Als David Bowie zwei Tage nach seinem 69. Geburtstag und dem Release seines letzten Albums Blackstar verstarb, war ich fassungslos. Erst drei Jahre zuvor hatte er eine für mich grandiose, lang erwartete, kaum erhoffte Scheibe veröffentlicht, die ihn wie gewohnt in einem neuen Licht zeigte. Die Videos zu den einzelnen Singleauskopplungen waren wie immer künstlerisch anspruchsvoll und machten, ebenso wie die Songs selbst, Laune. Die Auskoppelungen von Blackstar, die ein paar Tage vor Bowies Tod mit im Nachhinein prophetischen Videos rund um die Welt gingen, hatten mich zwar schon ein wenig irritiert, denn sie zeigen eindeutig, dass er sich zu diesem Zeitpunkt seiner Sterblichkeit sehr bewusst war, während ich und wohl auch viele seiner Fans immer dachten, dieser Mann sei unsterblich. Unsterblich ist nach wie vor seine Musik. Musik, die vielen (jungen) Menschen das Gefühl gab, kein Freak zu sein oder vielmehr die Angst vor einem gesellschaftlichen Außenseitertum nahm. Er selbst schien der Außenseiter par excellence zu sein, ein Alien, der sich immer wieder neu erfand. Musikalisch, wie persönlich. Wie er wirklich war, was er dachte, hielt er zwar nicht zurück, wie man in vielen Interviews sehen kann, aber dennoch trat er immer in einer seiner Identitäten auf, die er wie ein Chamäleon die Farben, wechseln konnte.
Viele Biographen haben sich bereits daran versucht, dieses Phänomen Bowie zu greifen, es vielleicht sogar zu entzaubern. Persönlich getroffen haben ihn nur wenige von ihnen. Dylan Jones hat Bowie mehrfach erlebt obwohl dieser sich Im Privatleben sehr bedeckt hielt. Seit dem Herzinfarkt 2006 noch mehr, es hieß gar, er werde nie wieder auf Tournee gehen, keine neue Scheibe produzieren. Deshalb schlug die Nachricht von einer neuen Platte 2013 bei Bowie Fans ein wie eine Bombe. Und die Platte selbst ist grandios. Ein neuer Bowie, der wieder Spaß an der Musik hatte und mehr als genug Stoff, wie man merkte. Als dann nur wenige Jahre später Blackstar angekündigt wurde, ahnte niemand aus der Fangemeinde, wie es um die Gesundheit Bowies stand. Wieder zeigte er der Welt das von sich, was er für angemessen hielt, auf beste künstlerische Art und Weise. Immer hat er sich mit vielem auseinandergesetzt, Politik, Gesellschaftliches war ihm wichtig. Bücher am allermeisten.
Dylan Jones versucht in seiner Biographie über David Bowie, sich dem verehrten Musiker über viele unterschiedliche Stimmen zu nähern. Er ist selbst großer Fan, wie viele Menschen seiner und nachfolgender Generationen, beeinflusste ihn die Wandelbarkeit, die Selbstsicherheit, die mit dem häufig „schrägen“ Auftreten des Künstlers verbunden wurde, die Ausstrahlung der Person ebenso sehr wie seine musikalische Virtuosität. Dennoch verschweigt Jones nicht, dass Bowie nicht nur eine helle Seite hatte. Aber wer hat das schon, und so erfolgreiche Künstler wie er ja meist schon gar nicht.
Jones geht chronologisch vor. Erzählt immer wieder von seinen Eindrücken von Bowie, von den eigenen Erfahrungen und von seinem großen Fachwissen, dass er sich als eingefleichster Fan angeeignet hatte. In bester journalistischer Manier stellt er seine Texte den vielen gesammelten Beiträgen unzähliger Menschen aus Kunst, Film, Musik, Mode etc. an die Seite. Kaum vorstellbar, wie lange die Recherche gedauert haben muss, wie schwierig die Auswahl der unterschiedlichen Themen gewesen sein wird. Ein Berg von Informationen, der sauber strukturiert zu einem umfassenden Werk von 816 Seiten führte, das man vielleicht nicht an einem Stück runterliest, das aber durchaus einlädt, es immer wieder in die Hand zu nehmen und darin zu schmöckern. Auch für den eingefleischten Fan finden sich Überraschungen, zeigen sich nicht erahnten Facetten dieses musikalischen Genies.
Mein musikalisches Leben begleitet David Bowie seit langem. Nicht jede seiner Platten fand ich gut, ich erinnere mich an ein oder zwei, an die ich so überhaupt nicht rankam. Faszinierend fand ich neben seiner gesanglichen Range und seinem musikalischen Können - seine Songs sind immer außergewöhnlich, meist schwer zu singen und strotzen vor musikalischem Wissen und der damit verbundenen Kunst, unterschiedlichste Stilrichtungen miteinander verschmelzen zu lassen und Neues zu schaffen - seine Ausstrahlung. Erleben durfte ich es einmal live - er trat auf die Bühne und hatte das Publikum sofort bezaubert. Was es genau war, keine Ahnung. Seine Ausstrahlung war quasi physisch greifbar. Ein einmaliges Erlebnis.
Sein Tod hat mich lange bedrückt. Doch wie die vielen Menschen, die in Dylan Jones monumentaler Biographie zu Wort kommen, bin ich dankbar, dass er uns seine Musik, sein Genie hinterlassen hat. Was er geschaffen hat, war mehr als nur Musik. Blackstar ist zwar mitterweile auch bei mir eingezogen, doch anhören konnte ich sie bisher noch nicht. Das dauert wohl noch. Aber vielleicht ja beim nächsten Mal, wenn ich David Bowie - Ein Leben wieder zur Hand nehme, werde ich mich trauen ...
Dylan Jones
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Dylan Jones
Jim Morrison. Poet und Rockrebell.
David Bowie
iPod also bin ich
Dicker als Wasser
Schweigestunde.
Jim Morrison: Dark Star
Neue Rezensionen zu Dylan Jones
"Mein Name ist Dylan jones und ich bin musikabhängig..."
So lautet der erste Satz, den der wunderbar unterhaltsam schreibende Autor in seinem Werk abdrucken hat lassen.
Und genau dieser Satz zieht sich durch da gesamte Buch. Man merkt, das der Junge Ahnung von Musik hat. Ich konnte mich, da ich selbst ein Musikjunkie bin, sehr stark mit ihm identifizieren. Auch ich habe mich in den iPod verliebt und es ist bisher kein Tag vergangen, an dem ich nicht die Ohrhörer des iPods im Ohr hatte.
Das Buch ist ein wunderbares Werk. Lustig, unterhaltsam, informativ und mit dem gewissen Pepp.
Für Fans der verschiedensten Musikrichtungen gibt es auf den letzten Seiten noch verschiedene Playlists mit Best Of's verschiedener Musikrichtungen.
Kann es nur empfehlen!!!
Ganz nett...gute infos üner jimi, liest sich sehr gut. hatte aber ein merkwürdiges gefühl, als ob es frei dahergeredet wäre...schwer zu erklären...
Gespräche aus der Community
Community-Statistik
in 36 Bibliotheken
auf 4 Merkzettel