Dorthe Nors

 3,5 Sterne bei 20 Bewertungen
Autorin von Handkantenschlag, Rechts blinken, links abbiegen und weiteren Büchern.
Autorenbild von Dorthe Nors (© Simon Klein Knudsen)

Lebenslauf

Dorthe Nors wurde 1970 in Herning, Dänemark, geboren und studierte Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte an der Universität Åarhus. Sie ist die Autorin mehrerer Romane, Kurzgeschichten und Novellen. Bei Kein & Aber erschien 2016 ihr Roman »Rechts blinken, links abbiegen«, der es auf die Shortlist des International Man Booker Prize geschafft hat. Dorthe Nors lebt an der dänischen Westküste.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Dorthe Nors

Cover des Buches Handkantenschlag (ISBN: 9783955100704)

Handkantenschlag

(17)
Erschienen am 02.09.2014
Cover des Buches Rechts blinken, links abbiegen (ISBN: 9783036957470)

Rechts blinken, links abbiegen

(2)
Erschienen am 30.08.2016
Cover des Buches Die Sonne hat Gesellschaft (ISBN: 9783036958231)

Die Sonne hat Gesellschaft

(0)
Erschienen am 11.02.2020

Neue Rezensionen zu Dorthe Nors

Cover des Buches Rechts blinken, links abbiegen (ISBN: 9783036957470)
Aus-Liebe-zum-Lesens avatar

Rezension zu "Rechts blinken, links abbiegen" von Dorthe Nors

Aus-Liebe-zum-Lesen
zu ruhig, zu ausdruckslos

„Rechts blinken, links abbiegen“ von Dorthe Nors ist nach Stine Pligaards „Meter pro Sekunde“ der zweite Roman einer dänischen Autorin, der durch ruhiges Tempo besticht und in dem es sich ums Autofahren lernen dreht.

So ähnlich die Grundpfeiler der Story, so unterschiedlich sind die Protagnistinnen doch angelegt. Sonja ist Mitte 40 und möchte endlich ihren Führerschein machen. Trotz monatelanger Fahrstunden lässt sie die Gänge von ihrer Fahrlehrerin Jytte einlegen, die sie mit ihrer Dauerquasselei zudem ablenkt. Masseurin und Hobby-Schamanin Ellen und ihre Freundin Molly, die Psychologin ist, meinen zudem zu wissen, warum das Fahren nicht klappt und woher Verspannungen und Lagerungsschwindel kommen.

Kein Wunder, dass Sonja an sich und ihrem Leben zweifelt. Genau von diesem inneren Dialog ist das Buch geprägt. Was an sich interessant ist, wird an einigen Stellen auch nervig und langweilig. Letztendlich lässt mich der Roman ein bisschen ratlos zurück und ich weiß nicht genau, was mir die Autorin sagen will. Aber vielleicht ist das ja auch Interpretationssache.

Dorthe Nors - Mirror, Shoulder, Signal

Sonja, a literary translator for Swedish crime novels, is over forty, so she decides that it is finally time to get her driving license. In Copenhagen's streets she is not only fighting with the driving school's car and the other cars, cyclists and pedestrians around her, but also with her instructor Jytte who just does not let her change gears and yells at her all the time. When Sonja complains with the driving school's boss Folke, she is not sure if with another instructor, she will be able to learn how to move smoothly in the traffic. However, it is not only the failure in driving that worries the translator. She struggles with her current piece of work and especially with her family relationships. Her sister as well as her parents still live in the countryside where she grew up and with whom she hardly has any contact.

Dorthe Nors novel which is nominated for the 2017 International Man Booker Prize is an interesting piece of art. First of all, I found the central topic quite innovative, I cannot recollect ever having read a novel in which learning to drive a car is the focus of the plot. Yet, this is only on the surface the central aspect, Sonja's driving lessons are much more marked by the complicated relationships and conversations by the characters. Her first instructor, Jytte, is an outstanding person. She is not only outgoing and loud in every aspect, but also not very sensitive with her students. The encounter with a very reflective and intellectual woman who, additionally, is also a bit older and full of insecurity, can only lead to conflict which the two women avoid openly. The second instructor, Folke, is much more receptive to Sonja's emotional needs than he seems at first.

On the other hand, we have the complicated communication between the sisters which is mainly avoided or unsuccessful. Kate does not want to talk to Sonja, her husband repeatedly has to deny her being at home in order not to be confronted with the sister and old conflicts which have never been solved. Dorthe Nors has found an interesting picture to illustrate their relationship: “If Sonja and Kate were apples, you’d say that they’d fallen on two different sides of the three” (pos. 852). They come from the same tree, but then they lose sight of each other.

