Rezension zu "Die Katzen von Shinjuku" von Durian Sukegawa
Yama-chan steckt fest. Nachdem er sich unter großen Mühen einen Platz als Autor in der TV und Radiowelt erkämpft hat, steht er jetzt permanent unter Druck abzuliefern. Das Gehalt ist gut, doch die Anerkennung gering. Schafft er sein enormes Pensum nicht wird er von seinem Chef wüst beschimpft und sogar körperlich angegangen. Er nimmt es hin, denn er möchte nicht wieder in einer Bar arbeiten und knapsen müssen. Trost und Abwechslung sucht und findet er eines Abends in einer Kneipe namens Karinka, in der ungewöhnliche Charaktere ein und ausgehen. Geta-Rocker z.B., ein Mitglied einer Band mit roter Vokuhila Frisur, Vogelnest, der mit wilder Dauerwelle und Goldzähnen so gut wie nie seine Sonnenbrille abnimmt und Madame Granatapfel, eine fast sechzigjährige Dragqueen, die im roten Pailettenkleid die Gäste unterhält. Alle spielen sie auch gerne ein Spiel namens Miau-jongg, bei dem sie erraten, welche der vielen streunenden Katzen der Gegend als nächstes in der Kneipe vorbeischaut. Immer öfter kehrt Yama-chan ins Karinka ein und lernt dabei auch Yume-chan kennen, die tagein tagaus am Herd steht und die Gäste bedient. Sie umgibt ein Geheimnis und Yama-chan ist fasziniert von der jungen Frau mit Silberblick. Langsam kann er ihr Vertrauen gewinnen und sie merken was sie miteinander verbindet. Sie ist es auch, die Yama-chan endlich den nötigen Mut gibt sein Leben in neue Bahnen zu lenken und sich dem zu widmen, was er eigentlich tun möchte. Doch eines Tages passiert etwas Schlimmes und Yume-Chan verschwindet.📖
Ein Buch, das doch schon ein Weilchen auf meinem SuB lag und nur darauf gewartet hatte, gelesen zu werden. Ich hatte es mir zugelegt, nachdem ich sehr begeistert von seinem Vorgänger ,,Kirschblüten und rote Bohnen" gewesen war. An dieses Herzbuch reichte ,,Die Katzen von Shinjuku" jetzt leider nicht ganz heran, es hat mir aber dennoch sehr gefallen. Die Geschichte brauchte etwas bis sie Fahrt aufnahm. Gemächlich lernten man Yama-chan kennen, wie er in seine jetzige berufliche Situation und Sackgasse geraten war und keinen Ausweg sah.
Er war eigentlich auf der Suche nach sich selbst, fand aber durch den immensen Druck auf der Arbeit zu keiner ruhigen Minute und traute sich auch nicht sich aus dem Hamsterrad zu befreien. Man konnte seine Verzweiflung spüren und er tat einem leid wenn man las, wie sein Chef ihn mal wieder niedermachte und gar seine Träume verhöhnte. Die unscheinbare Yume-chan gab ihm Hoffnung, half ihm sich wieder zu besinnen und gab ihm Vertrauen in sich selbst. Wie er sie und das, was ihr wichtig war vor seinem Chef verteidigte war herzerwärmend. Die ruhige, aber auch leicht melancholische Atmosphäre des Buches nahm einen gefangen. Und gerade als man dachte, es könnte ein schönes Ende geben, nahm die Geschichte noch mal eine unerwartete, etwas traurige Wendung, die ich so nicht ganz erwartet hatte.
Durian Sukegawas Schreibstil war leicht und flüssig zu lesen. Das mochte ich schon bei seinem Vorgängerbuch. Die Seiten flogen nur so dahin und ratz fatz war die Geschichte schon zu Ende, was eigentlich doch schade war.
Auch wenn wie gesagt das Buch für mich nicht ganz an ,,Kirschblüten und rote Bohnen" heranreichte, kann ich es trotzdem sehr empfehlen und das dritte Buch von ihm mit dem Titel ,,Die Insel der Freundschaft" liegt bereits für die nächste gedankliche Reise nach Japan hier für mich bereit. (4/5)⭐️🙂