Das Dorf will die liederliche Bridget Monaghan und ihre sieben uneheliche Kinder loswerden. Dabei sind die Ältesten vier sehr gut geraten. Die älteste Tochter wuppt den gesamten großen, aber ärmlichen Haushalt, weil die Mutter zeitlebens naiv-verträumt war. Die Zwillinge sind intelligent, lernen gut und sollen auf die höhere Schule. Und Tommy arbeitet hart in der kargen Landwirtschaft seines Vaters.
In Episoden werden die verschiedenen Personen dargestellt und ihre Geschichte erzählt. Sehr viel Unterhaltungswert hat die Geschichte von Pansy. Sie ist 8 Jahre alt und plant, Schauspielerin zu werden. Geschickt und berechnend manipuliert sie ihre Umwelt, allen voran ihren Vater, dem sie zunächst ein Taschengeld abpresst.
Das Buch wurde 1913 in Irland geschrieben und die Autorin erntete damals einen shit storm dafür. Mit ihrem Roman stellte sie dar, dass auch aus Verhältnissen, die damals moralisch unhaltbar waren und auch heute noch äusserst ungewöhnlich wären, wertvolle Menschen kommen können. Sie setzte sich für alternative Familienentwürfe ein wie in der Episode des 5jährigen Toughie. Er entstand aus einem Seitensprung, den sein Vater bitter bereut. Dann entwickelt sich eine heimliche Freundschaft zwischen Toughie und der kinderlosen Ehefrau seines Vaters, die schließlich dazu führt, dass Toughie mit seinem Vater und seiner Stiefmutter lebt. In verschiedenen der Episoden wird deutlich, dass ein Kind nicht von den leiblichen Eltern betreut werden muss, um es gut zu haben.
Una Troy zeigt ausserdem, dass Menschen vielschichtig sind. Wie der Vater von Tommy, den alle für einen mürrischen Geizkragen halten. Durch seine Arbeit mit dem Jungen entdeckt er aber seine Liebe zu ihm und ist bereit, für Tommy jede Menge Geld auszugeben. Diese Komplexität hat mir gefallen, vor allem in der Verbindung mit der simplen Darstellung. Die Sprache ist einfach und schlicht.
Das Buch eignet sich nach meiner Meinung sehr gut für Menschen, die sich mit dem Themen Familie, Abstammung und Treue befassen wollen.
Es gab auch ein paar Dinge, die mir nicht so gut gefallen haben. Zwischen den vielen Handlungssträngen gab es auch etwas Langweiliges oder Überdramatisches. Ich fand auch die Sicht auf die Tugendwächterinnen des Dorfes eindimensional. Trotzdem gefällt mir der Roman so gut, dass ich ihn immer einmal wieder lese.