Rezension zu "Jetzt!, Die Kraft der Gegenwart, 52 Inspirationskarten" von Eckhart Tolle
Es gibt ja schon lange viele Ratgeber für ein besseres Lebensgefühl. Gerade das bewusste Erleben des Moments wird oft erwähnt, das bewusste Wahrnehmen des Augenblicks, der inmitten des stressigen Alltags viel zu flüchtig dahingeht und uns die Zeit sozusagen davonläuft, ohne dass wir etwas davon tatsächlich spüren.
Das weiß man. Aber wie so oft wenn man weiß, dass etwas anderes besser wäre, hapert es an der Umsetzung.
Dieses Buch wurde mir einer lieben Freundin empfohlen. Nur deshalb hab ich es mir geholt, weil ich in dem überschwemmten Markt von "esoterischen Ratgebern" sehr kritisch gegenüberstehe.
Und ich kann nur sagen: das Lesen in diesem Buch war ein Akt der Befreiung.
Wie Eckhart Tolle beschreibt, was uns alle so sehr an unsere Probleme klammern lässt, ist nicht leicht zu verdauen. Man sollte Veränderungen gegenüber offen sein, aber wenn man viele Probleme mit sich herumträgt, sollte man auch Chancen nutzen die zeigen, wie man diese hinter sich lässt.
Viele Menschen leiden an dem ständigen Gedankenkarussell, was einfach nicht zur Ruhe kommt. Das Grübeln über die Vergangenheit, die Sorgen über die Zukunft, das alles beschäftigt die meisten - dabei sind diese Gedanken völlig bedeutungslos.
Ja, ich musste da auch erstmal schlucken. Aber was ist unsere Vergangenheit? Es sind Erinnerungen, nicht mehr. Sie haben uns geprägt, natürlich, aber wir können sie nicht ändern.
Und die Zukunft: eine Illusion. Denn egal welche Gedanken wir uns darüber machen, welche Luftschlösser wir bauen oder welche Schreckensszenarien wir uns vorstellen, wir werden nicht wissen, was morgen ist, oder in einem Jahr oder in 20.
Es ist tatsächlich sinnlos, darüber nachzudenken, weil alles, was wir tatsächlich bewusst erleben, ist die Gegenwart. Das Jetzt. Eine endlose Schleife des Augenblicks.
Eckhart Tolle hat sehr schön beschrieben, wie man sich von dem Verstand lösen kann, dieser Denkmaschine die uns ständig mit Problemen konfrontiert, die noch gar nicht da sind. Was natürlich nicht heißt, dass man nicht zur Tat schreiten sollte. Man kann Situationen entgehen, sie verändern - oder sie akzeptieren. Sie so nehmen wie sie sind, aber eben positiv.
Das heißt, wenn ich jetzt arbeiten muss, gehe ich nicht dorthin mit dem Gefühl, dass es mich nervt, sondern mit einer positiven Einstellung, das ich das, was ich mache, mit Freude tue. Ob das jetzt Arbeiten ist, putzen, im Stau stehen ... wenn ich es nicht ändern kann, ziehe ich etwas positives heraus. Dieses Gefühl ist eine große Erleichterung, zumindest für mich.
Dazu kommt das Besinnen bzw. das Bewusstwerden des inneren Lichts, das wir alle in uns tragen. Ja das hört sich auch wieder sehr esoterisch an. Aber für mich ist schon lange klar, dass wir alle dieselbe Energie ins uns tragen. Die Lebensenergie, das Licht, manche nennen es Gott - wie auch immer, an Worten sollte man sich nicht festhalten. Wir alle sind aus Sternenstaub und wir alle sind miteinander verbunden.
Und wenn man das wiederfindet, sich dessen bewusst wird, kann man zwar traurig sein, wütend, freudig, aber man weiß, dass alles in Veränderung begriffen ist. Während man in sich diesen Ruhepol hat. Diesen inneren Frieden, der immer da ist, auch wenn von außen schwierige Situationen oder Menschen auf einen treffen, die man aber annimmt und viel besser damit umgehen kann. Weil man auf diesen Ruhepol in sich zurückgreifen kann.
Ich kann das natürlich nicht so gut beschreiben und ich weiß, das viele damit nichts anfangen können. Aber es beinhaltet eine tiefe Gelassenheit, die hilft, mit allen Widrigkeiten auf eine Art umzugehen, die mich nicht jedes Mal in ein bodenloses Loch fallen lässt, sondern mir hilft, es anzunehmen und daran zu arbeiten. An mir und meiner Einstellung.
Unser "Glück" oder unsere Zufriedenheit von äußeren Umständen abhängig zu machen ist nie ein guter Weg. Da werden wir immer scheitern oder nur kurzweilig Glück verspüren. Wir selbst haben die Kraft, das Gute in uns zu spüren, das zufriedene Gefühl, das positive, die Energie - und wenn wir uns dessen bewusst sind, kann uns "von außen" nichts mehr so erschüttern.
Für mich jedenfalls war es eine Erinnerung an vieles, was ich schon wusste, aber im Alltag wieder vergraben hatte und auch eine Entdeckung von neuen Möglichkeiten, mit mir selbst und meinem Leben friedvoller umzugehen.