Dorothee Riese

 3,6 Sterne bei 5 Bewertungen

Lebenslauf

Dorothee Riese, geboren 1989 bei Göttingen und in Rumänien aufgewachsen, studierte Internationale Literaturen, Slawistik und Kultur und Geschichte Mittel- und Osteuropas in Tübingen, Moskau, Frankfurt (Oder) und im südsibirischen Barnaul. Zum Studium des literarischen Schreibens kam sie nach Leipzig. Sie arbeitete an der Gedenkstätte Buchenwald in Weimar und ist für das Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa tätig. Sie lebt mit ihrer Familie in Leipzig.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Dorothee Riese

Cover des Buches Wir sind hier für die Stille (ISBN: 9783827014931)

Wir sind hier für die Stille

(5)
Erschienen am 29.02.2024

Neue Rezensionen zu Dorothee Riese

Cover des Buches Wir sind hier für die Stille (ISBN: 9783827014931)
Ana80s avatar

Rezension zu "Wir sind hier für die Stille" von Dorothee Riese

Ana80
Auswandern

Anfang der 90er Jahre wandern Judiths Eltern mit ihr in ein kleines Dorf in Rumänien aus. Die kleine Judith empfinde die Einheimischen, welche Siebenbürger Sachsen. Rumänen und Roma sind, zunächst als höchst seltsam, möchte aber unbedingt zur Dorfgemeinschaft dazugehören. So beginnt sie nicht nur akribisch die Sprache und verschiedene Dialekte zu lernen, sondern auch die Bewohner zu analysieren und nach und nach zu verstehen und Grenzen zu überwinden.

Mit großem Interesse und viel Freude habe ich diesen Roman gelesen. Es hat mir immer wieder Spaß bereitet in diesem Buch die ein- oder andere Eigenheit der rumänischen Kultur kennenzulernen , vor allem weil die Autorin dies durch den herrlich unvoreingenommenen Blick eines Kindes beschreibt. Man spürt beim Lesen die Liebe der Autorin zum Land und dessen Bewohnern. Der Schreibstil ist flüssig und leicht zu lesen und da das Buch auch nicht sehr dick ist, war ich schnell in der Geschichte und für mich auch zu schnell durch. Ich hätte gerne noch weitergelesen.
Sehr wohltuend habe ich empfunden, wie das Kind „Judith“ mit ihrem Fremdsein umgeht und wie sehr dieses Kind nicht nur seine Eltern im Buch, sondern auch mich als Leserin lehrt, wie das Überwinden von Grenzen funktioniert. Ein Buch, was gerade heute so wichtig ist, zeigt es doch, dass wir bei allen kulturellen Unterschieden, am Ende alle nur Menschen sind.

Eine tolle Geschichte. Absolut empfehlenswert! 

Cover des Buches Wir sind hier für die Stille (ISBN: 9783827014931)
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Rezension zu "Wir sind hier für die Stille" von Dorothee Riese

angioletta
Rroma mit zwei rr

Dorothee Riese verarbeitet in diesem autofiktionalen Roman ihre eigene Kindheit, die sie in den 90er Jahren in Rumänien verbracht hat. Und so wie das Gefieder auf dem Cover sind auch ihre Beschreibungen farbenfroh und mikroskopisch. Mit Kinderaugen erzählt sie uns von einem Leben zwischen Hühnerställen und Puppenstuben, zwischen Buchdeckeln und Dorfgerüchten, zwischen Schafweide und Internat. Von Einheimischen, die sich kulturell und sprachlich voneinander abgrenzen, von solchen, die von den hergereisten Deutschen Hilfe verlangen und diese Hilfe gleichzeitig ablehnen.

Der Erzählstil ist jedoch nicht leicht zugänglich, er wirkt oft abgehackt und lebt von einer Menge Andeutungen. So sehr ich es grundsätzlich mag, nicht jede Erklärung vorgekaut zu bekommen: die Lücken waren mir in diesem Fall einfach zu groß, die Aussagen zu vage. Mancher Zusammenhang klärt sich im Laufe der Lektüre; aufmerksames Lesen ist Pflicht, der begleitende Konsum von Wikipediaartikeln horizonterweiternde Kür. So manch andere Geste, Gepflogenheit oder Aussage konnte ich jedoch nicht entschlüsseln, was ich enttäuschend fand. 

Außerdem fehlte mir die Nähe zu den Figuren. Die Freundschaft zwischen der deutschen Judith und dem „Ziegenmädchen“ Irina, die einen Großteil der Handlung ausmacht, habe ich zwar gedanklich nachvollziehen, aber nirgendwo spüren können. Und was Judith/Dorothees Eltern zu diesem gewagten Schritt „gegen den Strom“ geführt hat, wird zwar erwähnt, doch eine tiefgründigere Auseinandersetzung mit der Problematik von „Entwicklungshilfe“ fehlt.

Der Hahn auf dem Cover bleibt gesichtslos und so leider auch diese Story, so bunt und sprachgewandt sie auch erzählt sein mag.

Cover des Buches Wir sind hier für die Stille (ISBN: 9783827014931)
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Rezension zu "Wir sind hier für die Stille" von Dorothee Riese

Kristall86
Leseempfehlung!

