Cover des Buches Jacky Ickx (ISBN: 9783927458741)
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Rezension zu Jacky Ickx von Ed Heuvink

Held meiner Kindheit

von Glineur vor 8 Jahren

Rezension

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Glineurvor 8 Jahren

s ist die Rede von Jacques Bernard Ickx, besser bekannt als Jacky Ickx, aus Belgien. Er wurde am 1. Januar 1945 als Sohn eines belgischen Motorsportjournalisten geboren. Die ersten Erfahrungen im Motorsport sammelte er, als er mit einer Zündapp an Trialveranstaltungen erfolgreich teilnahm. Später wechselte er zum Automobilsport und sammelte seine erste Erfahrungen bei Bergrennen. Seine Popularität wuchs dann durch Siege im Tourenwagen – u.a. BMW 700 und Lotus Cortina - Mitte der 1960er Jahre, die ihn dann in die internationale Szene führten. Bei Langstreckenrennen, vor allem in Le Mans und Spa-Francorchamps setzte er Akzente. Seinen Durchbruch hatte er mit dem Sieg 1965 bei den 24 Stunden von Spa, gemeinsam mit seinem Teamkollegen Armin Hahne. Zwei Jahre wurde Ickx erster Europameister der 1968 neu geschaffenen Formel 2 und schaffte den Einstieg in die Formel 1 und wurde dort zweimal Vize-Weltmeister. Einen fürchterlichen Feuerunfall bei einer unverschuldeten Kollision, überlebte er bei Grans Prix von Spanien im Jahr 1970 nur knapp.

Seinen Ruf als vielseitiger Rennfahrer verrät sein Beiname "Monsieur Le Mans", denn Jacky Ickx gewann die 24 Stunden von Le Mans 6-mal. Unvergessen bleibt der Sieg von Ickx in Le Mans im Jahr 1969, als er sich mit Hans Herrmann selbst nach 24 Stunden noch ein Duell bis in den letzten beiden Kurven lieferte. Weitere Stationen seiner Karriere sind die Titelgewinne der Langstreckenweltmeisterschaft in den Jahren 1982 und 1983. Damit ist Jacky Ickx der erfolgreichste Sportwagenrennfahrer aller Zeiten. Ferner gewann er zudem 1983 mit Copilot Claude Brasseur – Franzose und Schauspieler - die Rallye Paris-Dakar mit einem Mercedes 280 GE und die amerikanische Can-AM Serie im Jahr 1979. Am 1. Januar 2015 feierte Jacky Ickx seinen 70. Geburtstag.

Der vorgestellte Bildband ist zugleich eine Chronologie seines Lebens als Motorsportler ab dem Jahr 1963. Ed Heuvink gliedert dies in verschiedene Kapitel, die teils einzelne Jahre berücksichtigen, teils mehrere Jahre zusammenfassen. Beispielsweise fasst er die Jahre 1963 bis 1966 unter den Begriff „Die ersten Jahre im Motorsport“. Von 1967 bis 1974 wird jedes Jahr der vielseitigen Karriere in einzelnen Kapiteln betrachtet. Seine weiteren Stationen als Rennfahrer fasst Heuvink dann bis zum Jahr 2000 wieder in Kapiteln zusammen, die immer mehrjährige Stationen des Jacky Ickx während seiner Rennfahrer- und Rallyekarriere, beschreiben.

Aber es kommen auch eine Vielzahl seiner Weggefährten zu Wort, unter anderem Rennfahrer wie Brian Redman, Derek Bell, Jackie Oliver oder Jochen Mass, die in vielen Langstreckenrennen mit ihm ein Fahrzeug pilotieren und auch gemeinsam mehr als einen Erfolg errangen. Vor allem Bell kann auf mehrere Siege gemeinsam mit Ickx bei den 24 Stunden von Le Mans zurückblicken. Ebenso war auch das Doppel Mass/Ickx seit den 70er bis Mitte der 80er Jahre gemeinsam unterwegs und immer wieder für das Porsche-Werksteam sehr erfolgreich. Umso interessanter ist die Art und Weise, wie Jochen Mass den Belgier charakterisiert und neben dem sportlichen Aspekt auch die besondere menschliche Art des Belgiers darstellt.

