Meistens muss er allerdings erst einmal erkennen, was die wirkliche Ursache seiner körperlichen Schwäche ist. Und da ist man sofort beim Thema und der Crux dieses Buches. Dr. Markus Baumgartner ist ein sehr gut und umfangreich ausgebildeter Arzt, der einst für sich beschlossen hatte, aus dem Krankenhausalltag mit seinen Zwängen auszusteigen und in München eine eigene Praxis aufzumachen. Eigentlich ist er dafür völlig überqualifiziert. Das hat ihn jedoch nicht davon abgehalten, sich auch noch in Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM) ausbilden zu lassen. Kommt also ein Patient zu ihm, dann lässt er sich von ihm wahrscheinlich erst einmal die Zunge zeigen, weil sie ihm nach der TCM bereits erste Hinweise auf den Allgemeinzustand seines Patienten geben wird. Sollte etwas nicht stimmen, dann wird Dr. Baumgartner wahrscheinlich seine drei berühmten Fragen anbringen, die nach der Liebe, der Familie und dem Job. Geist und Seele lassen sich nach der TCM nicht vom Körper trennen. Und umgekehrt natürlich.
Will man also gesund bleiben, dann muss man Geist und Seele von Belastungen frei machen, sonst schwächen sie den Körper. Nun kann man natürlich erhebliche Zweifel anbringen, ob man so tatsächlich alle Krankheiten erklären oder gar heilen kann. Das ist jedoch ebenso fruchtlos wie die Frage, nach einer Erklärung für die heilsame Wirkung von Akupunktur, die Dr. Baumgartner selbstverständlich auch immer anwendet, wenn er sich davon Heilung erhofft. Oft wirken diese Anwendungen wahre Wunder, wenn man die empirischen Zusammenhänge aus der TCM kennt.
Unser Körper ist in der Tat ein Spießer. Er mag gleichförmige Rhythmen und ahndet entsprechendes Fehlverhalten. In der Jugend kann man das meistens noch mit einer überschießenden Lebenskraft überdecken. Baumgartner erklärt unseren Spießerkörper und die grundlegenden von der TCM empirisch schon vor langer Zeit herausgefundenen Zusammenhänge. Entstanden ist dabei ein leicht lesbares und unterhaltsames Buch, das an den gesunden Menschenverstand allgemein und gelegentlich auch recht konkret appelliert und immer Fragen nach den gesundheitlichen Folgen von seelischen Problemen aufwirft.
Darüber hinaus wird man jedoch nicht viel schlauer. Obwohl Baumgartner viele Grundlehren der TCM ganz gut erklärt, so bleiben immer noch viele Fragen offen, denn dies ist kein Lehrbuch über den Hintergrund seiner Herangehensweise, sondern eher eine interessante Erzählung darüber. Man wünscht sich einen solchen Arzt und fragt sich, wie das die persönliche Krankenkasse bezahlen würde. Denn Baumgartner braucht sicher mehr Zeit für seine Patienten als manch anderer Arzt.
Was man allerdings lernt, und das scheint mir Baumgartners Anliegen zu sein, ist, sich selbst einfache Fragen nach dem eigenen Wohlfühlstatus zu stellen, denn gewöhnliche Hausärzte hinterfragen eher selten das persönliche Leben ihrer Patienten und versuchen lediglich die gerade akuten Krankheiten zu heilen. Wenn man immer wieder kränkelt oder sich dauerhaft schwach und ohne Energie fühlt, dann ist es vielleicht Zeit, das eigene Leben zu durchleuchten und Energiekiller zu beseitigen. Wenn dieses Buch dazu beitragen sollte, eine solche Denkweise beim Leser zu installieren, dann hat es wohl sein Ziel erreicht.
"Wichtigster Bestandteil jeder Therapie ist ... , dass der Patient selbst etwas machen muss"