Dunya Mikhail

 4,5 Sterne bei 6 Bewertungen
Autor*in von Das Vogel-Tattoo.

Lebenslauf

Dunya Mikhail arbeitete als Journalistin für den »Baghdad Observer«, bis sie angesichts zunehmender Bedrohungen durch die irakischen Behörden zunächst nach Jordanien und dann in die Vereinigten Staaten floh. Sie wurde mit dem UN Human Rights Award for Freedom of Writing und dem Arab American Book Award for Poetry ausgezeichnet. Heute lebt und arbeitet sie in Michigan.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Dunya Mikhail

Cover des Buches Das Vogel-Tattoo (ISBN: 9783596711468)

Das Vogel-Tattoo

(6)
Erschienen am 27.11.2024

Neue Rezensionen zu Dunya Mikhail

Cover des Buches Das Vogel-Tattoo (ISBN: 9783596711468)
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Rezension zu "Das Vogel-Tattoo" von Dunya Mikhail

Renate1964
Sprünge

Dunja Mikhail erzähl von einer Yesidengemeinschaft im Dorf Halliqui, in dem bis 2014 paradiesische Zustände geherrscht hatten. Dann kamen die Daesh, welche ein Kalifat des Islamischen Staats erichten wollen, mit allen Mitteln. Männer werden entführt oder getötet, Frauen verkauft, vergewaltigt, Söhne umgezogen. Die Geschichte ist nicht chronologisch erzählt, nach den größten Grausamkeiten erfährt märchenhaft poetisch den Beginn einer großen Liebe und als Kontrast auch von Muslimen, die nicht fanatisch, sondern mutig geholfen haben. Trotzdem ist nichts mehr wie vorher. Die Sprache geht gekonnt mit dem jeweiligen Inhalt mit und der Leser nimmt am Geschehen und an den Emotionen teil.

Ich hätte nur gerne mehr über Yesiden erfahren

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Bellis-Perenniss avatar

Rezension zu "Das Vogel-Tattoo" von Dunya Mikhail

Bellis-Perennis
Bewegende Schicksale der Jesiden im (Nord)Irak

Die junge Jesidin Helen lebt mit ihrer Familie in Halliqi, einem kleinen abgelegenen Bergdorf im Nordirak. Als sie 2003 den Witwer Elias kennen und lieben lernt, verlässt sie das einsame Dorf und lebt mit ihm im nahen Mosul. Als Zeichen ihren Liebe lassen sich die beiden statt eines Eheringes ein Vogeltattoo stechen. 

Elias ist Journalist und ist einer der ersten, der 2014 von den Männern des Daesh (IS) verschleppt wird. Helen lässt ihre wenige Wochen alte Tochter sowie ihre beide halbwüchsigen Söhne zurück und macht sich auf die Suche nach Elias. Dabei gerät sie in die Fänge der Terrororganisation und wird an verschieden Männer verkauft und systematisch misshandelt. 

Auf abenteuerliche Weise gelingt ihr nach mehreren fehlgeschlagenen Versuchen die Flucht und die Rückkehr nach Halliqi, das inzwischen ein Fluchtpunkt für zahlreiche vom Daesh verfolgte Menschen ist. Elias bleibt weiter verschwunden und die beiden Söhne sind mittels Gehirnwäsche  zu Mudschaheddin ausgebildet worden.  

Meine Meinung: 

Wir Leserinnen und Leser aus Mitteleuropa können uns das Leid der Menschen, die vom Daesh entführt, misshandelt, zwangsmissioniert, zwangrekrutiert und letztlich oft getötet werden, kaum vorstellen. Erinnerungen an die Erzählungen von brutaler Christianisierung und den Genozid während der NS-Diktatur werden wach. Und das alles im 21. Jahrhundert? Dieser Roman gibt dem Leid der Jesiden, die als christliche Religionsgemeinschaft gelten, eine fassbare Stimme. Helen steht stellvertretend für Tausende Frauen, die ein ähnliches Schicksal erlitten haben. 

Gekonnt wird der Kontrast zwischen dem friedlichen Zusammenleben der Menschen im unwirtlichen Gebirge im Nordirak und den Gräueltaten des Daesh dargestellt. Helens Familie lebt vom Obst- und Gemüseanbau, Feigen sind das wohl bekannteste Produkt. Ihr Vater ist als Beschneider ein geachteter Mann. Das hilft dann, als Helen mit ihren Kindern das Dorf verlassen kann.  

