Rezension zu "Gendermedizin: Warum Frauen eine andere Medizin brauchen" von Prof. Dr. med. Dr. h.c. Vera Regitz-Zagrosek
Bellis-Perennis„Gender Medizin“ ist noch eine recht junge Wissenschaft. Die MedUni Wien hat erst 2010 einen eigenen Lehrstuhl für die Medizinsparte geschaffen.
Das primäre Ziel der Gender Medizin ist die Erforschung geschlechtsspezifischer Aspekte in allen Bereichen der Medizin. Darüber hinaus sollen zukünftige MedizinerInnen bereits während des Studiums für eine geschlechtsspezifische Medizin sensibilisiert werden. Denn zwischen Frauen und Männern gibt es biologische Unterschiede, die im Fall einer Krankheit unterschiedliche Behandlungsmethoden bzw. unterschiedliche Medikamente notwendig machen.
Das Bewusstsein dafür ist noch nicht wirklich überall angekommen. So werden die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Medikamenten nach wie vor an männlichen Ratten getestet. Weiblich Ratten „fallen“ durch ihre häufige Trächtigkeit aus. Die Anschaffung mehrerer paralleler Testgruppen mit weiblichen Ratten ist den meisten Pharmafirmen zu teuer.
Auch im späteren Teststadium, wenn bereits Medikamente an Menschen probiert werden, werden hierbei Männer bevorzugt. Man nähme auf den weiblichen Körper Rücksicht und seinen Hormonstatus Rücksicht, so der O-Ton der Pharmafirmen. Dass mit dieser falsch verstandenen Rücksichtnahme der Tod von zahlreichen Frauen, bei denen die Medikamente nicht oder nur teilweise nützen, in Kauf genommen werden, scheint nicht aufzufallen.
Meine Meinung:
Dieses Buch richtet sich vor allem an Frauen (und Männer), die sich mit diesem Thema noch nicht oder nur wenig beschäftigt haben. Diejenigen, die ihren eigenen Körper gut kennen oder sich mit Gender Medizin beschäftigen, werden nicht mehr allzu viel Neues erfahren.
Gut gefällt mir der hinter Teil des Buches, in dem die beiden Autorinnen die einzelnen Organe und ihre Krankheiten besprechen. Damit kann man sich auf ein Arztgespräch gut vorbereiten. Am Ende findet sich ein Glossar und ein umfangreiches Literaturverzeichnis, das zum Weiterlesen anregt.
Fazit:
Ein guter Einstieg in die unterschiedliche Medizinwelten von Mann und Frau. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.