"Die sieben Geheimnisse des guten Sterbens" wird aus einer buddhistischen Sichtweise und den alten Lehren heraus erklärt.
Es gelingt Frau Mihm die Sterbephasen genau darzustellen, die jede Pflegefachperson (vor allem aus dem palliativen Bereich / aus dem Hospizwesen) schnell erkennen kann. Ob ich jetzt wirklich an alles glauben kann was laut den alten Lehren und Frau Mihm im Körper des Sterbenden vor sich geht, weiß ich mit Sicherheit nicht zu sagen...immerhin ist noch niemand von uns gestorben und wiederauferstanden, um von seinen Erfahrungen zu berichten. Deshalb sind Sätze wie "der Sterbende sieht ein blaues Licht" etc. nicht gerade glaubwürdig. Natürlich kann man sich das so vorstellen, aber für bare Münze würde ich das nicht nehmen.
Dennoch haben mir die buddhistischen Ansätze in der Kranken- u. Sterbendenbeobachtung geholfen, zu erkennen warum ein Sterbender z.B. unter der terminalen Unruhe leidet und was man genau in solch einer Situation tun sollte.
Jetzt kommen wir zu den negativen Seiten des Buchs:
Zum einen (und das sage ich als Hospizfachkraft) finde ich die Anwendung von Midazolam und Morphin zur Linderung von Unruhe und Schmerzen essenziell! Ich respektiere es, sollte jemand den Wunsch verspüren nicht sediert und ohne Analgetika zu sterben. Allerdings kenne ich kein Hospiz, wo dies tatsächlich praktiziert wird. Ich maße mir nicht an, zu wissen was zu welcher Zeit genau in einem Sterbenden vorgeht, jedoch habe ich genug Menschen im Stebeprozess begleitet, die sediert werden wollten, die das Leid nicht stoisch ertragen wollten. Deshalb mochte ich den abschätzigen Tonfall der Autorin überhaupt nicht. Zudem ist es in der deutschen Gesundheitsversorgung, trotz guter Besetzung im Hospiz für mich und alle meine Kollegen schlicht nicht möglich, die komplette Sterbephase über 24/7 am Bett des Sterbenden zu verbringen und demjenigen unentwegt zu wiederholen, in welcher Sterbephase er sich momentan befindet und wieso er sich gerade so fühlen mag (mal abgesehen davon, dass dies tatsächlich sehr übergriffig ist, da ich nicht wissen KANN wie es dem Sterbenden gerade wirklich geht und was er sieht).
Der nächste Punkt wäre ihre ständige "Schaut, ich bin ganz anders als meine Kollegen!"-Kommentare, die ständige Beweihräucherung ihrer eigegen Person hat mich fast wahnsinnig gemacht. Wie kann man als Pflegefachperson seine Kollegen derart offen in einem Buch beschämen und bloßstellen??? Wir sind alle im selben Boot, wir alle haben Dienste erlebt, in denen man absolut keine Zeit hat das Wasser einer Blumenvase auszukippen, um den Blumen neues Wasser zu geben. Ihre "tollen" Beispiele, in denen sie (und nur sie allein!!!) zu den Patienten vorgedrungen ist durch ihre nahezu göttliche Großmut, fand ich zum Kotzen. Sätze wie "als ich ins Zimmer kam, bemerkte ich, dass das Wasser in der Vase braun war" (oder so ähnlich) sind absolut unnötig - ja, wir haben es kapier...NUR Sie haben einen echten Rundumblick für das Umfeld der Patienten...also ehrlich.
Der dritte Punkt warum ich dieses Buch nicht wirklich gelungen fand, war, dass die Autorin uns viel ihrer eigenen Biografie hätte ersparen können. In einem Buch über die Sterbephasen, interessiert es mich leider herzlich wenig, dass Frau Mihm ein buddhistisch angehauchtes Hospiz gründen wollte und (das arme Opfer, das sie ist) dies nicht geschafft hat.
Für einen Perspektivwechsel war das Buch okay, allerdings hätte ich mir mehr einen Gefallen getan, direkt die buddhistischen Lehren zu recherchieren, als Frau Mihms Buch der Selbstbeweihräucherung über ihre Expertise und ihr Leben zu lesen.