Rezension zu "Werke" von E. M. Cioran
Eine inhaltlich umfassende, sich logisch aufbauende Besprechung zu diesem 50kg-Ungetüm werde ich und will ich nicht schreiben. Den Inhalt, die Biographie, usw. kann man überall nachlesen. Soll Suhrkamp einen Blöden finden der diesen Titel zurecht – ganz rational gesehen – in den Himmel lobt, mir geht es in den folgenden Zeilen ausschließlich darum meine persönlichen Erfahrungen mit dem Buch zu beschreiben.
Das komplette Buch habe ich nie gelesen. Über die Jahre habe ich insgesamt wohl deutlich mehr Seiten aus diesen gesammelten Werken gelesen als sie laut Inhaltsangabe überhaupt haben, dennoch überkommt mich stets wiederkehrend, wenn ich meine mittlerweile schon ganz ramponierte Ausgabe in die Hand nehme, das Gefühl eines neuen Anfangs.
Es ist wahrscheinlich nicht einmal wichtig, die Werke in chronologisch korrekter Reihenfolge zu lesen. Cioran war ein Aphoristiker und hat sich immer wieder gegen Systematiker ausgesprochen, die sich in seinen Augen lächerlich machen würden und noch dazu die Leserschaft belügen müssten.
Quereinstiege sind also möglich, was den mehr als 2000 eng bedruckten Seiten die abschreckende Wirkung nimmt. Es ist vermutlich nicht einmal möglich dieses Werk so zu lesen, wie man ein Buch normalerweise liest. So richtig mit von vorne nach hinten und alles dazwischen. Cioran hat ausschließlich in Phasen der Depression, Vereinsamung, Schlaflosigkeit und Sinnlosigkeit geschrieben. Macht dies das Buch einseitig? Ja, tut es, aber dass macht nichts. Die Blickrichtung auf Philosophie, Leben, Sterben, Kultur usw. wird nicht gewechselt, aber die Gedanken und Überlegungen Ciorans sind erfrischend, originell und, was aufgrund der bevorzugten Themenkomplexe doppelt absurd scheint, sogar aufmunternd. In seinen Werken gehen das Negative und das Lächerliche oft Bund ein, der den schweren Dingen den Druck raubt. „Ohne die Idee des Selbstmordes hätte ich mich schon lange umgebracht“ ist da so eine aufhellende Überlegung, die 1000x aufrichtiger, aufmunternder und wahrer ist als die durchschnittlich „Du hast so vieles, wofür es sich zu leben lohnt“-Dummschwätzerei.
[Keine Zeit mehr, wird aber fortgesetzt]