E. L. Doctorow

 4,1 Sterne bei 171 Bewertungen
Autor von Homer & Langley, Der Marsch und weiteren Büchern.

Lebenslauf

E. L. Doctorow, geboren 1931 in New York City, zählt zu den wichtigsten zeitgenössischen Schriftstellern Amerikas. Als Kind russisch-jüdischer Einwanderer wuchs er in der Bronx auf. Neben dem Schreiben lehrte Doctorow an der New York University. Bekannt wurde Doctorow in Deutschland vor allem durch seine Romane "Ragtime" (1975) und "Billy Bathgate"(1989). Sein aktueller Roman "In Andrews Kopf" erscheint im August 2015 bei KiWi.

Alle Bücher von E. L. Doctorow

Cover des Buches Homer & Langley (ISBN: 9783596193639)

Homer & Langley

(49)
Erschienen am 09.10.2012
Cover des Buches Der Marsch (ISBN: 9783596182008)

Der Marsch

(38)
Erschienen am 01.07.2009
Cover des Buches Ragtime (ISBN: 9783462043198)

Ragtime

(25)
Erschienen am 24.02.2011
Cover des Buches Billy Bathgate (ISBN: 9783462036602)

Billy Bathgate

(14)
Erschienen am 20.02.2006
Cover des Buches In Andrews Kopf (ISBN: 9783462048124)

In Andrews Kopf

(10)
Erschienen am 17.08.2015
Cover des Buches Das Wasserwerk (ISBN: 9783462315264)

Das Wasserwerk

(9)
Erschienen am 06.04.2017
Cover des Buches Sweet Land Stories (ISBN: 9783596182015)

Sweet Land Stories

(5)
Erschienen am 09.12.2010
Cover des Buches Ragtime (ISBN: B003EB2CY4)

Ragtime

(2)
Erschienen am 01.01.1986

Neue Rezensionen zu E. L. Doctorow

Cover des Buches Der Marsch (ISBN: 9783596182008)
Tilman_Schneiders avatar

Rezension zu "Der Marsch" von E. L. Doctorow

Tilman_Schneider
ein ganz starkes Buch

"Vom Winde verweht" und "Fackeln im Sturm" sind unvergesslich und haben uns den Amerikanischen Bürgerkrieg miterleben lassen. Doctorow verzichtet aber auf romantische und verklärte Ansichten und konzentriert sich auf die Fakten. 1865 der Amerikanische Bürgerkrieg neigt sich dem Ende zu. Die Südstaaten sind den Nordstaaten weit unterlegen und die Sklaverei scheint abgeschafft zu sein. Plantagen stehen in Flammen, die Sklaven befreit und General William T.Sherman marschiert mit sechzig Mann durch die Gebiete Georgia, North- und South Carolina. Mit dabei die junge Pearl, eine befreite Sklavin die allerdings wei? ist. Ihre Mutter hatte mit dem Massa geschlafen und sie wurde geboren. Ein Soldat verliebt sich in sie und will sie heiraten, aber sie macht ihm klar, dass wenn sie Kinder bekommen sie ihm wahrscheinlich ein "Teerbaby" schenken wird. Gemeinsam mit anderen marschieren sie durch "ihr" Land. Es gibt in diesem Krieg eigentlich keine Gewinner, denn alle verlieren. Die Nordstaaten wollen die "Nigger" nicht wirklich und so sind sie zwar frei, aber mittel- und chancenlos. Doctorows Marsch wurde schon mit mehreren Preisen ausgezeichnet und beschreibt ein eindringliches Bild über einen wichtigen Teil der Amerikanischen Geschichte. Nicht einfach, aber sehr lesenswert.


Cover des Buches Homer & Langley (ISBN: 9783596193639)
Tilman_Schneiders avatar

Rezension zu "Homer & Langley" von E. L. Doctorow

Tilman_Schneider
ein großartiges Buch

Homer und Langley leben Ende der 30er Jahre in New York. Schon früh sind die Eltern gestorben und die beiden unterschiedlichen Brüder leben vom geerbten Reichtum und haben eigenes Personal. Homer erzählt uns die Geschichte und beschreibt alles auf seine ganz besondere Art, denn er ist schon früh erblindet und langsam stellt sich auch ein Gehörverlust ein. Mit Ehrgeiz und starkem Willen beginnt er Klavier zu spielen. Langley trägt tiefe seelische Wunden aus dem Ersten Weltkrieg mit sich herum und bringt eine eigene Zeitung auf den Markt. Die Liebe ist für die Beiden ein sehr wichtiges Thema, aber allzu oft ziehen die Frauen so schnell wieder aus ihrem Leben fort wie sie gekommen sind. Der Zweite Weltkrieg, der Koreakrieg und der schwindende Reichtum beschäftigt Homer und Langley. Aber dennoch bauen sie sich in ihrem voll gestopften Haus ihren eigenen Kosmos aus.
E.L. Doctorow hat ein großartiges Buch geschrieben, dass auf Teilen einer wahren Geschichte basiert. Ausgefeilte Sprache und hervorragende und zum Teil kuriosen Charaktere.

