Rezension zu "Die Comedian Harmonists" von Eberhard Fechner
Ob jung oder alt, die Stücke, die die Comedian Harmonists während ihrer Karriere in den zwanziger und dreißiger Jahren aufgenommen haben, hat wohl jeder schon einmal gehört, und sei es nur im Werbefernsehen. Evergreens wie "Mein kleiner grüner Kaktus", "Veronika, der Lenz ist da" oder auch deutsche Volkslieder und klassische Stücke wurden von diesem Sextett a capella, also ohne Instrumente dargeboten und rissen das Publikum damals zu Begeisterungsstürmen hin.
Mehr als das wusste ich bis dato über die Truppe nicht, bis mir diese Biografie in die Hände fiel. Darin werden zunächst die sechs Lebensläufe separat skizziert, in weiteren Teilen entfaltet sich dann die musikalische Geschichte der talentierten Herren. Dabei wählt der Autor einen cleveren Weg, um diese so authentisch wie möglich erzählen zu lassen. Aus diversen Interviews mit den Künsterin und ihren Frauen setzt er in O-Tönen die Geschichte zusammen, so entfallen Wertungen und Interpretationen einer fremden Person gänzlich, was dem Buch sehr zugute kommt.
Klar war mir bewusst, in welcher Zeit die Comedian Harmonists ihre Erfolge feierten, aber erst beim Lesen der Buches entfaltete sich füür mich der ganze Schrecken des aufkommenden Naziregimes für die Künstler. Drei davon waren "Arier" und hatten nichts zu befürchten, die anderen drei wurden diskreditiert, verfolgt und bekamen Auftrittsverbot in Deutschland. Eine Katastrophe für das so eingespielte Team, künstlerisch wie menschlich. Die bedrohliche und bedrückende Stimmung, die in dieser Zeit entstand, kommt durch die Originalzitate erst so richtig rüber, und ich war des öfteren beim Lesen ziemlich bewegt und ergriffen. Unglaublich, wie Kunst und Kultur unter der Politik leiden mussten, von den Menschen ganz zu schweigen...
Selten habe ich eine Biografie gelesen, die mich so bewegt und begeistert hat wie diese. Die Menschen hinter den Liedern sind für mich lebendig geworden, und hätte ich früher eher gesagt: "ach, diese ollen Gassenhauer", werde ich mir heute das eine oder andere Stück mit ganz anderem Wissen zu Gemüte führen. Danke an den Autor für diese grandiose Erweiterung meines Horizontes!