Rezension zu "Die Evolution des Menschen" von Douglas Palmer
Spurensuche über Millionen von Jahren
19 Millionen Jahre zurück reicht der Anfangspunkt, den Douglas Palmer im Buch für den Beginn der Evolution des Menschen setzt, der im letzten Kapitel des Buches mit einem Blick auf den aktuellen Klimawandel im Zyklus des Klimawandels seit fast 650.000 Jahren ausklingt. Obwohl es den Homo Sapiens selbst erst seit ca. 200.000 Jahren gibt.
Zwischen diesen beiden Polen der Zeit legt Palmer Seite für Seite in Text und interessantem Bildmaterial den Gang der Evolution im Blick auf den Homo Sapiens dar, wobei er zunächst in der Einleitung auf den „Familienkreis“ des modernen Menschen eingeht. Durch die Entschlüsselung des Genoms ist es in heutiger Zeit möglich, die Artverwandtschaften genauer festzustellen und auch evolutionär vollzogene Abspaltungen zu erfassen und zu datieren. So kann Palmer relativ genau einkreisen, wann sich Menschen von Schimpansen, Schimpansen von Gorillas und Gorillas von Orang-Utans abspalteten. Dieser erste „Stammbaum“ bildet den Auftakt zu einer Fülle von sachlichen Informationen, textlich und bildlich leicht verständlich aufbereitet und flüssig erzählt.
Zur Darstellung unterteilt Palmer sein Buch in zwei Teile. Teil I beschäftigt sich mit der Ahnengalerie des Menschen und beginnt mit Proconsul Africanus, und damit dem Übergang im Rahmen der Aufspaltung von Affen und Menschenaffen. Von dort an folgt Palmer minutiös den weiteren evolutionären Etappen der Affenwelt bis hin zum Paranthropus robustus und beschreibt sodann die weitere Aufspaltung zwischen Affenwelt und menschlichen Anfängen mit dem Homo habilis. Hierbei legt er alle wichtigen und wegweisenden fossilen Funde im Buch vor, beschreibt ihre Bedeutung und kommt so über den Homo floresiensis und den Homo neanderthalensis zum Homo sapiens.
Vielfache Abbildungen von fossilen Elementen, grafische Darstellung von Landkarten und Wanderwegen illustrieren die Texte hierbei ebenso, wie Landschaftsaufnahmen gerade von Gegenden, in denen sich im Verlauf hundertausender von Jahren wenig verändert hat. Mittels des Bildmaterials gelingt Palmer so ein anschaulicher Eindruck der inneren und äußeren Umstände der Evolution des Menschen.
Im zweiten Teil, überschrieben mit „die Odyssee“ des Menschen, legt Palmer den Schwerpunkt seiner Darstellung auf die Wanderbewegungen des Menschen, beginnend mit dem „Überschreiten der Grenze Afrikas“ und der weltweiten Ausbreitung bis in die heutigen Tage hinein. Eine Ausbreitung, die nicht nur räumlich stattfindet, sondern sich auch in der Entwicklung von Kulturen und sozialen Regelwerken niederschlägt, im Gebrauch von Werkzeug ebenso wie in der Urbanisierung der Natur. Sämtlich Elemente, die wiederum auf die Entwicklung und Anpassung des Menschen an veränderte Umwelt- und Lebenssituationen rückwirken (man bedenke nur die sich stetig steigernde Lebenserwartung, aber auch die klimatischen Bedingungen, die immer wieder eine erneute Anpassung nötig machten). Interessante Informationen finden sich vielfach, so u.a., dass Menschen schon zu Frühzeiten die Tendenz zur Ausbreitung in sich trugen. Schon vor mehr als einer Million Jahren lassen sich Spuren von Populationen in Spanien feststellen.
Alles in allem eine fundierte, populärwissenschaftliche Darstellung, die in Text und Bild einen informativen und guten Überblick über die „Lebenslinie“ des Menschen von Beginn an aufzeigt.