Berührend sind die Szenen, als wir erfahren, dass Helen und Elias die Dorfbewohner jeglichen Alters im Lesen und Schreiben unterrichten. Das von Batterien betriebene Radio wird als Zauberkasten betrachtet. Mobiltelefone halten erst spät, und dann durch Flüchtlinge Einzug in Halliqi, erweisen sich aber dann als wichtiges Requisit, um die Menschen außer Landes zu bringen.   

Der Roman betrachtet die unterschiedlichen Schicksal aus verschiedenen Perspektiven. Im Zentrum stehen stets Helen und ihre Familie, für die vielen tausenden Menschen, die ähnliche Schicksale teilen. 

Fazit:

Diesem Buch, das mich sehr betroffen macht, gebe ich gerne 5 Sterne. 

 

 

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SimoneFs avatar

Rezension zu "Das Vogel-Tattoo" von Dunya Mikhail

SimoneF
Eine sehr bewegende Geschichte über den Völkermord an den Jesiden und insbesondere das Schicksal der Frauen

Die seit über 20 Jahren im amerikanischen Exil lebende Journalistin  und Dichterin Dunya Mikhail schreibt in „Das Vogel-Tattoo“ über den Völkermord an den Jesiden im Irak durch den IS im Jahr 2014 und thematisiert vor allem die Gräueltaten, die den jesidischen Frauen angetan wurden. Diese wurden zu Tausenden verschleppt, als Ware online zu Kauf angeboten und mehrfach systematisch vergewaltigt. Einigen wenigen gelang die Flucht, und Mikhail reiste in den Irak, um mit diese Frauen und auch einem ihrer Retter, Abdullah, zu sprechen, der über ein Schleusernetzwerk die gefangenen Frauen befreien und in autonome Kurdengebiete in Sicherheit bringen lässt.

Eine dieser Frauen diente als Vorbild für die Protagonistin Helen. Die Handlung des Romans ist frei erfunden, wurde jedoch inspiriert von den Erlebnissen der interviewten Frauen und Abdullahs Berichten. Das Schicksal der jesidischen Familien nach der Machtübernahme durch den IS hat mich sehr berührt, und es war teilweise schwer auszuhalten zu lesen, was den Mädchen und Frauen angetan wurde. Großen Respekt hatte ich vor dem Mut und der inneren Stärke der Menschen, die sich unter Einsatz ihres eigenen Lebens für die Befreiung der Kinder und Frauen einsetzen.

Viel Raum nimmt die Schilderung jesidischen Lebens im abgelegenen und von der Außenwelt abgeschnittenen Bergdorf Halliqi ein, aus dem Helen ursprünglich stammt. Das Zusammenleben dort wird als geradezu paradiesisch geschildert, voller Gastfreundschaft, Hilfsbereitschaft, Harmonie und grenzenloser Nächstenliebe. Das erschien mir beim Lesen doch recht  dick aufgetragen und idealisiert, zu schön, um wahr zu sein. Auch sind es mir zu viele Kreise, die sich am Ende der Geschichte schließen.

Da ich mit der Geographie und den Grenzverläufen zwischen Rebellengebieten und autonomen Regionen nicht vertraut bin, war es teilweise etwas verwirrend, die Routen nachzuvollziehen. Hier wäre eine Karte hilfreich gewesen. Manche Handlungen blieben mir unverständlich, etwa, wie eine befreite Frau, die gerade unter großen Mühen und durch vermintes Gebiet aus Syrien herausgeschmuggelt wurde, ein paar Tage später einfach ganz normal und allein nach Syrien zurückreist, um jemanden zu suchen. Auch ein Logikfehler im Buch – eine Frau, die im August 2014 verschleppt wurde, hat im Januar 2015 bereits ein durch eine Vergewaltigung gezeugtes Kind - fiel mir auf.

Fazit: Ein sehr bewegender Roman, der den Blick auf ein Thema lenkt, das leider in der Weltöffentlichkeit viel zu wenig Beachtung erfährt. Umso wichtiger ist es, dass Dunya Mikhail den jesidischen Frauen in dieser Geschichte eine Stimme gibt. Da mich das Buch erzählerisch nicht komplett überzeugen konnte, ziehe ich einen Stern ab.

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