondern auch ein Abriss der Geschichte der Psychiatrie im 20. Jahrhundert.

‚Um geheilt zu werden, muss man verstehen und verarbeiten, was man erlebt.‘ (Seite 127)

Cover des Buches Auf der Spur des Morgensterns (ISBN: 9783966051422)
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Rezension zu "Auf der Spur des Morgensterns" von Dorothea Buck

An der Seele misshandelt
Faiditvor 2 Jahren

Der Umgang mit psychisch Kranken und das, was man medizinische Hilfe nannte, war bis in die jüngere Vergangenheit einfach nur erschreckend, entwürdigend und keineswegs heilend, wie die Erlebnisse der Autorin bestätigen. Dieses Buch ist leider immer noch zeitgemäß, da Psychosen auch heute noch fast ausschließlich medikamentös behandelt werden. Die Ablehnung sich auf ein Gespräch mit den Betroffenen über deren Erleben während der Psychose einzulassen, muss unweigerlich dazu führen, dass die Erkrankten sich minderwertig und unbrauchbar, oft nicht liebens- und lebenswert fühlen. Dass die Gesellschaft allgemein tatsächlich auch denkt, die Gefühls- und Wahrnehmungswelt von Schizophrenen sei nicht der Beachtung wert, zeigt sich schon alleine darin, dass ich keinen anderen vergleichbaren Roman über dieses Thema finden konnte.

Nach den Erkenntnissen der Autorin, die sich von Therapeuten allein gelassen über Jahre selbst beobachtet und analysiert hat, ist eine Psychose ein Wachtraum, der durch ein tiefgreifendes Lebensereignis ausgelöst wurde. Die Logik des Patienten wird während dieses Wahns – womöglich eben durch die überbordende Gefühlswelt – völlig ausgeknipst, weshalb die meist überdurchschnittlich sensiblen und kreativen Betroffenen an die absolute Realität des in diesem Moment Erlebten, Geschauten, Gehörten und Gefühlten glauben. Tatsächlich sendet das Unterbewusstsein jedoch nur eine Botschaft, die bei Verstehen durch entsprechende Deutung zur Persönlichkeitsentwicklung des Betroffenen führen könnte. Aber das Interesse der Gesellschaft und Heilkunde ist an nächtlichen Träumen weitaus größer, weil diese in den Tag verrutsche Botschaft des Unterbewusstseins als unnützer und unlogischer Wahn abgetan wird, der keine Bedeutung hat.

Cover des Buches Stimmenreich (ISBN: 9783867390132)
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Rezension zu "Stimmenreich" von Dr. Thomas Bock

‚Menschen, mit denen man nicht spricht, lernt man auch nicht kennen [...].'
sabatayn76vor 5 Jahren

‚Menschen, mit denen man nicht spricht, lernt man auch nicht kennen, nimmt sie nicht als Menschen wahr. Darum konnten Psychiater in kommunalen und kirchlichen Anstalten uns zumuten, was sie selbst nicht ertragen hätten: die trostlose, menschenunwürdige, bloße Verwahrung ohne eine Beschäftigung; die von Psychiatern gegen uns beantragten und rigoros durchgeführten Zwangssterilisationen und ihre lebenslangen Folgen ohne eine menschliche Rehabilitierung; das Töten durch Vergasen, Abspritzen oder Zu-Tode-Hungern von über 200 000 als ‚lebensunwert‘ verurteilten Patientinnen und Patienten. [...] Die heute wieder erstarkende biologisch-genetisch orientierte Psychiatrie kann nur unsere Angst erregen, denn sie war eine entscheidende Voraussetzung dieser Verbrechen. Wer die Patientenerfahrung seelisch verursachter Psychosen nicht gelten lässt, wird sie nur medikamentös bekämpfen.‘ (Seite 85f)

Seit ich zum ersten Mal auf Thomas Bock gestoßen bin, wusste ich, dass ich mehr von ihm und über seine Anschauungen über Menschen mit Psychosen, über Psychopharmaka und über die therapeutische Beziehung zu Personen mit psychischen Problemen lesen und erfahren möchte. Seitdem habe ich mich näher mit seinen Büchern beschäftigt, und auch ‚Stimmenreich‘ vermittelt viel Wissen über den Umgang mit Menschen mit Psychosen und bietet so wertvolle Impulse für den persönlichen und den professionellen Umgang mit ihnen.

In ‚Stimmenreich‘ erzählen Psychoseerfahrene von ihrer Psychose und gewähren so tiefe Einblicke in ihre Gedanken und Gefühle, aber auch (was ich für besonders wertvoll halte), wie sie die psychiatrische Behandlung empfunden haben, wie ihnen dadurch zum Teil etwas Bedeutsames genommen wurde, was ihnen dadurch fehlt, wie sie in und außerhalb ihrer Psychose ihre Umwelt interpretiert haben.

Neben den Aussagen der Psychoseerfahrenen finden sich im Buch (ganz im Sinne der von Bock ins Leben gerufenen trialogischen Psychoseseminare) auch Gedanken, Erlebnisse und Erfahrungen von Angehörigen sowie von Professionellen.

Angesprochen werden Themen wie Gefühlsverflachung, Wahn, mangelnde Krankheitseinsicht, die oft einseitige und alleinige Behandlung mit Psychopharmaka, Kommunikation, Partnerschaft, Schuld, Angst, Gewalt, sexueller Missbrauch, Zwangsbehandlung und EX-IN.

Im Buch finden sich unter anderem Fragen zu bestimmten Themen und nachfolgend Antworten der drei Gruppen (Erfahrene, Angehörige, Professionelle), längere Texte, die sich detaillierter mit verschiedenen Themen auseinandersetzen, Fallgeschichten sowie zum Teil recht hitzige Diskussionen zwischen den drei Gruppen.

Dadurch, dass in ‚Stimmenreich‘ zahlreiche Themen angerissen werden, vermitteln die Autoren (und alle anderen Beteiligten) die verschiedenen Spielarten und die Heterogenität von Psychosen, die jeder Betroffene anders erlebt, anders interpretiert und anders in sein Leben integriert. All dies ist nicht nur sehr bewegend, sondern auch lehrreich, zumal man hier von Facetten und Nuancen liest, die man in keinem der gängigen Psychiatrie-Lehrbücher findet, sondern die einen Blick über den Tellerrand ermöglichen. ‚Stimmenreich‘ bietet dadurch tiefe Einblicke in die Psychopathologie von Psychosen, bildet aber auch das emotionale Erleben in einer Psychose ab, zeigt Beziehungsdynamiken und das erschwerte (aber keineswegs unmögliche) Miteinanderleben.

‚Beim ersten Mal geht man noch freiwillig in die Psychiatrie, aber dann passiert da nichts anderes als Medikation. Beim nächsten Mal will man schon nicht mehr, und das wird dann als mangelnde Krankheitseinsicht gesehen. Und es passiert erst recht nichts anderes mehr als die Verordnung von Psychopharmaka.‘ (Seite 91)

‚Leider gibt es zu wenige Therapeuten, die Psychosen therapieren.‘ (Seite 172)

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