Rezension zu "Eingeäschert" von Doug Johnstone
Heute habe ich für Euch einen besonderen Krimi aus dem Polar Verlag.
"Eingeäschert" von Doug Johnstone spielt in der schottischen Hauptstadt Edinburgh. Jim Skelf, Inhaber eines renommierten Bestattungsunternehmens und einer Privatdetektei, ist tot und wird auf eigenem Wunsch hinter dem Anwesen illegal verbrannt. Seine Ehefrau Dorothy, Tochter Jenny sowie die Enkelin Hannah mit ihrer Freundin Indy sehen zu. Mit dabei ist Jims rechte Hand Archie, der die Verbrennung mit Schürhaken und Auffangwanne überwacht.
In den Untelagen entdeckt Dorothy eine ihr unbekannte Dauerüberweisung an die Ehefrau eines ehemaligen, seinerzeit verschwundenen Mitarbeiters von Jim. Das macht sie natürlich stutzig und sie fragt sich, welche Geheimnisse ihr Mann hatte. Zur gleichen Zeit verschwindet eine Kommilitonin von Hannah. Und da die Polizei nicht nach Mel sucht, macht Hannah sich auf deren Suche. Schließlich bitten eine Ehefrau sowie ein älterer Mann, Dorothy bzw. Jenny um Hilfe. Obwohl Schmerz und Trauer über den Verlust von Jim noch nicht verarbeitet sind, werden diese Aufträge angenommen.
Im Mittelpunkt dieses ungewöhnlichen und skurrilen Thrillers stehen die drei Skelffrauen. Sie entstammen aus drei Generationen und haben natürlich eine jeweils andere Sicht der Dinge und Lebensanschauungen. Dorothy mit kalifornischen Wurzeln fragt sich, warum wohl Jim sie angelogen hat, waren sie doch scheinbar glücklich verheiratet. Doch auch Dorothy denkt an die eigene Vergangenheit zurück, als sie in einer Lebenskrise kurzfristig nach Amerika zurück ging. Jenny, die ihr Leben lang ihr Zuhause wegen des allgegenwärtigen Tods vermied, kommt nach Arbeitslosigkeit und wegen finanzieller Nöte zurück nach Hause und hadert als vermeintlich gescheiterte, weil geschiedene Ehefrau, mit ihrem Schicksal. Und auch Hannah muss erfahren, dass Mel nicht die Person war, die sie zu sein schien.
Die beiden Erzählstränge um die mysterösen Zahlungen wie auch Mels Verschwinden stehen im Mittelpunkt des Krimis und bilden dessen Rückgrat. Dorothy wie auch Hannah versuchen den Dingen auf den Grund zu gehen. Anfangs noch unbeholfen, später jedoch tauchen sie geschickter und tiefer in die Ermittlungen ein. Und was anfangs noch unbestimmt war, wird im Laufe immer skurriler und schlimmer. Natürlich schickt uns der Autor immer wieder auf falsche Fährten, bis zur letztlich spannenden und nachvollziehbaren Auflösung der beiden Fragen kommt
Neben diesen Haupterzählsträngen fand ich die beiden Nebenaufträge sehr interessant. Die Skelffrauen gehen die Sache zunächst sehr unprofessionell an, da sie keine eigenen Erfahrungen besitzen im Bereich Ermittlungen, Nachforschungen und Faktensammlungen. Aber das war sehr realitätsnah und authentisch geschrieben.
Der Autor beleuchtet daneben sicherlich für Jedermanns Geschmack sehr intensiv das Bestattungswesen mit all seinen Facetten, beginnend mit der Aufnahme und der Präparierung der Leichen, von den Zeremonien in der Leichenhalle und der Bestattung oder der Feuerverbrennung. Tod und Sterben überall. Das große Leitbild dieses Romans. Aber auch der Familienzusammenhalt der Skelffrauen spielt eine zentrale Rolle.
Allerdings fehlt es diesem Krimi doch leider durchgehend an Spannung wie man es von den anderen Krimis aus dem Mainstreambereich gewohnt ist. Dafür hat er aber eine ganz eigene Qualität mit vielen interessanten und tief gehenden Meinungen über Beziehungen, Familie, Treue, Verrat, Geheimnissen, Leben und Tod.
Stets aus der abwechselnden Sichtweise der drei Frauen wird die Story erzählt. Die Kapitel sind recht kurz, weswegen ich die Personen schnell kennenlernen konnte. Durch den Schreibstil des Autors wurden nicht nur die Skelffrauen, sondern auch Edinburgh realitätsnah dargestellt, so dass man Lust bekommt, diese Stadt kennen zu lernen.
Wer einen etwas anderen, skurrilen und düsteren Kriminoir lesen möchte, kann hier ruhig zugreifen. Ich kann das Buch daher wirklich empfehlen.