Und bei Dr. Müller-Wohlfahrt muss man, insbesondere was Sportverletzungen anbelangt, keine Zweifel haben. Er gilt in der Sportwelt als der Wunderdoktor schlechthin. Aus diesem Buch lässt sich erahnen, warum er solche Erfolge vorweisen kann. Er kann nicht nur verletztes Muskelgewebe mit seinen Händen erspüren und fühlen, woran der Patient leidet, sondern er hat auch verstanden, warum "ein Muskel zumacht", wie das im Fußballer-Kauderwelsch seit dem allgegenwärtigen Loddar so schön heißt.
Nach der Schilderung seines Werdegangs als Mediziner folgen im Buch viele Ausführungen zur Bewegung schlechthin. Ohne Bewegung werden wir schnell krank. Das ist inzwischen eine Volksweisheit. Müller-Wohlfahrt erklärt in seinem Buch die ganzheitliche Wirkung von Bewegung und präferiert dabei das Laufen. Natürlich sollte alles im Rahmen bleiben, auch wenn der Mensch recht oft zu Übertreibungen und falschem Ehrgeiz neigt. Gehen ist im Übrigen auch nicht schlecht.
Nach seinen Erklärungen zur Bewegung folgen einige Abschnitte über das Bindegewebe, das schließlich nicht umsonst so heißt. Es hält alles zusammen und reagiert heftig auf Überlastungen. Am Ende dieses ersten Teils fasst Müller-Wohlfahrt alles in seiner "Formel für ein gesundes, bewegtes und erfülltes Leben" zusammen. Diese dann ausführlicher erklärte besitzt folgende leicht nachvollziehbare Komponenten: Ernährung, Sport, Schlaf, Arbeit, Fokus auf das Wesentliche und Ausgleich. Schon bis hierhin ist dieses Buch eine große Inspiration, schließlich ist Müller-Wohlfahrt trotz eines arbeitsreichen Lebens mit 80 Jahren noch schlank und fit.
Im zweiten, etwas längeren Teil des Buches geht es um die verschiedensten Sportverletzungen. Sie werden nach einer allgemeinen Einleitung ausführlich beschrieben. Dieser Teil ist dann weniger für die Allgemeinheit geeignet.
Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt
Mit den Händen sehen
Bewegung
Neue Rezensionen zu Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt
Ich habe das Buch geschenkt bekommen, kannte Dr. Müller-Wohlfahrt natürlich aus dem Fernsehen, wenn er mittlerweile seit Jahren von der Seitenbank aufspringt, um verletzten Fußballspielern zu Hilfe zu eilen. Irgendwie haben ihm die Jahre wenig von dem Elan genommen, mit dem er sich um die Sportler bemüht und ich finde, es wird auch im Buch deutlich, dass ihm die Gesundheit seiner Patienten das höchste Gut ist. Im Buch werden viele Fallbeispiele beschrieben, die zeigen, wie Dr. Müller-Wohlfahrt arbeitet, das was für mich den Ausschlag gibt 5 Sterne zu vergeben, ist, dass man durch das Buch gut nachvollziehen kann, unter welchen Umständen der Doc zu dem geworden ist, was er heute darstellt. Es ist schön, dass hier auf die Wertevermittlung aus frühester Kindheit eingegangen wird und auch der Gegenwind, der ihm immer wieder entgegen blies konnte ihn nicht von der Spur abbringen auf sein Herz zu hören und seinem Innersten zu vertrauen. Ein lesenswertes Buch für Leser, die gerne Biografien lesen.
Die 320 Seiten starke Lebensbeschreibung des Sportmediziners und Orthopäden Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt zog mich ab dem ersten Wort magisch in ihren Bann. Denn hierin wird sehr anschaulich und offen die Geschichte eines passionierten Mediziners und Menschenfreundes erzählt, der für das Wohl seiner Patienten alles Menschenmögliche in Bewegung setzt und dabei Persönliches allzu oft hintenanstellt. Dr. Müller-Wohlfahrt, genannt Mull, gilt innerhalb der Sportwelt als Koryphäe auf seinem Gebiet und ist vom FC Bayern München sowie von der Nationalmannschaft nicht mehr wegzudenken. Trainer und Spieler vertrauen seinem Rat und vor allem seinen Händen blind. Im Laufe der Jahre ist er zum Meister der Palpation gereift und vertraut seiner Erfahrung und seinem Können mehr als technischen Hilfsmitteln, wie Kernspintomographie (MRT).
1942 in Leerhafe (Ostfriesland) geboren und aufgewachsen in einer Pfarrersfamilie, zog es den jungen sportbegeisterten, aber schulisch wenig ehrgeizigen Müller-Wohlfahrt bald in die Stadt. Nach dem Medizinstudium Kiel ging es nach Berlin, wo damals in den 70ern das Leben tobte. Hier traf er nicht nur seine spätere Frau Karin, sondern auch auf renommierte Professoren, die ihn protegierten. Infolge wurde er 1974 Mannschaftsarzt des Fußballvereins Hertha BSC. Und diese neue Rolle gefiel ihm sowie dem Club außerordentlich gut. Kein Wunder, dass bald auch der Rekordmeister FC Bayern München auf ihn aufmerksam wurde. 1977 mit gerade einmal 35 Jahren ernannte man Müller-Wohlfahrt zum Bayern-Doc. Ein Zustand der bis heute, abgesehen vom Zerwürfnis mit Trainer Pep Guardiola (2015-17), sollte. Darüber betreut er seit 1996 die deutsche Nationalmannschaft und verfügt seit Ende der 70er über eine eigene Praxis in München. Kurzum, er ist mit Leib und Seele Sportmediziner. Diese Leidenschaft ist sein unerschöpflicher (Lebens-)Motor; auch mit mittlerweile 75 Jahren.
In der vorliegenden Biografie wird sowohl der Mensch als auch der Mediziner detailreich beleuchtet, wobei beide niemals unabhängig voneinander betrachtet werden sollten. Alles in allem ist dem Mediziner mit „Mit den Händen sehen“ ein sehr abwechslungsreiches Buch gelungen, das sich nicht nur flüssig liest, sondern auch allerhand Wissenswertes aus Sport und Medizin vermittelt. Ob Müller-Wohlfahrts eigene Auffassung von Medizin, seine Werte (Bescheidenheit, Respekt, Disziplin) oder seine Familie, nichts bleibt unausgesprochen; obgleich die Sportkomponente ein Großteil der Lektüre ausmacht. Das Besondere an seinem Buch sind m.E. die prägnanten wie aufschlussreichen Beiträge von Patienten (Herbert Grönemeyer, Usain Bolt, Bono…), Weggefährten (Uli Hoeneß, Jupp Heynckes, Joachim Löw…) und Familienmitgliedern (Frau und Tochter) über ihn. Zudem kann der sportgeschichtlich interessierte Leser mithilfe von „Mulls“ ehrlichen Schilderungen einmal hinter die Kulissen der Millionenbranche schauen. Gerade in Hinblick auf Ausnahmeathlet Bolt oder den Streit mit Guardiola gewährt die Biografie interessante und persönliche Einblicke.
FAZIT
Eine rundum faszinierende Biografie, die jeder einmal gelesen haben sollte.
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