Scotland Yard, die Wiege der Kriminalermittlungen und des klassischen Tweedanzugs sowie der steifen Uniformen des Straßen-Bobbys. Inspektor Ali passt in diesen so klar aufgestellten Haufen Ermittler wie ein Wolf in eine Schafherde. Ali fällt so ganz aus der Rolle. Liebt er doch Poesie, Kreuzworträtsel und einmalig schöne Frauen.
Er rebelliert wo er kann und wird dankbar nach Cambridge gesandt und soll dort einen Mord aufklären. Eine marokkanische Prinzessin wurde dort tot aufgefunden und es droht ein diplomatisches Debakel. Während alle den Selbstmord der schönen jungen Frau vermuten, kann sich Ali damit nicht wirklich anfreunden. Krach und Aufregung sind schon mal vorprogrammiert.
Für mich zwar ein wirklich kurzer Krimi aber ein gelungener Ausflug in die Welt des Inspektor Ali, der nicht unvergessen bleibt.
Driss Chraïbi
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Driss Chraïbi
Die Zivilisation, Mutter!
Inspektor Ali im Trinity College
Die Zivilisation, Mutter!
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Die marokkanische Mutter, um die es in diesem Roman geht, ist mit dreizehn verheiratet worden und hat seitdem das Haus ihres Mannes nicht mehr verlassen. Nahrungsmittel und was sonst für den Alltag benötigt wird, lässt der Mann – ein erfolgreicher Geschäftsmann – liefern. Wenn die Söhne aus der Schule kommen, besteht die Mutter darauf, dass sie ihr westliche Kleidung ausziehen und gegen traditionelle Gewänder eintauschen. Die stellt sie selbst her – ohne modernes Werkzeug, sondern mithilfe von vier Zimmermannsnägeln die sie mit einem Schuh in die Wand schlägt: „Vier Nägel in der Wand und ihre Finger, das war ihr Webstuhl.“
Das Leben der Mutter geht ihre Bahnen und es könnte und würde wohl immer so weitergehen, doch dann ziehen Veränderungen in das Haus ein. Alles beginnt mit Monsieur Ktö, dem Magier: „Meine Mutter war überzeugt, dass es sich um ein lebendes Wesen aus Fleisch und Knochen handelte, um eine Art Gelehrten und Wahrsager in einem, der viel gereist war, viel gelernt hatte und sich, wie Diogenes, in einem Kasten vor den Gräueln der Welt verbarg.“ Tatsächlich handelt es sich nicht um ein Wesen aus Fleisch und Blut, sondern um ein Radio, das die Welt und den zweiten Weltkrieg ins Haus trägt. Die Mutter ist nicht wegzubewegen von diesem Kasten und sie lässt sich begierig von ihrem Monsieur Ktö die Welt erklären. Und während ihre ersten Schritte aus dem Haus noch indirekt und mit Hilfe des neu installierten Telefons gemacht werden, wagt sie sich schlussendlich mit Hilfe der Söhne auch persönlich hinaus – bereit, die Welt zu verändern.
Als dieses Buch 1972 veröffentlicht wurde, lebte Chraïbi bereits seit mehr als 20 Jahren in Frankreich: 1926 in El Jadida in Marokko geboren, nahm er 1945 auf Wunsch des wohlhabenden Vaters ein Studium in Frankreich auf. 1952 hatte er sich bewusst dazu entschieden, nicht mehr nach Marokko zurückzukehren. Und doch hat er mit Die Zivilisation, Mutter! ein Buch geschaffen, das den Eindruck erweckt, der Erzähler hätte erst vor kurzer Zeit seine Sachen gepackt und das elterliche Haus verlassen, so detailliert und warmherzig mutet die Erzählung an. Mit leichter Wehmut erklärt er: „Wir sahen sie auf die Welt kommen. Sie entdeckte die harte Wirklichkeit, passte sie ihrer Natur an, trennte die Spreu vom Weizen, verwarf ein wenig vom einen, ein wenig vom anderen, je nachdem wie viel aufnehmen konnte…“ Während der eine der beiden Söhne zum Studium nach Frankreich aufbricht, bleibt der andere zu Hause zurück, und sein Brief an den Bruder in der Ferne, in dem er ihm die tollsten Geschichten von der Mutter erzählt, bildet den zweiten Teil des Buches. Beide Teile zusammen ergeben eine Geschichte, die zu schön ist um wahr zu sein, doch das macht sie zu einem leichtfüßigen Lesevergnügen, das einem warm ums Herz werden lässt.
Diese Rezension wurde auch auf lesemanie.com veröffentlicht.
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