Cover des Buches Das Wasserwerk (ISBN: 9783462024012)

Rezension zu "Das Wasserwerk" von E. L. Doctorow

Ein LovelyBooks-Nutzer
Und ewig lockt das Leben

New York im Jahre 1871.

Stellen Sie sich vor, Sie sehen Ihren Vater in einem von Pferden gezogenen Omnibus.
Stellen Sie sich vor, er sitzt dort zusammen mit ein paar anderen alten Herren und schaut gänzlich unverwandt durch Sie hindurch.
Stellen Sie sich vor, all dies passiert einige Monate nach der Beerdigung Ihres Vaters.

Würden Sie an sich zweifeln? An der Klarheit Ihrer Sinne? Oder würden Sie plötzlich alles Geschehene in Frage stellen?

Der amerikanische Autor Edgar Lawrence Doctorow lässt seine Romanfigur Martin Pemberton genau diesen Albtraum durchleben. Martin, der als freier Journalist für mehrere Zeitungen arbeitet, gilt als schwermütig. Er ist hochsensibel, klug und äußerst eigenwillig. Als Schreiberling verdient er wenig und schlägt sich mehr schlecht als recht durch – doch dieses entbehrungsreiche Leben ist frei gewählt. Als Sohn des vermögenden Augustus Pemberton hätte er sich auch einfach auf dem Reichtum des Vaters ausruhen und den Luxus genießen können, doch Martin unterscheidet sich grundlegend von seinem Vater: Martin hat ein Gewissen.

Das Vermögen des Vaters basiert auf der Kunst, billig produzierte und mangelhafte Ware an möglichst viele Menschen zu verkaufen, ohne sich dessen zu schämen. Außerdem gehörten dem alten Pemberton Sklavenschiffe, mit denen er sich noch ein ordentliches Sümmchen dazuverdiente.

Alles in allem der blanke Horror für einen jungen Mann mit dem Herzen am rechten Fleck und Anlass genug, sich in Grund und Boden zu schämen für seinen Vater. Bereits früh ließ sich Martin daher enterben. Alles schien besser, als von diesem unmoralischen Vater abhängig sein zu müssen.

Und nun steht genau dieser aufrechte Kerl vor McIlvaine, dem Chefredakteur der New Yorker Zeitung  „Telegram“, und erzählt ihm im Brustton der Überzeugung, dass sein verstorbener Vater noch lebt. McIlvaine nimmt ihn keine Sekunde lang ernst. Abgesehen davon, dass Martin ein cleverer Bursche ist, ist er nämlich auch dem Alkohol nicht abgeneigt – eine Erklärung für seine merkwürdigen Äußerungen ist also schnell gefunden.

Doch dann verschwindet Martin Pemberton von der Bildfläche und McIlvaine beginnt, sich Sorgen zu machen und sich zu fragen, ob sein freier Mitarbeiter nun den Verstand verloren hat oder ob hinter dieser absurden Behauptung vielleicht doch mehr steckt, als er bislang ahnte.

Die Stimme, die erzählt und den Leser durch die Geschichte trägt, gehört McIlvaine. Er ist der Ich-Erzähler, der das Geschehene mit größerem zeitlichen Abstand formuliert. Da er eine allwissende Position hat, den Ausgang der Geschichte bereits zu Beginn kennt, ihn aber nicht verrät, sind die Grenzen zum auktorialen Erzähler verwischt.

Doctorow lässt McIlvaine den Leser immer wieder direkt ansprechen, was ein interessanter Schachzug ist:

Und wenn Sie wissen wollen, ob jemand noch am Leben ist, was tun Sie dann? Sie gehen natürlich ins Leichenschauhaus. Ins Archiv.

