Rezension zu "Baedeker Reiseführer Italien" von Dr. Bernhard Abend
Zur Zeit, sprich in der Osterwoche Anfang März 2020, gehört reisen erzwungenermaßen nicht zu den bevorzugten Freizeitbeschäftigungen weltweit.
Aber auch diese Phase wird irgendwann zu Ende sein. Wer sich die Zeit bis dahin auf die schon länger geplante oder auch den spontan aufgetretenen Wunsch einer Reise nach Italien sinnvoll vertreiben möchte, ist mit diesem 'Wälzer' an Reiseführer bestens beraten. Vorausgesetzt, sie oder er hat Interesse daran, unsere westlichen Nachbarn, ihren Lebensstil, ihre kulinarischen Genüsse, ihre Landschaften, ihre Geschichte, Kunst und Kultur kennen zu lernen. Also keine 'Event-Reise' im Stil von ein Wochenende Ballermann.
Auf immerhin rund 850 (!) Seiten wird sicher nicht alles, aber sehr, sehr viel über das Land erläutert, über welches schon Goethe dichtete:
Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn,
Im dunklen Laub die Goldorangen glühn,
Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht,
Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht?
Die wirklich umfassenden Informationen über alle Aspekte des Reiseziels ist schon seit je her das Kennzeichen der Baedekers. So auch in diesem Werk.
Egal, ob es um historische Bauwerke, die verschiedenen Weinregionen, Geschichte, Gerichte, wirtschaftliche Fakten oder was auch immer geht: der Baedeker informiert fundiert.
Einleitend werden auf je zwei Seiten unter der gemeinsamen Überschrift „Das ist Italien...“ die Stellung von „Mutter Kirche“, die „Designschmiede Mailand“ aber auch die Regionen „Wo Wolf und Bär sich gute Nacht sagen“ und auch, Mädels aufgepasst, „Die Schumacher der Stars“ auf je zwei Seiten vorgestellt.
Es folgen sieben Tourenvorschläge, die sich mit Auto oder Moped erleben lassen. Für die man sich zwischen zwei und fünf Tagen Zeit nehmen sollte. So der Ausgangspunkt in Italien bereits erreicht ist. Die Touren erhöhen den Kilometerstand des Fahrzeuges je nachdem um durchschnittlich 400 Kilometer. Es sind also wahrhaft keine Gewalt-, sondern Genusstouren.
Es folgen in alphabetischer Reihenfolge nach Stadt oder Ziel wiedergegebenen Beschreibungen. Eine kleine Umrisskarte Italiens mit einem entsprechenden Markierungspunkt erleichtert die geographische Orientierung.
Bei den Ortsbeschreibungen werden zunächst ein paar statistisch interessante Infos wie Einwohnerzahl, Zugehörigkeit zu welcher Provinz gegeben. Gefolgt von recht bis sehr ausführliche Beschreibungen der Sehenswürdigkeiten, Museen, Kirchen etc. gegeben. Zum Grossteil auch mit einem kommentierten Auszug aus einem Stadtplan, teilweise mit einer 3D-ähnlichen Explosionszeichnungen der Bauwerke. Dass bei den Ortsbeschreibungen keine dem aktuellen Stand entsprechenden Hinweise zu Hotels, Restaurants, Bistros oder Cafés fehlen, ist selbstverständlich. Sehr schön ist auch die Tatsache, dass der Baedeker bei vielen Stadt- und/oder Ortsbeschreibungen Angaben zu lohnenswerten Abstechern in die Umgebung gibt. Ebenso selbstverständlich sind die Illustrationen mit schönen Farbaufnahmen.
Im letzten Teil des Baedekers werden die allgemeinen Infos über ideale Reisezeit (diese kommt bestimmt wieder), Geschichte, Kunst, Freizeitmöglichkeiten, Essen & Geniessen, Feiertage, Verkehr, Post & Telekommunikation und Weiteres gegeben. Auf einer Doppelseite gibt es zusätzlich zu dem Mini-Wörtebuch am Ende auch noch einen Grundlagen’kurs‘ über diverse Pasta.
Die in einer Plastiktasche beigelegte Strassenkarte der Rubrik 'Easy Zip' im Massstab 1:1.150.000 ist für einen ersten Überblick ausreichend. Der grosse Massstab ist natürlich der Grösse Italiens geschuldet.
Wer seine Fahrt samt eventuellen Abstechern genauer planen will, wird zu einer Karte mit kleinerem Massstab greifen. Aus Überzeugung und bester Erfahrung nennen ich in dem Zusammenhang mal die Karten aus dem österreichischen Verlag freytag & berndt. Dort ist eine Karte von ganz Italien 1:800.000 und Regionalkarten bis hin zum Massstab 1:50.000 (!, dort findet man auch das kleinste Landsträsschen) im Angebot. Nicht nur während der Planungsphase, sondern auch unterwegs ist eine gute Karte jedem Navi überlegen! In Kombination mit dem Baedeker wird die Reise dann wirklich zum Erlebnis. Sobald das wieder möglich sein wird. Aber bis dahin kann man ja im Baedeker blättern, lesen. Und sich schon jetzt auf bella Italia freuen.