Sonja is symbolic for the modern inhabitant of a major city. She has many people around herself, her life is full of different things she can do in town, but underlying it all is a loneliness which sometimes surfaces and makes them aware of the poor quality of the many encounters they have:
“In Copenhagen you could have something else, and her first years were a success. She learned the city’s movements, its dialog, its form. But bit by bit it stopped making sense.” (pos. 1526)
Yet, life in the countryside is also not portrayed as the perfect solution. Much more the question is raised what is important in life and should it be more than just the fulfilment of basic needs.

Even though there is a certain melancholy which marks the novel, there are also funny situations and hilarious dialogues full of absurdity. Life is not only black and white, and sometimes you struggle with it, but as soon as you have found your place and have decided on what is important for you, you can find you balance and go on.

Regarding the nomination for the International Man Booker prize, I found others nominees I have read much more demanding, e.g. Mathias Enard’s “Compass” or David Grossman’s “A Horse Walks Into a Bar”. However, for such a renowned prize, Dorthe Nors’ novel is wonderful to read on different levels. 

Cover des Buches Rechts blinken, links abbiegen (ISBN: 9783036957470)
Eva-Maria_Obermanns avatar

Rezension zu "Rechts blinken, links abbiegen" von Dorthe Nors

Eva-Maria_Obermann
Sehnsucht nach dem Selbst in Zeiten der Passivität

Sonja will endlich das Autofahren lernen. Mit über vierzig, getrennt, unglücklich mit Job, Wohnort, Beziehungen, spürt sie Sehnsucht. Sie will zurück an den Ort ihrer Kindheit, aber auch in die Einfachheit. Hin zu Momenten, die vergangen sind. Und das ist es auch schon. Im Grunde will Sonja einfach nur Auto fahren lernen. Mehr nicht.

Ich fand es sehr interessant, Sonja in diesem Buch zu begegnen. Sie befindet sich im Stillstand und will so unbedingt heraus, dass es mich immer wieder verwundert. Als eine zutiefst passive Gestalt macht es ihr schon Bauchschmerzen die dominante Fahrlehrerin gegen einen Fahrlehrer einzutauschen. Sonja kann nicht Nein sagen und ihre Meinung ausdrücken traut sie sich schon gar nicht. Das Übersetzten der blutrünstigen Bücher, sie alle so gerne lesen, macht ihr Angst.

Zur Metapher ihrer Sehnsucht nach zu Hause wird einmal die trostlose Landschaft. Sie sehnt sich nach der Weite, den Bergen, den goldenen Feldern, in denen sie sich als Kind versteckt hat. Und ihr wird eine Ebene präsentiert. Sie schwankt zwischen Extremen. Und irgendwie wird klar, sie ist eigentlich ein brodelnder Vulkan. Doch statt auszubrechen, beugt sie sich immer wieder, nimmt Abzweigungen, die es ihr erlauben, weiterhin passiv zu bleiben.

Als ihre Masseurin sie zu einem spirituellen Ausflug überredet, bleibt Sonja nur der Ausweg, sich auf ein Klos zu flüchten und zu warten, bis „die anderen“ ohne sie weiter gehen. „Die anderen“ wird zum kollektiven Übel. Alle, die ihr Zuschreibungen geben, sie mit sich ziehen wollen, um in ihr eine Verbündete zu finden. Der Fahrlehrer, der nicht die erhoffte Wendung bringt, sondern eine ganz andere will. Die beste Freundin, die Sonja von ihrem Liebesleben berichtet. Doch das alles ist Sonja nicht.

Es war herrlich erfrischend, dass dieser Roman so zentriert auf seine Protagonistin ist. Sonjas Passivität wird dadurch zur Möglichkeit, ihre Innensicht, ihre Gedanken bedeutungsschwer werden zu lassen. Es gibt keinen Kerl, in dem Sonja sich verlieren will. Ihr geht es gerade um das Gegenteil. Das Ankommen – das Zurückkommen. Ich bin ehrlich nicht ganz glücklich mit diesem starren Blick in die eigene Kindheit, die kindliche Heimat als räumlicher Ort der Zufriedenheit. Denn natürlich romantisiert Sonja hier. Sie überzeichnet ihre Erinnerungen als Wunschvorstellungen. Ich glaube nicht, dass sie dort glücklich werden kann.

