Rezension zu "Der Strandwürger." von Douglas Clark
Im Badeort Finstoft in Lincolnshire werden die Leichen von vier Frauen vergraben am Strand gefunden. Es waren vier angesehene Damen aus der Mittelschicht, eine fünfte wird ebenfalls vermisst.
Da die örtliche Polizei überfordert ist wird Scotland Yard in Person von Chief Inspector George Masters und seinem Kollegen Inspector Green auf den Fall angesetzt.
Offenbar wurden sämtliche Opfer stranguliert, doch seltsamerweise finden sich an den Leichen keinerlei äußere Verletzungen oder Zeichen eines Kampfes und auch die Autopsie findet bei den Toten keine Spuren von Betäubungsmitteln oder Drogen, welche erklären würden, wie es dem Täter gelang die Frauen zu überwältigen.
Im Februar ist der kleine Badeort wie ausgestorben, das erleichtert der Polizei zwar die Arbeit, doch die Suche nach einem Motiv gestaltet sich schwierig. Keines der Opfer wurde sexuell missbraucht, sie suchen also nicht nach einem Triebtäter, der Serienmörder muss an einer besonderen Form des Wahnsinns leiden.
Die Detektive finden heraus, dass die Leichname nach einem gewissen Muster am Strand positioniert wurden, dabei erweist es sich als besonders hilfreich, dass Inspector Green im letzten Weltkrieg bei der Armee die Technik der Geländevermessung gelernt hat, was ihm von Masters einen gewissen Respekt einbringt.
Dies ist der dritte Fall von Masters und Green und ja, es ist ein Serienkillerroman, was leider gewisse Probleme mit sich bringt. Clarks Bücher sind oft eher Howdunits als Whodunits, die Identität des Mörders ist häufig vorhersehbar oder wird schon etliche Kapitel vor dem Ende gelüftet, was den Ermittlern die Möglichkeit gibt, sich ganz auf die Entschlüsselung des Tathergangs zu konzentrieren. Trotzdem ist es geradezu fahrlässig, wie sich hier gerade jene Person, welche sich die ganze Zeit über schon merkwürdig verhalten hat, als Täter entpuppt.
Und dass Masters sich nach dem Lesen weniger kriminalpsychologischer Bücher gleich als genialer Profiler präsentiert wirkt schon extrem unglaubwürdig. Auch dass es die Lokalpolizei nicht fertigbringt zwischen den ermordeten Frauen eine Verbindung herzustellen, Masters aber als Wildfremder relativ schnell die Beziehung zwischen ihnen durchschaut, wirkt eher als glücklicher Zufall denn als überzeugende Detektivarbeit.
Als Rätselkrimi ein Fehlschlag, als Serienkiller-Thriller, zumindest für moderne Leser, mäßig interessant, ist „Der Strandwürger“ der bisher schwächste Teil der Reihe.
Vielleicht noch ein paar Worte zur deutschen Ausgabe:
Diese alten Taschenbücher von Rowohlt wirken heute alles andere als attraktiv. Billiges Papier, kleine Schrift und nichtssagende Coverbilder stellen nicht unbedingt die beste Werbung für die in dieser Reihe vertretenen Werke dar. Diesmal hat man aber einen ganz besonderen Bock geschossen: Am Anfang werden die wichtigsten Figuren aufgeführt und man verrät auch gleich einige wesentliche Details der Handlung und praktisch auch die Identität des Täters. Soviel Dämlichkeit dürfte eigentlich nicht ungestraft bleiben.