Mittlerweile schaue ich mir bei jedem Buch eigentlich die Leseprobe an, damit ich Flops vermeide und mir einen bestmöglichen Eindruck der Geschichte machen kann. Diese Geschichte hier wirkte in der Leseprobe verdammt gut und ich war so neugierig zu erfahren, wie Connor und Ava nach 15 Jahren aufeinander reagieren.
Der Schreibstil war soweit angenehm und der Humor gefiel mir wirklich gut. Connors sarkastische Art hätte ihn mir sofort sympathisch gemacht, wenn er nicht so wahnsinnig schroff zu Ava gewesen war. Ava, der er laut eigener Aussage die 15 Jahre im Knast zu verdanken hat, was in meinen Augen kompletter Schwachsinn ist. Einerseits konnte ich seine Wut verstehen und nachvollziehen, andererseits war sie so derart Fehl am Platz, dass ich ihn an Avas Stelle einfach rausgekickt hätte. Allerdings ist Ava die Art Frau, die ohne Mann nicht in ihrem Leben klarkommt, was mich unheimlich genervt hat.
Natürlich ist mir klar, dass Ava ein Missbrauchsopfer ist. Aber sie blüht förmlich in dieser Rolle auf. Sie ist introvertiert, schüchtern, ängstlich, kriegt den Mund nicht auf und holt sich keinerlei Hilfe, sondern leugnet ständig, dass sie von ihrem Ehemann misshandelt wird, obwohl es offensichtlich ist. Sie hat liebe Pflegeeltern und eine beste Freundin, die sich um sie sorgen, aber das kümmert sie alles nicht. Das könnte ich nachvollziehen, wenn eine Entwicklung ihres Charakters stattfinden würde, in der sie selbstsicherer und vor allem klüger wird. Leider bleibt Ava die ganze Zeit so dumm und naiv, dass es weh tut und ich nur den Kopf darüber schütteln kann, wie sie so blöd sein kann.
Die Handlung fängt stark an, schwächt aber sehr bald ab und nach 67 % habe ich nur noch überflogen und bei wichtigen Stellen gelesen, weil sich die Gedankengänge von Ava und Connor nur im Kreis drehten. Man liest zigmal die gleichen Dinge und ich als Leser habe mich irgendwie veräppelt gefühlt. Traut man mir nicht zu, dass ich mir Dinge länger als 5 Seiten behalte? Die Geschichte wird so enorm langatmig und damit auch langweilig, dass mir der Spaß wirklich abhandengekommen ist und ich mich nur noch durch die Geschichte gequält habe. Das Ende war nicht wirklich überraschend und genauso wie den Rest der Geschichte finde ich es viel zu lang gezogen. Da driftet es dann auch schon in das kitschige ab. Ich lese gerne darüber, wie es mit Figuren nach der Geschichte weitergeht, aber ich glaube, hier war es mir einfach too much. Überraschungen und Wendungen gab es nicht und für mich war die Geschichte absolut vorhersehbar, was ich schade finde, weil ich wirklich Potenzial gesehen habe und mich total aufs Lesen gefreut hatte.
Mir fehlt es gänzlich an Inhalt. Dadurch, dass immer wieder das Gleiche erzählt und durchgekaut wird, verwandelt sich die Geschichte in ein zähes Etwas. Dabei können weder die - leider - unsympathischen Figuren, noch die mangelnde Atmosphäre etwas ändern. Zudem liest es sich teilweise so, als würde die Autorin sich gänzlich selbst in den Spiralen der nervigen Gedanken ihrer Figuren verlieren und wüsste gar nicht mehr, was überhaupt ihr Ziel ist. Wofür ist diese Szene da? Weshalb führen sie dieses Gespräch? Man liest Dinge, ohne zu verstehen, was sie einem sagen sollen. Total oft wirkte es, als würden Connor und Ava einfach aneinander vorbeireden, weil sie gar nicht auf das eingehen, was der andere sagte, was bei mir zu dezenter Verwirrung führte.
Dementsprechend kann ich hier leider keine Leseempfehlung aussprechen. Obwohl die Idee wunderbar klang, wurde die Umsetzung völlig in den Satz gesetzt und mehr als 2 Sterne, kann und möchte ich hier nicht vergeben, weil mich das Buch an so vielen Stellen enttäuscht hat.