Rezension zu "Die letzten Tage von Pompeji" von E Bulwer-Lytton
Hintergrund:
Die römische Stadt Pompeji wurde im Jahr 79 nach Christus bei einem Vulkanausbruch verschüttet. Im 18. Jahrhundert wurden die guterhaltenen Ruinen wiederentdeckt und man lernte aus ihnen viel über das Alltagsleben im alten Rom. In diesem 1837 erschienen Roman versucht der Autor diese Welt wieder aufleben zu lassen. Das Buch wurde ein Bestseller und auch mehrfach verfilmt.
Inhalt:
Die beiden in Pompeji lebenden Athener Jone und Glaucus verlieben sich ineinander. Doch Jone wird von ihrem Vormund Arbaces eifersüchtig gehütet, und auch auf den schönen Glaucus wird von anderen Frauen Anspruch erhoben. Von allen Seiten werden Intrigen gesponnen, schließlich kommt es sogar zu einem Mord.
Schreibstil:
Das folgende gilt zumindest für meine Übersetzung (welche das ist, kann ich nicht sagen, da das Buch keinen Schutzumschlag mehr hat): Typisch für Texte aus der alten Zeit: schwülstig, geschwätzig, trivial. Die hohe Stirn, das klare Auge des Guten stehen den dunklen Gestalten, Schmerbäuchen und fliehenden Kinnen der Bösen entgegen. Wer da gewinnen muss, ist von vornherein klar. Dass die Handlung und die Figuren nur Vehikel sind, die uns die Stimmung der Zeit näherzubringen, merkt man leider an allen Ecken und Enden.
Mein Leseerlebnis:
Die ersten 150 Seiten (meine Ausgabe hat über 500 großgeschriebene Seiten) ziehen sich nur so dahin, dann nimmt die Handlung langsam Fahrt auf, und wird - wenn man Liebesintrigen mag - noch leidlich spannend.
Fazit: ein Klassiker, von dem man zumindest einmal gehört haben sollte. Meins ist es nicht.
Leseprobe:
Erstes Buch, erstes Kapitel:
"He, Diomed, gut, daß ich dich treffe! Wirst du heute abends bei Glaucus speisen?" fragte ein junger Mann von kleiner Statur. Er trug seine Tunika mit jenem losen und weibischen Faltenwurf, der den Lebemann und Gecken in ihm erkennen ließ.
"Leider nicht, lieber Clodius, er hat mich nicht eingeladen", antwortete Diomed, ein Mann von stattlichem Körperbau und mittleren Jahren. "Beim Pollux, eine gemeine Gaunerei! Man kennt seine Gastmähler als die besten in Pompeji."
"Nun ja - obwohl für meinesgleichen niemals genug Wein vorhanden ist. Das echte, alte Griechenblut ist es nicht, was in seinen Adern fließt. Er meint, der Wein mache ihm am nächsten Morgen einen dummen Schädel."
"Das mag auch einen anderen Grund haben, das Knausern", erwiderte Diomed mit hochgezogenen Brauen. "Bei all seinem Eigendünkel und seinen Etravaganzen ist er nicht gar so wohlhabend, als er scheinen will, glaube ich. Vielleicht tut er darum besser daran, seine Weinkrüge zu sparen als seine Weisheiten."
"Ein Grund mehr, bei ihm zu speisen, solange sein Geld reicht. Nächstes Jahr, Diomed, können wir uns einen anderen Glaucus suchen gehen."
"Er liebt außerdem die Würfel, hör' ich."
"Er liebt jedes Vergnügen, und weil er das Vergnügen liebt, Gastmähler zu geben, lieben wir ihn."
"Du sagst es treffend, Clodius! Hast du, nebenbei gesagt, jemals meine Weinkellereien besichtigt?"
"Nicht daß ich wüßte, bester Diomed."
"Schön, dann mußt du nächstens am Abend bei mir speisen. Ich habe fabelhafte Muränen in meinem Fischbehälter und will Pansa, dan Ädilen, zusammen mit dir einladen"
"Nur keine Umstnde meinetwillen! Persicos odi apparatus*, ich bin leicht zufriedenzustellen. Aber ich merke, es wird Abend. Ich will noch in die Bäder - und du ...?"
"Zum Quästor - Staatsgeschäfte, nachher in den Tempel der Isis. Leb wohl!"