Andere positive Erinnerungen beschreibt der Brite Brian Redman, der mit Ickx gemeinsam in den 70er und 80er Jahren verschiedenste Langstreckenrennen bestritt, gemeinsam siegten, gemeinsam Niederlagen erlebten, aber auch 1979 bei den 24 Stunden von Le Mans gemeinsam die Erfahrung machten, wie es sich anfühlt, disqualifiziert zu werden. Grund war eine Panne werden des Longruns. Der Fahrer darf – abseits der Boxen bei solch einem Stop am Streckenrand - alles versuchen, das Auto wieder zu starten, aber fremde Hilfe -wie in diesem Fall dann geschehen – ist verboten.

Gemischte Gefühle hat anscheinend der dreifache Weltmeister in der Formel 1, Jackie Stewart aus Schottland. Beide sind Ende der 60er und in den ersten Jahren der 70er gelegentlich aneinander geraten, da Stewart für höhere Sicherheitsstandards dauernd auf die Barrikaden ging, Ickx aber nur einfach fahren wollte und da manchmal Einzelgänger war. Stewart beschreibt ihn als „kompliziert“ oder „manchmal egoistisch“, stellt aber sachlich fest, dass es im Grunde eher verwunderlich ist, dass ihm der WM-Titel in der Formel 1 nie glückte.

Unabhängig von mehreren verschiedenen Beschreibungen seiner Wegbegleiter ist das Vorwort von dem US-Amerikaner Mario Andretti nicht zu vergessen, jener Andretti, der auch wiederholt mit Ickx Langstreckenrennen bestritt und mit ihm als Teamkollege bei Ferrari auch in der Formel 1 zu Beginn der 70er Jahre ein Team bildete. Außerhalb des Rennsports nennt er ihn einen Freund und innerhalb der gemeinsamen Jahre als Rennfahrer einen „traumhaften Teamkollegen“.

Über die Biographie hinaus nehmen die großformatigen Fotos einen eindrucksvollen Teil der rund 240 Seiten ein. Manches in schwarz-weiß und den 60er Jahren geschuldet, aber vieles in Farbe fotografiert, zeigt die Sationen des Jacky Ickx im Motorsport umfangreich und auch sehr gelungen dar. Eine Vielzahl von Fotografen, die im Impressum genannt werden, runden jenes umfangreiche Werk von Ed Heuvink mit sehr hochwertigen und ausdrucksvollen Fotos ab. Klasse Rennsportbilder, aber auch manches Porträt des Belgier von den 60er Jahren bis in die heutige Zeit zeigen sympathisch, wie sich aus einem schönen Jungengesicht ein charismatisches Antlitz über Jahrzehnte entwickelte.

Besonders erfreulich ist, dass der Hardcover-Einband stabil und in Hochglanz ein Schmuckstück ist. Aber auch die 240 Seiten sind aus schwerem und qualitativ sehr wertigem Papier, was die vielen großformatigen Farbbilder zusätzlich aufwertet.

Für solche Bildbände aus dem Motorsport nicht ungewöhnlich ist, dass das Werk in zwei Sprachen verfaßt ist: die jeweils links Spalte jeder Seite ist deutschsprachig, während die rechte Spalte in englischer Sprache verfaßt ist, wobei ein Schmunzler gestattet ist, da aus unerfindlichen Gründen in einem Kapitel in der englischen Fassung ein ehemaliger Teamchef von Ickx korrekt Carl Haas heißt, in der deutschen Übersetzung ein Carl „Hass“ aus dem US-Amerikaner wird, für den Ickx 1979 die Can-Am-Serie auf dem nordamerikanischen Kontinent die Meisterschaft gewann.

Fazit: für Freunde des Motorsports ist dieser Bildband nicht nicht ein Leckerbissen für Fans von Jacky Ickx, denn neben den biographischen Zügen sind auch die sachlichen Informationen hoch interessant. Allerdings ist es auch nicht verwunderlich, denn der Autor Ed Heuvink gilt als einer der „Kenner“, wenn es um Motorsport oder Porträts von Rennfahrern, wie er auch eindrucksvoll 2010 mit dem Bildband „Jo Siffert - Die Schweizer Rennfahrer-Legende“ bewies.

Dieses Werk ist rundum gelungen und mit größter Kompetenz verfaßt worden und geht in Schulnoten klar mit einer „eins plus“ über die Ziellinie.

Jean-Louis Glineur

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