Alle Bücher von E. B. Hudspeth

Neue Rezensionen zu E. B. Hudspeth

Cover des Buches The Resurrectionist (ISBN: 9781594746161)
G

Rezension zu "The Resurrectionist" von E. B. Hudspeth

Müder Versuch einer Horror-Anatomie.
glasratzvor 3 Jahren

Erneut bin ich auf ein toll aufgemachtes Horror-Buch hereingefallen. Man muss zugeben, das Buch ist schön und die Zeichnungen sind handwerklich gut - aber sonst? Sonst gibt es gar nichts.


Zuersteinmal geht es nicht, wie der Titel vermuten lassen würde, um die Geschichte eines jener Leichenräuber, die in England und den USA im 19. Jahrhundert Körper für medizinische Zwecke von den Friedhöfen gestohlen haben. Dies kommt zwar vor, spielt aber eine so kleine Nebenrolle, dass man sich fragen darf, warum der Titel gewählt wurde. Es geht vielmehr um einen Arzt jener Zeit, der unmenschliche Experimente betreibt.



Die Geschichte, also der erste Teil, fängt sehr gut an, beginnt aber spätestens ab der Hälfte zu trudeln und begibt als Dr. Spencer zum Karneval geht, auf das Niveau von drittklassiger 4chan-Creepypasta herunter. Man wartet auf eine Pointe, bekommt aber nichts außer einem Ende, das so weit offen ist, dass man es ganz bleiben hätte lassen können. Eventuell hat der Autor versucht, hier den Realismus einer Biographie zu erreichen, bei welcher ein solches Ende natürlich durchaus denkbar ist. Allerdings geht das dermaßen auf kosten der Substanz und des Horrors, dass ich nicht glaube, dass die Entscheidung gut war. Gleichzeitig bedient sich der Autor einer so gezwungen archaischen, Lovecraftesken Sprache, dass es einem die Zehennägel aufrollt.



Der zweite Teil, die Ausschnitte aus Dr. Spencers fiktivem Buch, ist nur noch lächerlich. Auch hier fehlt jegliche Substanz. Die Beschreibungen der Kreaturen sind uninspiriert, flach und geradezu langweilig. Jeder der schon einmal ein Monsterhandbuch zu einem gängigen Pen and Paper-Rollenspiel in der Hand gehabt hat, weiß, wie man es besser machen kann.
Leider trägt auch die Sterilität der ansonsten einwandfreien Zeichnungen zu dem schlechten Eindruck bei. Wenn es sich um ein Buch aus einer gewissen Zeit handeln soll, wäre es vielleicht gut gewesen, medizinische oder naturkundliche Zeichnungen aus dieser Zeit als Vorlagen zur Hand zu nehmen. Das hat der Künstler eindeutig nicht getan, sonder stattdessen moderne Exemplare verwendet. So hat man hier eben nicht Henry Gary's Anatomy of Monsters (1858) sondern eher einen Prometheus-Lehratals der Monster (2010). Das bricht deutlich mit dem Anspruch, den der Autor an den Realismus seiner Geschichte stellt.


Insgesamt wirkt die Kombination der Geschichte mit den anatomischen Darstellungen mythischer Kreaturen gezwungen. Nichts in den Zeichnungen weist irgendwie darauf hin, dass diese Wesen, wie die Erzählung besagt, von einem wahnsinnigen Chirurgen in gottlosen Experimenten geschaffen wurden. Es sind einfach Darstellungen grundlegender mythischer Wesen, wie Zentauren oder Meerjungfrauen. Ich kann mich darum des Gedanken nicht erwehren, dass die Bilder ursprünglich für einen ganz anderen Zweck gedacht waren. Vielleicht als Illustration für ein Rollenspiel-Monsterhandbuch?



Alles in allem: Ein Buch für den Kaffeetisch, das nett aussieht, aber keinerlei Substanz hat und bei näherer Betrachtung auseinander fällt.

Kommentieren
Teilen

Gespräche aus der Community

Starte mit "Neu" die erste Leserunde, Buchverlosung oder das erste Thema.

Community-Statistik

in 13 Bibliotheken

auf 4 Merkzettel

von 1 Leser*innen aktuell gelesen

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks