Cover des Buches Cyberempathy (ISBN: 9783947147472)
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Rezension zu Cyberempathy von E.F. v. Hainwald

Für mich ein absolutes Jahreshighlight!

von buchlilie vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Ein faszinierendes und höchst bildgewaltiges Meisterwerk, das zum Nachdenken anregt.

Rezension

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buchlilievor 6 Jahren
Cover

Schon während des ersten Betrachtens der nach menschlichem Vorbild erbauten Maschine, die sich zu einem aus dem Boden ragenden Pflänzchen hinabbeugt, wurde bei mir im Inneren etwas ausgelöst. Die Szene berührte mich zutiefst, obwohl mir der Inhalt noch völlig unbekannt war, und ließ mich sogleich über ihre Metaphorik sinnieren. Geht es in dieser Geschichte womöglich um die Suche nach dem Ursprünglichen, Menschlichen, Seelischen? Zu welcher Interpretation andere Betrachter auch kommen mögen, für mich persönlich ist das Cover mit seinem grünlichen Leuchten und technischen Touch insgesamt wunderbar auf den Inhalt abgestimmt.


Meine Meinung

„Bin ich nur ein Werkzeug ohne Rechte? […] Was bin ich?“ (Cyberempathy, Pos. 5624)

Dieser Roman ist ein wahrliches Meisterwerk! E.F. v. Hainwald zeichnet mit „Cyberempathy“ höchst bildgewaltig ein lebhaftes Zukunftsszenario, das den Leser in seiner Ambivalenz sowohl effektiv fasziniert wie schockiert. Die Oberstadt zieht einen mit ihren schillernden Zügen unmittelbar in ihren Bann, imponiert geradezu mit all ihren medizinischen Verheißungen auf ein langes, gesundes Leben. Die angewandten Technologien am Menschen wirken in der futuristischen Umgebung Skyscrapes ironischerweise vollkommen natürlich, doch der Autor versteht sich darauf, auch die Kehrseiten des genetischen und kybernetischen Fortschritts schrittweise zu offenbaren. Die größte Errungenschaft der Menschheit, das emotionsübertragende Cybernet, soll zwar Kriege beendet und die Menschheit Besonnenheit gelehrt haben. Es kommen aber unmittelbar auch Zweifel bezüglich der Privatsphäre auf. Meiner Meinung nach liegt die ungemeine Stärke der Geschichte somit nicht in den sichtbaren Tatsachen, die über alle Maße beeindrucken, sondern darin, dass sie den Leser die vorgeführte Harmonie auf moralischer Ebene hinterfragen lassen. Wie stark darf Technik in Organismus und Psyche eingreifen? Ab wann kehren die Vorteile ins Negative? Und was zeichnet einen Menschen im Kern eigentlich aus? Vertieft werden diese Fragen schließlich durch eine starke Kontrastierung, d. h. durch die Erfahrungen des Helden in der Unterstadt.

Emotionen sind der Schlüssel zum Verständnis des Romans. Tiefgründige Dialoge treiben die Handlung zielgerichtet voran, ohne zu übereilen. Die Spannung rührt letztlich vor allem von zwischenmenschlichen Beziehungen, aber auch wohldosierter Action und jede Menge Humor. Ich musste mehrmals wirklich lachen! Dadurch wird es dem Leser auch erleichtert, die eigentliche Schwere der Thematik besser zu verarbeiten. Positiv ist ebenso, dass der Geschichtsverlauf eine andere Richtung nimmt, als man nach dem ersten Drittel annimmt. Meine Vermutungen bezüglich dessen haben sich jedenfalls nicht bestätigt, etwas, das bei Dystopien eher eine Seltenheit darstellt. Durch den lockeren Schreibstil des Autors konnte ich mich darüber hinaus gut in die Charaktere hineinversetzen. Leon, Rade, Lux, Skylinn – sie alle haben sich widerstandlos in mein Herz geschlichen, weil sie so herrlich authentisch und eigen sind.

Fazit

Den Leser erwartet hier Unterhaltung auf höchstem Niveau, die zugleich sehr nachdenklich stimmt. E.F. v. Hainwald führt mit „Cyberempathy“ grandios Chancen und Risiken fortschrittlicher Technologie vor Augen, und ergründet das menschliche Dasein auf beeindruckende Weise. Ich vergebe fünf Sterne.
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