Aber neu anfangen könnte sie. „Back to the roots“ ganz wörtlich. Zurück zu ihren Wurzeln. Und die werden hier großartig mit einem Gegenkonzept aufgezeigt. Mit der Schwester, die Sonja nie sprechen will. Mit dem Lebensweg, den sie nie gegangen ist. Sonja sucht verzweifelt die Nähe zur Schwester. Zu dem Ich, das sie hätte sein können. Diese Metapher wird hier schön gestaltet. Weniger schön ist, dass Sonjas Schwester Klischeecharakter hat. Sie ist verheiratet, Mutter, im Heimatdorf geblieben. Das andere Extrem und ich glaube, dass Sonja das auch nicht glücklich gemacht hätte. Dafür ist sie viel zu zufrieden mit sich selbst – nur ihre Umgebung stört sie.

Sehr schön finde ich auch den Rahmen des Autofahrens. Sonja sucht Anleitung. Jemanden, der ihr erklärt, wie sie ihr Leben zu leben hat. Sie will an die Hand genommen werden. Doch das geht immer wieder schief. Einmal prallt sie mit Figuren zusammen, die sich selbst zu stark einbringen und Sonja damit dominieren wollen. Und auf der anderen Seite kann nur Sonja selbst die entscheidenden Schritte gehen.

Gespräche aus der Community

Liebe Leserinnen und Leser,
mögt Ihr Kurzgeschichten? Dann haben wir etwas ganz Besonderes für Euch: "Handkantenschlag" von Dorthe Nors. In den USA wird die Autorin bereits als der neue Star der short stories gefeiert und nun erscheint ihre Kurzgeschichtensammlung endlich auch auf Deutsch. Wir laden Euch zu einer Leserunde zu dieser Neuerscheinung ein und verlosen  dafür 15 Buchexemplare. Bewerbt Euch bis zum 01. September bis 18 Uhr!

Dorthe Nors’ Kurzgeschichten sind detaillierte Momentaufnahmen des alltäglichen Lebens im 21. Jahrhundert. Scharfsinnig, von unsentimentaler Härte und raffiniert legt sie das Unheilvolle bloß, das unter dem Gewöhnlichen lauert: Mit wenigen Worten gelingt es der Autorin, eine ganze Welt aufzubauen, um sie dann kurz darauf wieder einstürzen zu lassen.

Eine junge Frau liegt nichtsahnend im Bett, während ihr geliebter Gatte im Internet surft – besessen von weiblichen Serienkillern. Ein Bürokrat wechselt zum Buddhismus und hält sich für den Auserwählten. Eine Frau betrachtet sich im Spiegel, ihr Körper ist übersät mit blauen Flecken. Doch den Grund für die Gewaltbereitschaft ihres Liebhabers sucht sie bei sich selbst.

Dorthe Nors’ Kurzgeschichten umfassen den ganzen Kosmos der menschlichen Emotionen, von der Fähigkeit zur Grausamkeit bis hin zum Mitgefühl. Die Sammlung poetischer, aber auf eine faszinierende Art doch beunruhigender und gleichzeitig kurioser Geschichten muss man einfach lieben.


Wir freuen uns auf Eure Bewerbungen und eine spannende Leserunde!
Euer Osburg Verlag
296 BeiträgeVerlosung beendet
Blausterns avatar
Letzter Beitrag von  Blausternvor 10 Jahren
Hallo ihr Lieben,

im Rahmen einer interessanten Blogtour könnt ihr auf meinem Blog oder auch hier bis zum 10. September ein Exemplar von Dorthe Nors' Erzählband Handkantenschlag gewinnen. Wer gern vielseitige, subtil erzählte Kurzgeschichten liest, dem wird dieses Buch sicher gefallen.

Was ihr dafür tun müsst? Einfach folgende Frage beantworten:

Was magst du an Erzählungen und Kurzgeschichten?

Viel Glück!
5 BeiträgeVerlosung beendet
Wortweltens avatar
Letzter Beitrag von  Wortweltenvor 11 Jahren
Hallo ihr Lieben, vielen Dank, dass ihr bei dem Gewinnspiel mitgemacht habt. Das Buch ging an denjenigen, der auf meinem Blog geantwortet hat. Sollte er sich nicht melden, muss ich die Losfee für eine zweite Runde wecken ;-) So oder so kann ich euch die Erzählsammlung nur wärmstens empfehlen, es sind wirklich vielseitige Geschichten!

Community-Statistik

in 27 Bibliotheken

auf 1 Merkzettel

von 3 Leser*innen aktuell gelesen

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