Warum war ich so gefesselt von Dorothy Allisons erstem Roman "Die Angst in mir ist wie ein großer Fluß", und warum lässt mich ihr zweiter Roman so kalt und sogar etwas genervt zurück? Die Themen sind ähnlich, der Handlungsort auch. Im ersten Roman der tatsächlich existierende Ort Greenville in South Carolina, im zweiten Cayro, einen fiktiven...zumindest habe ich ihn nicht gefunden...Ort in Georgia. Beide Bücher spielen im selben Milieu, für das die Amerikaner den "schönen"Ausdruck White Trash benutzen. Meine Vermutung ist: genau mit dem Ort der Handlung, den Wechsel von einem konkreten, autobiografisch unterfütterten Ort zu einem fiktiven, beginnt mein Problem mit dem Roman. Der Erstling hatte eine Dringlichkeit dem der zweite weitgehend fehlt. Ohne der biografischen Daten zu sehr in den Vorgrund rücken zu wollen, im ersten schrieb sich die Autorin ihre eigene Kindheit von der Seele, im zweiten dachte sie sich eine Geschichte aus. Das drängt nach vorne, das zweite geht in die Breite und leider nicht in die Tiefe. Zu viele Personen werden eingeführt und müssen dann auch weiterverfolgt werden. Es wird viel zuviel erklärt und nicht erzählt. Die Menschen im zweiten Buch sprechen anders, oft mit Worten die der Autorin gehören, die aus diesem Milieu zwar stammt, aber es in die Großstätte, an die Universitäten geschafft hat. Vielleicht erklären diese Einwände auch, warum es jetzt seit 19 Jahren keinen weiten Roman von Allison gegeben hat...man kann nur seit Jahren lesen, das Sie an Ihrem dritten schreibe! Trotzdem bin ich drangeblieben, das eintauchen in diese seltsame Gegend mit ihren seltsamen Menschen, gefangen zwischen religiösen Wahn und Alkoholismus, hat schon einen Sog, aber der Vergleich mit "Die Angst...." oder dem grandiosen "Fay" von Larry Brown fällt doch eindeutig gegen diesen Band aus..
Warum...