Klappentext:

„Die Geschichte einer Kindheit als soziales Experiment: Anfang der 1990er Jahre wandert die fast sechsjährige Judith mit ihren Eltern von Deutschland nach Rumänien aus. Ihr Ziel ist ein abgelegenes Dorf in Transsilvanien am Rande der Karpaten. Judith soll in einer ursprünglichen, vom Kapitalismus freien Gemeinschaft aufwachsen. Mit wachem Blick erkundet sie den Ort, seine Menschen, Geschichte und Sprache. Bald wird sie zur Wahlenkelin der alten Siebenbürger Sächsin Lizitanti. Und sie lernt Irina kennen, die mit ihrer Ziege im Milchauto mitfährt. Irina ist eine Romni. Judith möchte das auch sein, Irina aber lehnt das kategorisch ab. Bald stellt der Widerspruch zwischen mitgebrachter Utopie und vorgefundener Realität die Familie vor immer größere Probleme.“


Autorin Dorothee Riese erzählt uns hier Judiths ganz eigene Geschichte. Riese beschreibt ein sechsjähriges Mädchen die mit ihren Eltern nach Rumänien auswandert. Heutzutage würde man meinen, man hat hier einen Auswanderer-Roman vor sich, eine Geschichte über eine Familie die in einem völlig anderen Land nochmal von vorne anfangen will. In gewisser Weise stimmt das auch. Man sollte nur eben die Jahreszahl etwas genauer beachten. Das Projekt von Judiths Familie beginnt zu Anfang der 1990er Jahre. Die deutsche Geschichte beginnt sich seit kurzem gerade wieder neu zu formen. Eine Mauer ist gefallen, der Kapitalismus ist Vergangenheit, von der Planwirtschaft in der ehemaligen DDR wird jetzt, wie im restlichen Deutschland schon lange Usus, eine Marktwirtschaft. Die Menschen aus der ehemaligen DDR verspüren den Drang in den Westen. Sie wollen raus aus altem Mief, wollen alles Alte hinter sich lassen. Die Neugier auf das, was man sich immer erträumt hat, was andere deutsche Bürger schon lange als „normal“ ansahen, wird nun auch endlich für sie Normalität. Judiths Familie geht aber genau in die entgegengesetzte Richtung. Sie geht in den Osten und hat sich Rumänien als neue Wahlheimat ganz bewusst ausgesucht. Das liegt nicht an Graf Draculea sondern eher an der dortigen Art des Lebens die nunmal ursprünglich scheint. Autorin Riese beschreibt diesen Weg äußerst genau und detailliert. Wie das möglich ist? Die Autorin ist selbst in Rumänien aufgewachsen und mit großer Wahrscheinlichkeit lassen sich hier biografische Fakten herauslesen. Judiths Eltern suchen für sich und eben für Judith etwas ganz besonderes: die Ursprünglichkeit. Aber warum Rumänien? Dem weltgewandten Leser wird schnell klar warum. Die damalige Zeit in diesem Land hat ebenfalls seine Spuren hinterlassen - selbst bis heute. Auch wenn diese eher an eine Zeitkapsel erinnert, so ist doch dieses Land durch ihre Menschen, seine Natur und seine politische Führung außergewöhnlich. Man darf dabei stets die Jahreszahl nie aus den Augen verlieren und muss sich auch als Leser frei machen von der eigenen Meinung. Interessant ist nämlich, wenn man Judiths Erzählungen von damals und die Zeit mit heute vergleicht, so zeigen sich so manche Parallelen. Es geht um verschiedene Ansichten der Menschen, der Bewohner; es geht um Kulturen; um Denkweisen und vor allem geht es um Träume. Judiths Eltern hatte bestimmte Vorstellungen von ihrem Auswanderer-Plan. Ob diese alle positiv eintreffen, müssen Sie schon selbst erlesen. Man muss bereit für so eine Reise sein, man muss nicht nur Mut haben sondetn auch offen sein für alles was diese neue „Welt“ mit sich bringt, man muss sich auf sie einlassen können. Wer das nicht kann, der hat dabei keine Chance. 

Fest steht für mich jedenfalls, Rieses Schreibstil ist absolut einnehmend und man kann wunderbar zwischen den Zeilen lesen. Die Geschichte ist viel mehr als nur ein simpler Report! Es ist eine Art Spiegelbild aus vergangenen Zeiten aber dennoch ist es immer noch aktuell! Judith lernt mit ihrem zarten Alter die Welt in Rumänien anders kennen. Kinder nehmen solche Veränderungen anders auf, genau wie den Umgang mit neuen Menschen. Sie sind offener, freier und flexibler. Als Erwachsene können wir dabei noch viel von ihnen lernen da wir es bereits ganz großartig verlernt haben. Dennoch ist aber auch deutlich zu erlesen, wie die Träume von Judiths Eltern sich in Wohlgefallen auflösen. Die Suche nach der Ursprünglichkeit ist nicht einfach und es stellt sich immer wieder die Frage, wo man sie finden könnte. Wo sind die Wurzeln zu finden? Hat man sie bereits gefunden und nur noch erkannt? Muss man neue Wege gehen um Wurzeln zu schlagen? Haben Judiths Eltern zu naiv gedacht? Vielleicht? Aber was, wenn sie diesen Schritt nie gewagt hätten?

Riese behandelt hier auf sprachlich äußerst angenehme Weise verschiedene Themen ohne dabei abzudriften. Hier und da etwas philosophisch, da mal wieder nachdenklich bzw. anregend die eigenen Gehirnzellen zu aktivieren, andererseits aber auch erhellend durch eine gewisse kindliche Art. Die Geschichte ist definitiv zeitlos und enthält so einige Botschaften! Man muss sie nur erkennen können, egal wie still sie manchmal erscheinen! „Wir sind hier für die Stille“ erhält von mir 5 ausgezeichnete Sterne sowie eine klare Leseempfehlung!

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