Rezension zu Der Nazi & der Friseur von Edgar Hilsenrath
Rezension zu "Der Nazi & der Friseur" von Edgar Hilsenrath
von yofresh
Rezension
yofreshvor 17 Jahren
Ein 30 Jahre altes Buch wirft die alte Frage wieder auf: Darf man über den Nationalsozialismus lachen? Ja, man darf. Lange war das Buch lediglich in den USA erhältlich, weil man dachte, man könnte den Deutschen kein Buch zu lesen geben, in dem ein SS-Oberscharführer zum jüdischen Friseur wird. Die Geschichte: Max Schulz, Sohn einer Hure, wird am selben Tag geboren, wie Itzig Finkelstein (wobei aber der arische Max Schulz die "typisch jüdischen Merkmale (krumme Nase, Froschaugen)" hat (herrlich, wie Hilsenrath hier die Argumente des Regimes vorführt). Max Schulz wird von seinem Steifvater missbraucht. Max lernt das Friseurhandwerk beim Vater von Itzig. Die beiden Jungen werden Freunde, aber durch die NS-Zeit gespalten. Nach 1945 schlüpft Max in die "Haut" von Itzig und gibt sich nun als Jude aus. Er wird in Israel zu einem sehr angesehenen Friseur. Doch in seinem inneren tobt ein Kampf. Immer mehr offenbahrt er sich, da er insgeheim doch für seine Sünden büsen möchte. Aber zwischenzeitlich glaubt ihm niemand mehr. Fazit: Edgar Hilsenrath hat in diesem Buch mit seinen Erinnerungen abgerechnet und ein faszinierendes Buch geschrieben. Als überlebender der NS-Zeit darf er sich das auch erlauben! Das Buch bleibt dem Leser noch lange in Erinnerung und ist ein faszinierendes Buch, eine Abrechnung mit dem "was ist möglich". Schön, dass es so ein Buch geben kann und darf!