Viele Sätze werden von Auslassungspunkten zerfetzt. Das verdeutlicht das Rohe, das Zögerliche, das Noch-nicht-Fertige – fast ein wenig, als wäre es gar keine Niederschrift sondern eine mündliche Berichterstattung, bei der der Erzähler, während er redet, noch überlegt, wie er das Kommende eigentlich ausdrücken soll.

Wenn Sie es sich recht überlegen, leben wir vorwiegend aus Gewohnheit weiter … wartend … aufrechterhalten von vorübergehenden Vergnügen … oder von Neugier … oder von diffusen verzweifelten Kräften … einschließlich der Bosheit … nicht aber von jener stärkenden Zukunftsvision, die sich nur in jener heimlichen Empfänglichkeit rührt, die jeder sehen kann außer den beiden, die sich töricht … anstarren.

Man ahnt, dass, wenn ich mich so früh schon auf formale Themen stürze, mich das Buch nicht sonderlich gefesselt haben kann. Sonst gäbe es andere Dinge zu berichten. Und in der Tat ist es so, ich habe mich schwer getan mit „Das Wasserwerk“.

Der Plot an sich ist spannend, keine Frage: Mitarbeiter verschwindet, Chef wird unruhig, forscht nach und stößt auf … eine Riesengeschichte. McIlvaine geht bei seiner Recherche akribisch und professionell vor, als wäre er ein Detektiv oder gar ein Polizist. Und tatsächlich holt er sich bei einem Gesetzeshüter namens Edmund Donne auch Hilfe bei seiner Suche nach Pemberton junior. Nach etwa einem Drittel des Romans fällt das erste Mal der Name Dr. Sartorius – der Arzt, der Augustus Pemberton zuletzt betreute und von dem seine (übrigens sehr junge) Witwe ein knappes Telegramm bekam, in dem er ihr den Tod ihres Mann mittteilte. Nach und nach wird klar, dass dieser Arzt der Dreh- und Angelpunkt des Geschehens ist. Ein Mediziner, der sich im Bürgerkrieg verdient gemacht (er konnte rasend schnell amputieren, was ihm die Verletzten von Herzen dankten) und innovative neue Verfahren entwickelt hatte, die jedoch von seinen Medizinerkollegen des Ärzteverbandes skeptisch beäugt wurden.

McIlvaine und Donne machen sich auf, mehr über diesen ominösen Arzt herauszufinden. Rasch zeichnet sich das Bild eines skrupellosen Forschers ab, der im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen geht, um sein neues Projekt voranzubringen … Und so stoßen die beiden Spürnasen dann auch auf des Rätsels Lösung.

Vielleicht bin ich zu wenig „amerikanophil“, aber ich kann es nicht beschönigen: Mich haben die vielen ausführlichen Beschreibungen der amerikanischen Gesellschaft im ausgehenden 19. Jahrhundert, die Doctorow geschickt in seine Erzählung einflicht, nicht sonderlich gefesselt. Viele davon gibt es innerhalb dieses Romans, bei den meisten juckte es mich in den Fingern, einfach rasch vorwärtszublättern, da ich ein zu ungeduldiger Leser bin. Für meinen schlichten Geschmack hätte das Buch deutlich entschlackt werden dürfen, um die spannenden „Elemente des Detektiv- und Schauerromans“, wie sie so schön auf der letzten Umschlagsseite* genannt werden, etwas mehr in den Vordergrund zu bringen.

Und doch fallen mir ad hoc gleich 5 Leute in meinem Umfeld ein, von denen ich weiß, dass sie dieses Buch genau wegen dieser vielen Abschweifungen lieben werden. Doctorow versteht sich auf sein Handwerk, er kann fabulieren und formulieren, er hat gut recherchiert – und doch berühren mich seine Geschöpfe nicht, die Personen bleiben mir alle fern und fremd, sie kommen nicht an mich ran. Es liegt also weniger am Buch als an mir, dass das nicht so passte mit uns beiden.


* Der Verlag stellte mir freundlicherweise das im April neu erschienene eBook als Rezensionsexemplar zur Verfügung. Ich stellte jedoch wiedereinmal fest, dass ich mit eBooks nicht klarkomme und ich kaufte mir dann noch ein gebundenes, echtes, richtiges Exemplar des Titels. Daher die Umschlagsseite …

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Zusätzliche Informationen

E. L. Doctorow wurde am 06. Januar 1931 in New York City (Vereinigte Staaten von Amerika) geboren.

E. L. Doctorow im Netz:

Community-Statistik

in 250 Bibliotheken

auf 23 Merkzettel

von 7 Leser*innen aktuell gelesen

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